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Sieben Monate nach dem Mord an einer 46-jährigen Frau im Göppinger Rubensweg beginnt die juristische Aufarbeitung des Verbrechens. Vom 3. September an muss sich ihr 54-jähriger ehemaliger Freund vor der zweiten Schwurgerichtskammer des Ulmer Landgerichts verantworten.

Göppingen/Ulm - Sieben Monate nach dem Mord an einer 46-jährigen Frau im Göppinger Rubensweg beginnt die juristische Aufarbeitung des Verbrechens. Vom 3. September an muss sich ihr 54-jähriger ehemaliger Freund vor der zweiten Schwurgerichtskammer des Ulmer Landgerichts verantworten. Er soll die Frau, die sich einige Wochen zuvor von ihm getrennt hatte, am 1. Februar vor ihrer Wohnung abgepasst und unter einem Vorwand zu seinem Auto gelotst haben. Dort, so wirft es ihm die Staatsanwaltschaft vor, habe er das völlig überraschte Opfer mit Benzin übergossen und angezündet. Die ahnungslose Feuerwehr löschte das Auto. Erst dann fand sie den verkohlten Leichnam daneben liegen.

Für die Staatsanwaltschaft steht fest, dass die Tat von langer Hand geplant gewesen war. Der 54-Jährige, der bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitete und in Börtlingen (Kreis Göppingen) wohnte, habe die Trennung nicht akzeptiert und der Frau immer wieder nachgestellt. Am 3. Januar soll er sie mit einem Messer bedroht haben. Daraufhin wurde ihm vom Amtsgericht jede Kontaktaufnahme zu der Frau untersagt. Kurzzeitig soll er sich auch zur psychiatrischen Behandlung im Christophsbad aufgehalten haben.

Das richterliche Annäherungsverbot habe der Angeklagte in der Folgezeit weitgehend ignoriert, stellt die Staatsanwaltschaft jetzt fest. Am Tag der Tat habe der Mann erfahren, dass sich seine ehemalige Freundin für den Abend mit Bekannten verabredet hatte. Daraufhin sei er zu ihrer Wohnung im Rubensweg gefahren und habe sich im Eingangsbereich der Wohnanlage auf die Lauer gelegt.

Den Entschluss, die Frau zu töten, hatte er nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt schon gefasst. So habe er zu Hause zwei leere Flaschen Weißherbst mit Benzin gefüllt und in seinem Auto deponiert. Weißherbst war der Lieblingswein seiner Ex-Freundin. Später übergoss er sie mit dem Benzin.

Der Mord sorgte in Göppingen wegen seiner Grausamkeit, aber auch wegen der anschließenden Fahndung für großes Aufsehen. Drei Tage lang blieb der mutmaßliche Täter verschollen. Dann konnte er nach einem Hinweis einer Passantin in der Göppinger Innenstadt festgenommen werden.

Die Ulmer Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Richter Gerd Gugenhan hat fast 90 Zeugen geladen und acht Verhandlungstage angesetzt. Demnach könnte das Urteil Ende Oktober fallen. Für einen Prozesstag wird die Kammer in das Landgericht in Hagen in Nordrhein-Westfalen umziehen, um„nicht reisefähige Zeugen zu vernehmen“. In der 46 000 Einwohner zählenden Ruhrgebietsstadt Schwerte unweit von Hagen ist der Angeklagte aufgewachsen. Nach Recherchen der Ruhr-Nachrichten soll er dort vor mehr als 20 Jahren seine damalige Frau entführt, bedroht und vergewaltigt haben. Wegen Menschenraubs und Körperverletzung erhielt er dafür eine zweijährige Bewährungsstrafe.