Foto: Gottfried Stoppel

Ein 31jähriger Angeklagter gesteht vor dem Stuttgarter Landgericht eine Brandstiftung in seinem Wohnhaus in Weinstadt. Dabei wurden zwei seiner Mieter verletzt. Das Motiv sei nicht finanzieller Natur, die Arbeiten an dem Haus hätten ihn überfordert.

Weinstadt - Rund 40 Liter Benzin hat ein 31-jährige Industriemechaniker am Abend des 29. März dieses Jahres in seinem Dreifamilienhaus in Weinstadt verschüttet, um es in Brand zu stecken. Das war fatalerweise viel zu viel, wie sich herausstellen sollte. Denn der Benzindampf, der sich gebildet hatte, bis er im Keller angelangt war, hatte eine derartige Intensität, dass dem Mann sofort eine Stichflamme entgegenschlug, als er ein Feuerzeug betätigte, um einen Lumpen anzuzünden. Mit diesem hatte er vorgehabt, das verschüttete Benzin in Brand zu setzen.

„Ich dachte, das brennt viel langsamer“, hat er in einer Stellungnahme formuliert, die sein Verteidiger für ihn vor Gericht verliest. Darin gesteht er die Tat, bei der einer seiner Mieter schwer, ein anderer leicht verletzt worden ist. Nun muss sich der Familienvater wegen versuchten Mordes, Brandstiftung und Herbeiführen einer Explosion vor der 9. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten. Versuchter Mord deshalb, weil zwei Menschen im Haus waren, als er es in Brand steckte. Deren qualvollen Tod habe er in Kauf genommen, so die Staatsanwaltschaft. Der Vorsitzende Richter weist zu Beginn der Verhandlung darauf hin, dass bei einer Verurteilung noch das Mordmerkmal der Heimtücke in Frage komme. Die beiden Mieter im Dachgeschoss seien völlig arglos gewesen. Auch eine Verurteilung wegen Versicherungsmissbrauchs stehe im Raum.

Doch finanzielle Motive hätten ihn nicht zu der Tat getrieben, behauptet der Angeklagte in seiner Einlassung. Ihm seien die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in dem Wohnhaus über den Kopf gewachsen, teilt er mit.

Seine Frau habe sich gewünscht, das Gebäude zu kaufen. Finanziell sei das durchaus möglich gewesen, rechnet der Industriemechaniker vor, der zusammen mit seiner Frau bereits eine Eigentumswohnung in Waiblingen erworben hatte. Diese veräußerten sie wieder und nahmen Kredite von insgesamt 565 000 Euro auf. Diese wurden zum Kauf des Hauses und zur notwendigen Kernsanierung gebraucht. Dennoch musste der 31-Jährige täglich vor oder nach der Arbeit selbst mit anpacken, um alles stemmen zu können.

„Außer der Arbeit war mir nichts mehr geblieben.“ Er sei so groggy gewesen, dass er nicht einmal mehr Fußball im Fernsehen geschaut habe. Die Beziehung zu seiner Frau habe zudem gelitten. „Ich habe mir allerdings nichts anmerken lassen.“ Er habe einen regelrechten Hass auf das Haus entwickelt. „Ich wollte mein altes Leben zurück.“ So habe er den Plan gefasst, das Haus abzubrennen.

Am Abend des 29. März, einem Samstag, waren er und seine Frau zu einer Party eingeladen. Unter dem Vorwand, er habe seine Insulin zu Hause vergessen, sei er dann gegen 21 Uhr zurück gefahren. Sein Plan sei gewesen, das Haus anzuzünden und dann zu der Party zurückzukehren.

Am Vormittag hatte er sich bereits zwei Kanister gekauft und diese mit Benzin vollgetankt. Da die Autos seiner Mieter nicht vor dem Haus standen und auch nirgends Licht gebrannt hatte, habe er angenommen, dass niemand im Haus sei. Er habe sogar im ersten Stock geklingelt und im Dachgeschoss angeklopft, wo es keine Türklingel gab. Niemand habe sich bemerkbar gemacht. „Erst als es brannte, habe ich Hilfeschreie gehört.“ Ein Besucher des Mieters im Dachgeschoss war durch das brennende Treppenhaus geflohen und hatte sich schwerste Verbrennungen zugezogen. Der Mieter hatte sich mit leichten Verletzungen auf den Balkon geflüchtet.

Bei den Verletzten und den Mietern, denen das Hab und Gut verbrannte, entschuldigt sich der Angeklagte. Allen hat er bereits Beträge zwischen 4000 und 20 000 Euro als Wiedergutmachung angeboten.

Für den Prozess sind vier Verhandlungstage vorgesehen.