Isabelle Coutant-Peyre, die Anwältin von „Carlos“, sitzt im November 2000 in einem Gericht in Paris neben dem früheren Top-Terroristen, Ilich Ramírez Sánchez. Foto: AP

Zweimal ist der einstige Top-Terrorist Ilich Ramírez Sánchez alias „Carlos“ bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nun droht ihm eine weitere Verurteilung – wegen eines Anschlags vor mehr als vier Jahrzehnten.

Paris - Dem einstigen Top-Terroristen „Carlos“ droht im Pariser Prozess um einen Anschlag vor 42 Jahren zum dritten Mal eine Verurteilung zu lebenslanger Haft. Er selbst bezeichnete das Verfahren am Dienstag als „absurd“. „Ich bin kein Unschuldiger“, sagte der als „Carlos“ bekannte Venezolaner Ilich Ramírez Sánchez in seinem Schlusswort. Aber dieses Verfahren sei in jeder Hinsicht eine Absurdität. „Da ist nichts.“ Ihm wird eine Handgranaten-Attacke in einer Pariser Einkaufsgalerie zur Last gelegt, bei der 1974 zwei Menschen starben.

Das nur mit Berufsrichtern besetzte Schwurgericht zog sich zur Beratung zurück, das Urteil könnte noch am Dienstag verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft hatte eine weitere lebenslange Haftstrafe für den heute 67-Jährigen gefordert. Die Verteidigung will einen Freispruch, weil es keine Beweise gebe.

Sánchez war in den 1970er und 1980er Jahren einer der meistgesuchten Männer der Welt. Er war für die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) aktiv und etwa an der Geiselnahme von Opec-Ministern in Wien beteiligt. 1994 wurde er im Sudan gefasst und nach Frankreich gebracht - seine Anwälte sprechen bis heute von einer Entführung. Seitdem sitzt der Venezolaner im Gefängnis. Französische Gerichte verurteilten ihn wegen anderer Anschläge und Morde schon zweimal zu lebenslanger Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Montag argumentiert, dass die Anhaltspunkte insgesamt auf „Carlos“ hindeuteten. Die Verteidigung kritisierte dagegen, dass Zeugen über die Jahrzehnte hinweg ihre Aussagen verändert hatten. Sie vermuten eine Beeinflussung durch die intensive Berichterstattung über „Carlos“ und Filme über ihn.

Anwältin Isabelle Coutant-Peyre beklagte zudem einen „politischen Prozess“. Sánchez hatte sich dem Gericht erneut als „Berufsrevolutionär“ präsentiert. Sein Schlusswort hielt der Angeklagte diesmal überraschend kurz - bei einem anderen Verfahren vor einigen Jahren hatte er noch fünf Stunden geredet.