Vier Angeklagte müssen sich am Landgericht Ulm für brutalen Überfall auf Geschäftsfrau verantworten Foto: dpa

Vor dem Landgericht Ulm hat die Beweisaufnahme im Geislinger Raubprozess begonnen. Vier Männer sind angeklagt, eine 82-jährige Frau in deren Haus überfallen, geschlagen, gefesselt und beraubt zu haben. Ein fünfter mutmaßlicher Räuber ist mittlerweile im Ausland aufgespürt worden.

Ulm/Geislingen - Zwei der mutmaßlichen Räuber haben vor Gericht Geständnisse abgelegt und dabei den 52-jährigen Klaus Z. aus Geislingen als Strippenzieher belastet.

Diego C., 29, ebenfalls in Geislingen wohnhaft, berichtete, er sei am 7. Mai nicht zum ersten Mal zum Dieb geworden. Klaus Z. kenne er, weil dieser ihm schon einmal Hehlerware abgekauft habe. Anfang Mai, in einem italienischen Lokal, nach vielen Gläsern Wein, habe der 52-Jährige dann von einem großen Coup geraunt. Es gehe um eine betagte Frau, „die früher ein Unternehmen hatte“, so Diego C. „Weil die Firma bankrott gegangen ist, sollte Schwarzgeld zu Hause liegen.“

Das alles wisse Klaus Z., so habe dieser berichtet, weil er früher Arbeiten für die 82-Jährige ausgeführt und dabei einen stets offenen Tresor gesehen habe. „Mindestens eine Viertelmillion“ sei zu holen, so das Versprechen.

„Eine halbe Million oder eine Million“

Diego C. aktivierte über Verwandtschaftskontakte zwei Mittäter in Berlin. Es soll sich um den 43-jährigen Hedo A. sowie den 37-jährigen Elvis O. gehandelt haben. Hedo A. bestätigte in seiner Aussage, wie er von Geislingen aus auf fette Beute heiß gemacht worden sei – „eine halbe Million oder eine Million“. Er habe dann einen weiteren Kumpanen mit dem Rufnamen „Beli“ angeheuert, der in Frankreich lebte. Bei Abschluss der Ermittlungen war dieser Unbekannte noch flüchtig.

Am 5. Mai 2014 machten sich die beiden Berliner und der Wahlfranzose offenbar auf den Weg nach Geislingen, spät abends traf man sich in der Wohnung des Diego C. Auch Klaus Z. soll dazugestoßen sein. Man machte das Haus des Opfers aus, fertigte eine Planzeichnung an, beschaffte Einbruchswerkzeug.

Der Safe war - leer

Der Überfall auf die schlafende Frau, zu dem es in der folgenden Nacht gegen 1 Uhr kam, soll laut Zeugenaussagen bis zu einer Stunde gedauert haben. Die panisch schreiende Hausbesitzerin wurde laut Diego C. mehrfach von „dem Franzosen“ geschlagen. Der Tresor war nämlich verschlossen. Als die 82-Jährige den Schlüssel preisgab, starrten die Täter in einen leeren Safe. Sie nahmen der Frau allen Schmuck von den Händen, fesselten sie, stahlen noch eine Schmuckschatulle und flohen.

Ungefähr 500 Euro hätte jeder aus dem Raubkommando nach Verkauf des Goldes in Berlin erhalten, berichtete Hedo A. Ausführlich versicherte er, das Opfer nicht selber geschlagen, sondern der Frau vielmehr Blut vom Mund getupft und ihr ein Glas Wasser gebracht zu haben.

Auch Diego C. will derjenige gewesen sein, der das Wasser brachte. Geschlagen habe nur Beli, der Franzose. Klaus Z. indessen, der mutmaßliche Tippgeber, habe sich nicht aktiv am Einbruch beteiligt, jedoch einen gleichen Anteil an der Beute erwartet. So schilderte es Diego C. „Ich hätte ihm das Geld zahlen sollen.“ Der Richter Thomas Keckeisen bemerkte: „Sie haben Glück gehabt, dass die Frau das alles überlebt hat in ihrem Alter.“

Die Schilderungen des Überfalls könnten bald noch um eine Variante reicher werden. Beli, der Franzose, sitzt laut einem Verteidiger inzwischen im Gefängnis Ravensburg und soll ebenfalls noch in Ulm vor Gericht erscheinen.