Beim Angeklagten wurde Videos und Fotos gefunden – vor dem Landgericht Stuttgart hat er gestanden Foto: dpa

Ein 28-Jähriger hat vor dem Landgericht Stuttgart gestanden, in einem Chatroom junge Mädchen zu Pornobildern angestiftet zu haben. Ihm wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.

Stuttgart - Er nannte sich Sweet Nadi oder Kleine Maus 98. Unter diesen Bezeichnungen trieb er sich in einem Internetportal herum, in dem sich Kinder und Jugendliche in Chatrooms austauschen. Er gab vor, ein 13 Jahre altes Mädchen zu sein, das Kontakt sucht zu jungen, ganz jungen anderen Mädchen. Und er hatte Erfolg. Dass sich hinter Sweet Nadi und Kleine Maus 98 ein 28 Jahre alter Mann versteckt, um an Nackt- und Pornofotos zu kommen, ahnten seine Chatfreundinnen wohl nicht.

Jetzt steht der Mann aus dem Kreis Böblingen vor dem Landgericht Stuttgart. Oberstaatsanwalt Albrecht Braun wirft dem Angeklagten schweren sexuellen Missbrauch von Kindern, das sich Verschaffen von kinderpornografischen Schriften sowie die Verbreitung und den Besitz dieser Pornobilder vor. Gleich am ersten Prozesstag legt der Facharbeiter, der auf freiem Fuß ist, ein Geständnis vor der 2. Jugendschutzkammer des Landgerichts ab.

Es sei wie ein Spiel gewesen, so der Angeklagte

„Es war wie eine Sucht“, sagt der Mann. Er habe in einer Fernsehsendung gesehen, wie Männer mit gelogenen Identitäten im Internet Kinder belästigen. Reine Neugier sei es gewesen. Er habe sehen wollen, welche Profile Fake-Profile, also gefälschte seien. Wie ein Spiel sei das alles gewesen. So habe sich das Ganze im Frühjahr und Sommer 2011 entwickelt, sagt er.

Das erste Mädchen, mit dem er in Kontakt trat, war zwölf. Er verlangte Nacktfotos, immer wieder. Das Kind lehnte ab. Also wandte sich der Angeklagte im Chatroom einem elfjährigen Mädchen zu. Dieses Kind aus dem Schwarzwald nahm ihm offenbar ab, die 13-jährige Sweet Nadi zu sein. Das Kind fotografierte sich, auch nackt, und sandte dem Angeklagten die Bilder zu. Eine Woche später drängte der heute 28-Jährige das Mädchen, mit ihm in einen privaten Chatroom zu wechseln. Dort forderte er als Sweet Nadi die Elfjährige Ende Juli 2011 auf, sich in verschiedenen Posen auf pornografische Weise zu fotografieren. Das Kind tat, wie es geheißen und lud die Pornobilder hoch, so dass der Angeklagte sie abgreifen konnte.

Zwei Wochen später trat der Angeklagte mit einer angeblichen Hanna B. in Kontakt, hinter der sich ein junger Mann mit kinderpornografischem Interesse versteckt. Hanna B. und Sweet Nadi tauschten in der Folge Kinderpornos. Auch Bilder des elfjährigen Mädchens waren darunter. Und das pornografisches Bild einer Dreijährigen. Gegen den anderen jungen Mann läuft ebenfalls ein Verfahren.

Eltern erstatten Anzeige

Als der Angeklagte in dem Chatroom mit einem weiteren Mädchen Sexgespräche führen wollte, erstatteten die Eltern dieser Elfjährigen Anzeige. Der 28-Jährige wurde ausfindig gemacht, die Polizeidurchsuchte seine Wohnung und fand Videos und Bilddateien kinderpornografischen Inhalts. „Das war wie ein Wachrütteln“, so der Angeklagte. Er habe sich nie mit den Mädchen treffen wollen oder dergleichen. Das Weiterleiten der Bilder sei auch nicht geplant gewesen. Doch der Reiz an den Fotos habe sich gesteigert, je länger es gegangen sei.

„Ich verstehe nicht, warum Sie damit überhaupt angefangen haben“, sagt Vorsitzende Richterin Sina Rieberg. Ihr Kollege fragt, ob sich der Angeklagte für pädophil halte? „Eigentlich nicht.“ Der Prozess wird fortgesetzt.