Mit einer Axt schlugen die Räuber im Oktober 2014 die Auslagen dieses Juweliergeschäfts in der Esslingen Innenstadt von innen ein Foto: Horst Rudel

Ein 38-Jähriger muss sich vor dem Stuttgarter Landgericht wegen eines Überfalls auf ein Juweliergeschäft in Esslingen verantworten. Von den Mittätern und der Beute im Wert von 102 000 Euro fehlt weiterhin jede Spur.

Stuttgart/Esslingen - Diesen Tag wird die Angestellte eines Esslinger Juweliergeschäftes am Esslinger Postmichelplatz wohl nicht so schnell vergessen. Kurz nachdem sie den Laden am Vormittag des 29. Oktober vergangenen Jahres mit ihrer Kollegin aufgeschlossen hatte, stürmten drei Männer das Geschäft und befahlen die Angestellte mit Gesten auf den Boden.

„Ich bin einfach liegen geblieben“, sagte die Goldschmiedin während des Prozessauftaktes gegen einen der Räuber am Montag als Zeugin vor dem Stuttgarter Landgericht. Angst habe sie keine gehabt. Sie sei sich sicher gewesen, wenn sie sich ruhig verhalte, werde ihr nichts geschehen, so die 48-Jährige.

Während der Angeklagte die beiden Angestellten mit einer Pistole bedrohte, schlug einer seiner Komplizen mit einer Axt die Scheibe zu einer Schaufensterauslage ein und stahl etliche Uhren unter anderem der Marken Rolex und Breitling. Nach etwas mehr als einer Minute war der Überfall vorbei. Die drei Männer flüchteten zu Fuß über die Innere Brücke, die Axt ließen sie in dem Juwelierladen liegen.

Noch während seiner Flucht wurde einer der Räuber, der jetzige Angeklagte, verhaftet. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Der 38-Jährige räumt die Tat ein, bei der er eine verblüffend echt aussehende Softair-Pistole dabei hatte.

Sechsköpfige Bande wollte Schmuck und Uhren rauben

Laut Staatsanwaltschaft sah der Plan der insgesamt sechsköpfigen Bande vor, Uhren und Schmuck aus dem Geschäft zu rauben und dann über die Innere Brücke in den Maille-Park zu laufen. Dort sollte die Beute weitergegeben werden. Anschließend wollte sich der Gefasste mit dem Zug nach Straßburg absetzen, so die Staatsanwaltschaft. Für seine Beteiligung an dem Coup seien ihm 500 Euro versprochen worden.

Der verhaftete Litauer verirrte sich allerdings auf dem Fluchtweg. Er wurde nahe der Bundesstraße 10 bei Sirnau von der Polizei aufgegriffen. Zuvor hatten Polizeibeamte die Softair-Waffe gefunden, die er auf der Flucht verloren hatte. Die Mittäter sowie die Beute im Wert von 102 000 Euro sind weiter verschwunden. Der Angeklagte gab vor Gericht über einen Dolmetscher an, während des Überfalls unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden zu haben. „Es ging alles durcheinander“, übersetzte der Dolmetscher vor Gericht.

Tat passt in die bisherige Lebensgeschichte

Die Tat passt in die bisherige Lebensgeschichte des Angeklagten. Die Vorsitzende Richterin verlas das Strafregister des Mannes. Demnach war er seit seiner Volljährigkeit stets immer nur wenige Wochen auf freiem Fuß, bis er wieder wegen Diebstahls im Gefängnis landete. Über seinen Anwalt ließ der Angeklagte erklären, dass er seit seinem 18. Lebensjahr drogensüchtig sei. Vor der Tat habe er Heroin und Amphetamine genommen, berichtete der Strafverteidiger des Angeklagten.

Außerdem habe er dreißig Minuten vor der Tat etwa einen Viertelliter Wodka getrunken. Die Blutwerte des Angeklagten nach der Verhaftung untermauern laut einem Gutachten diese Aussage. Demnach habe der nur etwa sechzig Kilogramm schwere Mann etwa zwei Promille während der Tat intus gehabt.

Der Prozess wird vor dem Landgericht am Donnerstag, 2. April, fortgesetzt.