Rüdiger Spahr (links), Petra Stuber und Florian Gauder laden zum Griebenschmalz-Catchen ein. Foto: Sascha Maier

Ein Show-Abend in der Pilsstube Ritter könnte Tierschützer und Frauenrechtler provozieren. Am Freitag, 18. November, werden zwei Frauen in der Pilsstube Ritter mitten in Degerloch mit Griebenschmalz wresteln.

Degerloch - Jenseits von Gut und Böse sei das, was Rüdiger Spahr da vorhabe. Das hat der Gastronom, seit Juli Wirt der Pilsstube Ritter im Degerlocher Ortskern, neulich auf der Kirbe zu hören bekommen. Gemeinsam mit dem Unternehmer und Trinkspiel-Entwickler Florian Gauder veranstaltet er am Freitag, 18. November, in seiner Kneipe das wahrscheinlich weltweit erste Griebenschmalz-Catchen. Und nein, das soll nicht irgendein Trinkspiel umschreiben, der Name der Veranstaltung ist auch Programm: Leicht bekleidete Frauen ringen im Planschbecken – eingerieben mit dem Brotaufstrich, vage vergleichbar mit der Disziplin Schlammcatchen. Griebenschmalz-Bollen als Wurfgeschosse fürs Publikum tun ihr Übriges.

Wer jetzt denkt, was das für eine Schnapsidee sei, liegt damit vollkommen richtig. Am 12. Oktober haben Rüdiger Spahr und Florian Gauder in der Pilsstube Ritter in bierseliger Laune Griebenschmalz-Brot gegessen. „Da kam mir die Idee“, sagt Gauder. Und Schnapsideen, so Gauder, müsse man sofort umsetzen. Also hat er noch in derselben Nacht Gogo-Tänzerinnen für die Wrestling-Show gebucht und die Veranstaltung auf Facebook angekündigt. „Am nächsten Morgen hätten wir sonst mit Sicherheit einen Rückzieher gemacht“, sagt der Wirt Rüdiger Spahr.

Gestatten: Griebenschmalz-Hit-Women

Dafür ist es nun wohl zu spät. Seine Lebensgefährtin Petra Stuber, die auch in der Kneipe mitarbeitet, schüttelt nur den Kopf, wenn sie in die Ecke guckt, in der demnächst der Boxring mit Planschbecken aufgebaut werden soll. „Auch unsere Gäste fragen uns, ob wir noch ganz dicht seien“, sagt sie. Spahr und Gauder ist dabei durchaus bewusst, dass sie mit ihrer Aktion anecken könnten. Zumal sich die Show, die eine gute Stunde gehen und um 19.19 Uhr beginnen soll, nicht nur hinter verschlossenen Türen abspielt. Da der Platz in der Kneipe begrenzt ist, soll das Treiben drinnen – wenn Griebenschmalz-Undertakerin Sina auf Griebenschmalz-Hit-Woman Mori trifft – auf Bildschirmen vor der Pilsstube Ritter übertragen werden – auf offener Straße.

Zum einen ist Griebenschmalz ein Lebensmittel. Zum anderen, so Florian Gauder, habe es auch in der Vergangenheit bei einigen seiner Veranstaltungen – etwa Autowasch-Aktionen mit Damen im Bikini – Sexismus-Vorwürfe gegeben. „Die Frauenbeauftragte der Stadt Stuttgart ist herzlich zum Griebenschmalz-Catchen eingeladen“, sagt Gauder.

Frauenbeauftragte ist eingeladen

Schlechte Werbung, sagt er, gebe es für ihn nicht. Und auch wenn er in Kauf nimmt, dass manche Feministin auf die Barrikaden gehen könnte, weist er den Vorwurf der Lebensmittelverschwendung zurück. „Der Schmalz ist in der Regel ein Abfallprodukt“, sagt Gauder, „außerdem verdünnen wir den Schmalz mit Öl. Das macht es auch flutschiger“. Und weiter seien tierische Fette ja ohnehin in allen möglichen Kosmetikartikeln verarbeitet.

Dass hartgesottene Tierschützer damit womöglich nicht überzeugt sind, damit kann der Veranstalter leben. Es sei auch eine gewisse Lust an der Provokation, die ihn antreibe. „Was Spaß macht und nicht justiziabel ist, soll auch erlaubt sein“, sagt er. Erotisch sei die Show sicher, aber jugendfrei. Und im Raucherlokal selbst hätten ja ohnehin nur volljährige Gäste Zutritt. Für Rüdiger Spahr ist es zum einen Werbung für seine Kneipe, zum anderen will er den Griebenschmalz, den er auf der Speisekarte anbietet, als Mitnehm-Artikel in kleinen Einmachgläsern vertreiben. „Der Schmalz kommt von unserem Hausmetzger von der Schwäbischen Alb und hat sehr gute Qualität“, sagt Spahr.

Keine Proteste angekündigt

Auf jeden Fall hat die Veranstaltung eine sehr besondere Qualität. Und mit ungewöhnlichen Aktionen hat Florian Gauder auch eine Menge Erfahrungen. Dreimal steht er im Guinness-Buch der Rekorde, zuletzt hat er es mit der längsten Schupfnudel dort hinein geschafft. Unter dem Pseudonym „Mr. Big“ wird der Familienvater mittlerweile weltweit als Animateur im Nachtleben gebucht. Das Bobbycar-Rennen in Degerloch: seine Idee. Und sein letzter Coup: Als Mitglied der Faschingsgesellschaft Möbelwagen wurde er als Faschingsbaron beim Konkurrenzverein Zigeunerinsel inthronisiert. Doch dort war überall kein Griebenschmalz im Spiel.

Ob sich Gauder nun vielleicht doch übernommen hat? „Stuttgart ist mittlerweile für so was bereit“, sagt er. Bis jetzt sind jedenfalls keine Proteste vorm Ritter angekündigt.