Nach dem Tod eines weiteren Afroamerikaners gehen die Proteste in der US-Kleinstadt Ferguson weiter. Foto: dpa

Nach dem Tod eines zweiten Afroamerikaners hat sich die US-Kleinstadt Ferguson für eine weitere Nacht mit Randale gewappnet. Die Proteste blieben weitestgehend friedlich. Dennoch seien 47 Menschen festgenommen worden.

Nach dem Tod eines zweiten Afroamerikaners hat sich die US-Kleinstadt Ferguson für eine weitere Nacht mit Randale gewappnet. Die Proteste blieben weitestgehend friedlich. Dennoch seien 47 Menschen festgenommen worden.

Ferguson - Trotz neuer Konfrontationen zwischen Polizisten und Demonstranten hat sich in der von Unruhen erschütterten US-Kleinstadt Ferguson eine Entspannung der Lage abgezeichnet.

Stundenlang demonstrierten in der Nacht zum Mittwoch Hunderte Bürger friedlich und forderten Gerechtigkeit für den getöteten Teenager Michael Brown. Am Mittwoch reiste auch Justizminister Eric Holder nach Ferguson, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen.

In dem Vorort von St. Louis flogen weder Brandsätze, noch griff die Polizei zu Blendgranaten oder Tränengas. Vereinzelt setzte sie allerdings Pfefferspray gegen Demonstranten ein. 47 Menschen wurden festgenommen, darunter ein aus Austin (Texas) stammender Mann bereits zum dritten Mal.

Stunden vor der neuerlichen Demonstration hatten Polizisten in St. Louis einen Afroamerikaner erschossen. Der 23-Jährige habe die Beamten mit einem Messer bedroht, sagte Polizeichef Sam Dotson vor Journalisten. Der Verdächtige habe sich unberechenbar verhalten und die Polizisten aufgefordert, ihn zu erschießen.

Holder wollte sich in Ferguson persönlich über die Ermittlungen informieren, teilte sein Ministerium mit. Die Bundesbehörden untersuchen, ob die tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf Brown eine Bürgerrechtsverletzung darstellen. Der Fall sollte nach vorübergehender Planung am Mittwoch auch erstmals von einer Anklagekammer erörtert werden.

Einige mit Urin und Wasser gefüllte Glas- und Plastikflaschen veranlassten die Polizei gegen Mitternacht (Ortszeit), gezielt Unruhestifter aus dem Verkehr zu ziehen. Diese versteckten sich im Lauf des Abends immer wieder in der großen Menge von Reportern. In einer nächtlichen Pressekonferenz lobte der verantwortliche Polizist Ron Johnson den Einsatz. "Heute Abend haben wir eine andere Dynamik gesehen (...) Ich glaube, heute Abend wurde ein Wendepunkt erreicht."

Andacht an dem Ort, an dem Michael Brown starb

Die Polizei hatte Demonstranten vorher gebeten, nur bei Tageslicht auf die Straße zu gehen. "Sie sollten nicht als Schutzschild der Gesetzesbrecher in der Nacht dienen", sagte Johnson. "Kein Polizist hat eine einzige Kugel abgegeben." Das teils harte Durchgreifen der örtlichen Polizei vergangene Woche war mehrfach kritisiert worden. Zur neuen Strategie gehörte, dass die Demonstranten nicht stehen bleiben und nur auf dem Bürgersteig gehen durften.

Abseits der Protestmeile näherte sich ein Auto dem Kommandozentrum der Sicherheitskräfte. Nach einer an einen Polizisten gerichteten Morddrohung seien die Insassen festgesetzt und zwei Pistolen beschlagnahmt worden, sagte Johnson.

An dem Ort, an dem Michael Brown starb, versammelten sich erneut Menschen zur Andacht. Seine 16 Jahre alte Cousine Aaliyah Trice sagte der Nachrichtenagentur dpa, Brown sei ein ruhiger, bescheidener Junge gewesen. Angehörige und Freunde stellten dort Kuscheltiere, Blumen, Kerzen und Plakate auf. Die Familie des getöteten Teenagers fordert, dass der Schütze Darren Wilson angeklagt wird.

Viele Journalisten und Kamerateams aus aller Welt beobachteten das Geschehen in dem Vorort der Metropole St. Louis. Auch Journalisten aus Deutschland waren vertreten. Drei deutsche Reporter waren am Vortag vorübergehend festgenommen worden. Ansgar Graw, der für die "Welt"-Gruppe arbeitet, sprach in einem WDR-Interview am Mittwoch von einer bewussten Einschränkung der Pressefreiheit. Er könne sich die Festnahmen nur mit der Inkompetenz der Polizeiführung erklären.