Walter Lange von der Stiftung Weltethos zu Gast an der Pestalozzischule. Foto: Kratz

Die Werkrealschüler der Pestalozzischule haben bei einem Projekttag zum Thema Weltethos viel über die fünf großen Religionen gelernt. Unter anderem auch, dass diese viele Gemeinsamkeiten besitzen.

Rohr - Gotthold Ephraim Lessing hat es satt gehabt, dass sich die drei großen Weltreligionen ständig bekämpften. Doch ein entsprechendes Schriftstück zu verfassen und zum Frieden aufzurufen, war ihm von der Obrigkeit verboten worden. Also schrieb der Gelehrte das Theaterstück „Nathan der Weise“ mit seiner berühmten Ringparabel, in der nach der „wahren Religion“ gefragt wird. Das war Mitte des 18. Jahrhunderts. Doch bis heute gibt es religiös motivierte Kriege. Daran erinnerte Walter Lange am Mittwoch bei einem Projekttag an der Pestalozzischule.

Lange ist Projektleiter bei der Stiftung Weltethos. Diese hat am 4. September 1993 im US-amerikanischen Chicago eine Erklärung abgegeben. Erstmals in der neueren Geschichte verständigten sich Repräsentanten aller Weltreligionen auf Kernelemente eines gemeinsamen Ethos. Im Mittelpunkt steht die „goldene Regel“ der Gegenseitigkeit: Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu. „Wie würde es in eurem Klassenzimmer aussehen, wenn jeder diese Regel befolgen würde?“, fragte Lange in die Runde.

Die großen Religionen haben vieles gemeinsam

Doch der Vertreter der Stiftung Weltethos war nur einer von vielen Referenten, die gestern an der Pestalozzischule zu Gast waren. Die Religions- und Ethiklehrer hatten einen Weltethostag organisiert und Vertreter der großen Religionen eingeladen. „Wir wollten den Blick der Schüler mal auf die großen Religionen lenken und zeigen, dass es da viele Gemeinsamkeiten gibt“, sagte der Ethiklehrer Martin Brenken. Schließlich gebe es auch an der Pestalozzischule Kinder unterschiedlichen Glaubens, vor allem Christen und Muslime. Mit mehr Wissen über die jeweils andere Religion könne die ein oder andere Streitigkeit vermieden werden, sagte Brenken.

Ziel des Projekttags sei aber auch, den Schülern die eher unbekannten Religionen wie den Buddhismus und den Hinduismus näherzubringen. Die Werkrealschüler haben die fünf großen Religionen in Gruppen erarbeitet und jeweils ein Klassenzimmer dazu gestaltet, in dem ihre Mitschüler mehr über die verschiedenen Glaubensrichtungen erfahren konnten.

Melike Uysal hat sich beispielsweise mit dem Buddhismus beschäftigt. „Das ist ein ganz spezieller Glaube, bei dem viel meditiert wird“, sagte die 16-Jährige, die selbst Muslimin ist. Sie habe bei diesem Projekt viel gelernt. Und der Buddhismus habe sogar ein bisschen abgefärbt: „Ich bin selbst viel ruhiger geworden“, sagt Melike.

Die Kinder ziehen ihr Fazit

Welche Rolle die Religion im Leben junger Menschen spielt, machte eine kleine Gesprächsrunde mit Rochd Laila und Rabiye Sönmez deutlich. Die beiden Frauen sind Muslimas und beantworteten jungen Mädchen ihre Fragen zum Glauben. „Ich bin Sunnitin. Ist es eine Sünde, wenn ich kein Kopftuch trage?“, wollte eine Schülerin wissen. „Man kann niemanden zwingen, ein Kopftuch zu tragen. Das muss von Herzen kommen“, antwortete Rochd Laila. Und Rabiye Sönmez ergänzte: „Du bist deswegen kein schlechterer Mensch.“

Ganz ähnlich hatte zuvor bereits Walter Lange in seinem Vortrag zum Thema Weltethos argumentiert. Er zeigte ein Foto, auf dem eine Muslimin in Mitten vieler Burka-Trägerinnen ihr Gesicht zeigte. „Was könnte uns dieses Bild sagen?“, wollte er wissen. „Dass wir den Mut haben sollen, anders zu sein“, antwortete ein Mädchen. „Dass man offen und ehrlich sein muss“, sagte eine andere Schülerin. „Dass man zu dem steht, was man ist und sich selbst treu bleibt“, lautete das Fazit eines Jungen.