Die Fünftklässler der Waldschule lernen auf dem Pferdehof Schanz in Nellingen, wie die Tiere artgerecht gehalten werden. Foto: Caroline Holowiecki

Kinder aus der Degerlocher Waldschule haben den Pferdehof Schanz bei Nellingen besucht. Dabei ging es nicht nur ums Streicheln, sondern darum, dass die Kinder lernen, was artgerechte Tierhaltung bedeutet.

Degerloch/Nellingen - Was braucht ein Pferd? Eine trockene Box und genügend Futter? Auf dem Pferdehof Schanz ist man anderer Meinung. Auf dem Gelände der Tierpension zwischen Nellingen und Scharnhausen leben rund 60 Hengste und Stuten von Privatleuten in Gruppen zusammen auf Weiden und in offenen Ställen und nicht getrennt voneinander in Verschlägen – im Gegensatz zu etwa 80 Prozent der Pferde in Deutschland, die sich in kleinen Boxen den Großteil des Tages die Beine buchstäblich in den Bauch stehen, erklärt Regina Schanz.

Sie führt den Hof mit ihrem Bruder Andreas. „Die meisten Pferde werden im Durchschnitt eine Stunde am Tag bewegt, den Rest des Tages verbringen sie abgestellt wie in einer Garage“, erklärt sie. Schlechte Luft- und Lichtverhältnisse in den Stallungen, Bewegungsmangel sowie unzureichende Sozialkontakte der Herdentiere mit ihren Artgenossen machten sie krank, sagt sie. Die Folgen sind nach den Worten der Hofbesitzer Koliken, Gelenkschäden, Lungenprobleme oder Verhaltensstörungen.

Die artgerechte Tierhaltung haben die Hofbesitzer in der Mongolei gelernt

Auf dem Pferdehof Schanz leben die Tiere anders – artgerecht, wie die Betreiber betonen. Zu ihrem Konzept inspirieren ließen sich die Geschwister, die den ehemals landwirtschaftlichen Betrieb 1990 von den Eltern übernommen hatten, beim Beobachten frei lebender Pferde in der Mongolei; einiges an Wissen eigneten sie sich zudem als Gasthörer an der Uni in Hohenheim an. Mit Erfolg: 1996 bekam der Biohof den Landestierschutzpreis.

Fünftklässler aus der Waldschule in Degerloch haben sich das unlängst angeschaut. Im Rahmen einer Projektwoche beschäftigten sich die Teenager jüngst mit ihren Lehrerinnen Svenja Borck und Isabel Wambera mit dem Thema artgerechte Tierhaltung und nahmen unterschiedliche Betriebe und Einrichtungen unter die Lupe: eine Hühnerfarm in Neuhausen, die Jugendfarm in Birkach, den Demeterhof am Riedenberger Eichenhain und eben den Pferdehof Schanz.

In einem Biobetrieb sind die Kosten höher und die Erträge niedriger

Natürlich stand bei den jungen Besuchern das Streicheln ganz hoch im Kurs. Aber neben Informationen über das richtige Futter, die Körpersprache von Pferden und über das Gruppenverhalten stand etwas anderes im Vordergrund: den Kunden von morgen zu vermitteln, dass sie die Wahl haben, welche Haltungsbedingungen sie mit dem Kauf welcher Produkte unterstützen wollen. Der Hofbesitzer Andreas Schanz machte klar, dass für einen Biobetrieb wie seinen die Kosten eben höher und die Erträge niedriger seien. Dementsprechend seien auch die Leistungen und Erzeugnisse stets teurer. „Der Konsument muss sein Verhalten anpassen“, sagte er. „Das ist mir ganz wichtig – ihr könnt euch entscheiden“, betonte auch die Lehrerin Svenja Borck.

Dass die Botschaften der Projektwoche angekommen sind, zeigte sich deutlich. „In der Gruppe haben es die Pferde besser als in der Box“, konstatierte Henri (11). Alexander (10) macht es traurig, dass in Deutschland männliche Küken eingeschläfert werden. Und Fay (10) erzählte: „Ich finde es gut, wenn Kühe dadurch länger leben können, weil sie keine Milch abgeben müssen.“