Brigitta Rau hat sich getraut und eine Malgruppe gegründet. Foto: Saskia Dreßler

Ein Bestattungsunternehmen hat zwölf Geschichten für einen Kalender gesammelt: Die Autoren berichten darin von ihren mutigen Schritten. Brigitta Rau ist eine von ihnen. Sie hat etwas gewagt und wurde belohnt.

Degerloch - Von einer Klippe zu springen – das ist mutig. Nach einem Unglück trotzdem weiterzumachen – auch das ist mutig. Mut braucht man in vielen Situationen. Nach Geschichten, in denen Menschen Mut bewiesen haben, hat Bestattungen Rolf für einen Kalender gesucht. „Mit unserem Projekt ,Mutige Schritte‘ wollten wir auf die Facetten von Mut aufmerksam machen. Es müssen nicht große Aktionen sein, denn auch für kleine Sachen braucht man Mut“, sagt Franziska Molina. Sie ist beim Bestattungsinstitut Rolf für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und wird die ausgewählten Autoren in den nächsten Wochen fotografieren.

Die Idee für das Projekt kam Kerstin Gering von Bestattungen Rolf im Gespräch mit einem Kollegen. Sie bemerkten, wie viel Mut der Angehörige haben muss, den Verstorbene selbst zu waschen und für die Beerdigung anzukleiden. Das Projekt „Mut-Geschichten“ entstand. Aus den eingeschickten Texten haben Martin Klumpp, Babara Rolf, Rolf Balling und Kerstin Gering zwölf ausgewählt. „Es ist eine Mischung aus Texten. Der Aspekt Tod kommt nur einmal vor, denn wir wollen uns – auch als Bestattungsinstitut – nicht darauf versteifen“, sagt Molina.

Zusammenschluss von Gleichgesinnten

Eine Geschichte schrieb Brigitta Rau. Die gebürtige Heidelbergerin lebt seit 30 Jahren mit ihrem Mann in Degerloch. Vor zwölf Jahren beschloss sie, nach einer Zeit im Norden Deutschlands, sich dem Malen zu widmen. „Das Malen gibt mir viel“, sagt Rau. „Und in meiner Mut-Geschichte erzähle ich, wie ich mich überwunden habe, eine Malgruppe aufzumachen.“

Die Malgruppe von Brigitta Rau trifft sich jeden Montag im Gemeindezentrum Birkach. Gemeinsam malen die Teilnehmer und trinken anschließend Kaffee. „Es soll kein Kurs sein. Das habe ich von Anfang angesagt“, erklärt Rau. Die Gruppe sei ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten, die sich über Malen unterhalten und austauschen wollen.

Nachdenken über den Tod

„Am Anfang hatte ich Angst, dass es nichts wird. Aber die Idee war spontan“, sagt sie. Inzwischen haben sich zehn bis zwölf Leute gefunden, die sich regelmäßig montags treffen. „Wir sind zu einer Einheit geworden. Es ist wie eine Blume, die man ins Wasser stellt und die aufgeht – ein Selbstläufer“, erklärt Rau.

Mit dem Thema Tod beschäftigt sich Rau, seit zwei Menschen aus der Malgruppe gestorben waren. „Die eine war eine junge Frau, die todkrank war, und die andere eine ältere Dame“, sagt Rau. Diese Ereignisse haben sie zum Nachdenken gebracht. Als sie aus einer Zeitung von den Mut-Geschichten erfuhr, hat sie die Geschichte über ihre Malgruppe eingeschickt.

Andere animieren

„Vielleicht kann ich mit meiner Geschichte andere Menschen, die selbst auch ein Projekt planen, animieren, es zu verwirklichen“, erklärt Rau. Ihr Tipp: Offenheit und viel Herzblut. „Wenn sich Erfolg einstellt, ist das ein tolles Gefühl“, sagt sie. Mut ist für sie, wenn jemand von einer Sache überzeugt ist und Risikobereitschaft zeigt. „Im Leben braucht jeder Mensch Mut, denn das Leben kann niemand planen.“ Und sich auf neue Situationen einzulassen, „erfordere Mut“, erklärt Rau. Auf die anderen Mut-Geschichten freut sie sich. „Ich werde sie gern lesen und bin schon gespannt auf den Kalender.“

Auch Franziska Molina ist sehr gespannt auf die Reaktionen, wenn die Autoren ihre Geschichte als Kalenderblatt sehen. „Jetzt muss ich alle erst fotografieren. Es sollen keine langweiligen Porträt- oder Passbildfotos werden. Ich möchte die Menschen individuell abbilden.“

Präsentation des Kalenders

Präsentiert und verkauft wird der „Mut-Geschichten“-Kalender im Bestattungsinstitut Rolf, Bruno-Jacoby-Weg 8, am 16. Oktober. Beginn ist um 18.30 Uhr. Wer an der kostenlosen Veranstaltung teilnehmen möchte, sollte sich bis Freitag, 2. Oktober, anmelden unter der Telefonnummer 67321471 oder per E-Mail an kontakt@mutige-schritte.de