Stefan Ulrich und Nicole Stasch informieren zum Thema Gesundheit und Suchtprävention im Alter. Foto: Wiebke Wetschera

Das Projekt Trotz Alter will die Gesundheitsförderung im Alter sowie die Suchtprävention thematisieren.

Rohr/Dürrlewang - Rund 15 000 Einwohner im Stadtbezirk Vaihingen sind älter als 55 Jahre und zählen damit zur Zielgruppe des Projekts Trotz Alter. Um das Projekt bei den Senioren im Stadtbezirk zu etablieren, waren Stefan Ulrich von der Evangelischen Gesellschaft (Eva) und Nicole Stasch vom Gesundheitsamt im Seniorenclub der katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie zu Gast. Eingeladen wurden sie von Evi Dreher, der Leiterin des Seniorenclubs. „Wir wollen alle im Alter unabhängig und mittendrin sein“, sagte Dreher.

Das Projekt will ältere Bürger dazu bringen, sich mit Fragen rund um Gesundheit und Lebensqualität auseinander zu setzen. „Zuerst wollen wir darauf aufmerksam machen, dass man gesund altern sollte“, sagte Nicole Stasch. Im zweiten Schritt sollen neue Angebote im Stadtbezirk geschaffen werden. „Wir wollen die Lebensqualität mit verschiedenen Angeboten und der Vernetzung der Einrichtungen steigern.“ Neben der Gesundheitsförderung im Alter hat das Projekt aber noch einen zweiten Schwerpunkt: die Suchtprävention.

Sucht ist nach wie vor ein Tabuthema

Nach Angaben des Gesundheitsamts trinken 3500 Menschen in Vaihingen Alkohol in riskanten Mengen, 2400 Einwohner rauchen und etwa 1500 Vaihinger nehmen psychoaktive Medikamente in zu hoher Dosis ein. Zahlen, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, da Sucht im Alter noch als Tabuthema gilt. „Es ist bisher gar nicht in der Wahrnehmung“, sagte Ulrich. „Viele denken bei der Suchtprävention eher an Kinder und Jugendliche.“

Bei Älteren setze die Gesellschaft dagegen voraus, dass diese ihren Konsum regulieren können. In vielen Fällen ist das allerdings anders. „Im Alter durchlebt man meist viele Lebenskrisen, die schnell in eine Abhängigkeit führen können“, sagte Ulrich. Deshalb ist es ein Ziel von Trotz Alter, das Bewusstsein für die Suchtprävention zu schaffen und den richtigen Umgang mit Medikamenten und Alkohol im Alter zu thematisieren.

Während Frauen im Alter eher ein Problem mit Medikamenten hätten, sei bei Männern vor allem der Alkoholkonsum problematisch. Mit zunehmendem Alter nimmt die Verträglichkeit von Alkohol ab. „Wenn ich mit 60 Jahren die gleiche Menge trinke wie mit 40, ist es für meinen Körper riskant“, sagte Ulrich.

Informationen und Angebote zur Suchtprävention

Viele Ältere leiden auch unter Schlafproblemen und greifen vermehrt zu Schlafmitteln. „Das sind oft kleine Mittelchen, die aber schnell körperlich abhängig machen können“, sagte Ulrich. Abhilfe soll dabei ein Medikamentenplan schaffen, den die Verantwortlichen des Projekts den Älteren empfehlen. „Wenn sie aufschreiben, wie viel und warum sie was nehmen, dann ist das eine wichtige Übersicht“, sagte Nicole Stasch. Ein zusätzliches Problem zeigt sich darin, dass viele sich oft von verschiedenen Ärzten ihre Medikamente verschreiben lassen. Dann fehlt den Ärzten der Überblick, da der eine nicht weiß, was der andere verschreibt. „Die Suchtprävention ist für uns hier eher nebensächlich“, sagte Evi Dreher. „Ich weiß von keinen auffälligen Fällen in unserem Seniorenclub.“ Diese Tatsache wundert Ulrich nicht. „Sucht im Alter ist ein Tabu und meist ein schleichender Prozess.“ Das soll sich in Zukunft ändern. Vaihingen ist da nur der Anfang. Die Verantwortlichen wollen mit Flyern informieren und Veranstaltungen zum Thema anbieten.

Weil es bei dem Projekt um die Älteren geht, stand am Ende des Vortrags im Seniorenclub eine Diskussionsrunde zu den Wünschen der Besucher zum Thema „Gesund älter werden“ an. Eine Bewohnerin sagte, es sei wichtig, einen Hausarzt zu haben, dem man vertraue. Eine andere beklagte die weiten Wege zur Apotheke und zum Supermarkt. „Das Kümmern um den anderen ist wichtig, und dass wir an die anderen denken, wenn es auch nicht jeden Tag ist“, sagte Dreher.