Der 17-jährige Yasar und seine Mitschüler haben viel beim Projekt gelernt. Foto: Caroline Leibfritz

Bei einem Schulprojekt haben Neuntklässler der Luginslandschule gelernt, wie sie Konflikte vermeiden können, sich vor anderen präsentieren und friedlich miteinander kommunizieren können.

Untertürkheim - Entschlossen greift der 17-jährige Yasar zu Pfeil und Bogen, sein Blick verrät höchste Konzentration. Er spannt die Sehne seines Bogens, fixiert sein Ziel – und verfehlt knapp das Plastik-Wildschwein, das einige Meter vor ihm im Wald aufgebaut ist. Yasar reicht den Bogen an einen seiner Mitschüler weiter.

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Trainingscamp für Bogenschützen, erweist sich als ein ganz besonderes Schulprojekt. Denn das Bogenschießen bildet den Abschluss eines einjährigen Team- und Selbstbewusstseinstrainings, das erstmals an der Untertürkheimer Luginslandschule angeboten wurde.

Die Schüler lernen ihre eigene Persönlichkeit zu analysieren

Die Schüler der Klasse 9b lernten in insgesamt 41 Seminarstunden, wie ihr Verhalten auf andere wirkt, wie man im Team arbeitet, wie Konflikte vermieden werden können und wie man sich von seiner besten Seite präsentiert. All das lernten die Jugendlichen aber nicht nur in der Theorie, sondern auch mit Hilfe von Rollenspielen und sportlichen Aktivitäten. So durften die Schüler auf ihrem Abschlussausflug nach Esslingen schließlich zeigen, dass sie auch mit Pfeil und Bogen verantwortungsvoll umgehen können.

Initiiert wurde das Projekt „Selbstbewusst“ von der Stuttgarter Initiative move & do, die verschiedene erlebnispädadgogische Trainings zur Stärkung des Gruppenzusammenhalts und zur Förderung von sozialen Kompetenzen anbietet. Mit den Sportpädagogen von move & do hatte die Klassenlehrerin der 9b, Ulrike Holoch-Karpf, schon in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet. Mit dem Projekt „Selbstbewusst“, so Holoch-Karpf, habe man ein spezielles Angebot für Acht- und Neunklässler schaffen wollen.

Auch das Verhalten beim Vorstellungsgespräch wird geübt

Im Laufe dieses Schuljahrs, erklärt Marcus Weber von move & do, haben die Schüler die Grundlagen von Teamfähigkeit und Teambildung erlernt, miteinander diskutiert, Vorurteile abgebaut und ihre eigene Persönlichkeit analysiert. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts sei auch gewesen, andere zu unterstützen und friedlich miteinander zu kommunizieren. Außerdem wurde den Schülern gezeigt, wie sie sich beispielsweise im Vorstellungsgespräch richtig verhalten.

Nun, am Ende des Projekts, sind sich alle Akteure einig, dass sich die gemeinsame Arbeit gelohnt hat. „Früher war es fast unmöglich, Ruhe in die Klasse zu bekommen“, sagt die Klassenlehrerin. „Inzwischen sind die Schüler viel ruhiger und auch empathischer geworden und sie hinterlassen überall einen guten Eindruck.“

Aus Hass wird friedlicher Zusammenhalt

Auch die Schüler der 9b finden, dass sie durch das Projekt einiges dazu gelernt haben. „Früher haben wir uns alle gehasst, jetzt verstehen wir uns viel besser“, sagt die 15-jährige Sara. Die 15-jährige Christina ist ebenfalls der Meinung, dass der Zusammenhalt in der Klasse deutlich besser geworden ist. Außerdem gehe sie nun selbstbewusster durchs Leben. „Wenn ich mir jetzt was vornehme, dann weiß ich, ich schaffe das“, sagt sie voller Überzeugung. Der 17-jährige Yasar erzählt, er habe dem Projekt zunächst skeptisch gegenüber gestanden. „Erst habe ich gedacht: Was wollen die denn von uns? Aber dann habe ich kapiert, dass hier was für uns getan wird.“ Vor allem in Sachen Teamarbeit, sagt Yasar, habe er viel dazu gelernt.

Nach dem erfolgreichen Start soll das Projekt auch in Zukunft an Stuttgarter Schulen angeboten werden. Da die Luginslandschule als Werkrealschule ein Auslaufmodell ist, wird es die Aktion dort zwar nicht mehr geben. Eventuell, sagt Marcus Weber, könne das Projekt aber im nächsten Schuljahr an der Wilhelmsschule in Wangen angeboten werden. Mit der Schulleitung sei man bereits im Gespräch.