"daiads" statt "adidas": Weil Fälschungen nicht immer so leicht zu erkennen sind, braucht der Zoll bessere Möglichkeiten, den Handel mit Plagiaten zu ahnden. Foto: StN

Eine neue Methode mit Spezial-Tinte soll das Fälschen von Textilien eindämmen.

Stuttgart - Unterwäsche mit dem begehrten Calvin Klein-Logo am Bund für fünf Euro oder die sonst unbezahlbare Gucci-Tasche für 50 Euro – Fälschungen nehmen Verbraucher gern mal in Kauf. Doch der Handel mit den Billigversionen der Markenprodukte kommt den Unternehmen teuer zu stehen: Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young hatten bereits drei Viertel der deutschen Unternehmen schon einmal mit Produktfälschern Probleme.

Schätzungen von Experten zufolge macht der Handel mit Plagiaten etwa fünf bis sieben Prozent des Welthandels aus. Im Jahr 2010 wurde der Zoll etwa 80.000 Mal fündig – und beschlagnahmte mehr als 103 Millionen Fälschungen. Der Schaden für die Firmen ist nur schwer zu ermitteln, reicht er doch vom Umsatzrückgang bis zum Imageverlust.

Metallische Sicherheitsfäden kaum zu entdecken

Doch sich vor Plagiaten zu schützen, stellt die Unternehmen vor Probleme: Bisherige Sicherungsmaßnahmen sind nur schwer zu erkennen – oder leicht nachzuahmen. So werden in die Textilien metallische Sicherheitsfäden eingenäht, die für den Zoll auf den ersten Blick kaum zu entdecken sind. Verdächtige Ware muss oft zum Hersteller geschickt werden, damit dieser die Echtheit überprüft.

Um dieses Verfahren zu vereinfachen, hat das Institut für Textilchemie und Chemiefasern in Denkendorf in Zusammenarbeit mit der Textildruck-Firma Multi Plot Europe aus dem nordhessischen Bad Emstal eine mögliche Lösung gefunden: In einem drei Jahre dauernden Projekt haben sie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an einer neuartigen Methode der Produktmarkierung getüftelt. Gestern wurde das Ergebnis in Stuttgart vorgestellt.

Patentverfahren für unsichtbare Tinte läuft

Die Lösung klingt denkbar einfach: Während der Produktion wird mit unsichtbarer Tinte ein Barcode auf die Textilien gedruckt. Dieser wird vom Hersteller selbst entworfen und kann von ihm auch jeder Zeit wieder geändert werden. Eine doppelte Herausforderung also für die Fälscher:„Sie müssen erst einmal die Zusammensetzung der Tinte knacken und noch den Code der Hersteller kennen“, sagt Reinhold Schneider vom Institut für Textilchemie und Chemiefasern in Denkendorf.

Allein der erste Schritt dürfte die Fälscher vor Probleme stellen: „Für die unsichtbare Tinte werden keine Standardprodukte verwendet“, so Joachim Rees von Multi Plot Europe. Die Pigmente und Chemikalien stammen von einem einzigen deutschen Hersteller. Noch läuft das Patentverfahren für die Tinte, doch der Ingenieur Rees zweifelt nicht daran, dass es an Nachfragen aus der Industrie mangeln wird. Der Firma Multi Plot, die für den Vertrieb der Methode zuständig sein wird, lägen bereits Anfragen von Herstellern von Schuhen und Bekleidung vor.

Keine bessere Sicherheit für Verbraucher

Keine bessere Sicherheit für Verbraucher

Aber nicht nur für die Unternehmen, auch für den Zoll würde diese neue Methode erhebliche Verbesserungen bringen. Mit Hilfe von entsprechenden Detektoren können die Beamten die Ware mit dem unsichtbaren Barcode scannen und somit die Echtheit vor Ort überprüfen. Wo genau der Zollbeamte scannen muss, bekommt er vom Hersteller mitgeteilt. Die eingescannten Daten geben dann sofort Auskunft darüber, wo und wann das Produkt hergestellt wurde – wenn es sich nicht um eine Fälschung handelt.

Allerdings bringt dieses Verfahren noch keine bessere Sicherheit für den Verbraucher: Da die Tinte nicht zu erkennen oder zu ertasten ist, hat er immer noch keine Möglichkeit, schon beim Kauf das Original von der Fälschung zu unterscheiden.

Tinte auch auf Kunststoff

Auch ist der Schutz nicht von Dauer: Die Tinte wurde zwar auf ihre Waschbarkeit getestet – aber nur auf zehn Waschgänge bei 60 Grad. „Das Wichtigste ist sowieso, dass sie reibungsresistent ist, damit beim Transport der Ware oder während der Ausstellung in Läden der Barcode nicht beschädigt wird“, sagt Reinhold Schneider.

Wenn die Methode sich in der Textilbranche durchsetzt, können sich die Forscher vorstellen, dass die Tinte auch auf Kunststoff angebracht werden könnte. Hierzu müsse man die Zusammensetzung der Tinte soweit verbessern, dass diese noch schwerer abgerieben werden kann, so Schneider.