Wolfgang Bernhard, Daimler-Vorstand für den Bereich Lkw. Foto: dpa

Eigentlich wollte Daimler in seinem Lastwagenwerk in Brasilien 1500 Stellen kürzen. Diese Pläne lassen die Stuttgarter jetzt fahren – und stellen lieber auf Kurzarbeit um.

Hamburg - Wegen der Absatzkrise in Brasilien setzt Daimler in seiner dortigen Produktion zur Schrumpfkur an, verzichtet dabei aber auf massenhafte Kündigungen. Pläne zur Streichung von 1500 Jobs in einem Lastwagen-Werk bei São Paulo wurden fallengelassen, wie der Autobauer am Montag mitteilte.

Die Belegschaft muss jedoch Einschnitte hinnehmen: Die Arbeitszeit wird in dem Werk um 20 Prozent gekürzt, die damit verbundenen Lohn- und Gehaltseinbußen in gleicher Höhe kompensiert der brasilianische Staat zur Hälfte. Zudem verzichten die Mitarbeiter teilweise auf den Inflationsausgleich. Bis August 2016 sind die Jobs nun gesichert.

Nach der Einigung auf die Betriebsvereinbarung zeigten sich Konzernspitze und Arbeitnehmervertreter erleichtert. Betriebsratschef Michael Brecht sagte, es sei das Schlimmste verhindert worden. Das für Lastwagen zuständige Vorstandsmitglied Wolfgang Bernhard betonte, angesichts der äußerst schwierigen Marktverhältnisse sei eine tragfähige Vereinbarung abgeschlossen worden.

Absatzmarkt um knapp die Hälfte eingebrochen

Die Wirtschaft in dem südamerikanischen Land lahmt schon seit längerem. Darunter leiden neben Daimler auch andere Nutzfahrzeug-Hersteller. So war der brasilianische Absatzmarkt für Lastwagen im ersten Halbjahr 2015 um knapp die Hälfte eingebrochen. Bis Jahresende sei keine Besserung in Sicht, sagte ein Daimler-Sprecher.

Das betroffene Werk in São Bernardo do Campo macht den Löwenanteil der Daimler-Präsenz in Brasilien aus. Insgesamt hat der Stuttgarter Autobauer in dem Land etwa 12.000 Mitarbeiter, knapp 10.000 davon sind in dem Lkw-Werk beschäftigt. Hinzu kommt noch eine kleinere Lasterfabrik mit knapp 1000 Mitarbeitern, zudem hatte Daimler im Februar ungeachtet der Absatzkrise sein erstes Pkw-Werk in Brasilien eröffnet.