Kraftwerk in Karlsruhe vom Netz - Die Versorgung der Haushalte sei aber weiter sicher.

Stuttgart – Ausbleibende Gaslieferungen aus Russland haben im Südwesten weitaus größere Probleme verursacht als bisher bekannt. Die Lieferungen an Energieversorger und Teile der Industrie wurden in den vergangenen Tagen gedrosselt, sodass die baden-württembergischen Haushalte nur knapp schwerwiegenden Lieferengpässen entgangen sind. Mit Blick auf die Versorgungssituation sprach ein Vertreter des größten Gasnetzbetreibers im Südwesten, Gasversorgung Süddeutschland Netz (GVS), gegenüber unserer Zeitung von einer „Lage, die alle paar Jahre mal vorkommt“. Grund für die auch derzeit noch angespannte Situation ist nach Einschätzung von Fachleuten, dass die Gasmengen, die den baden-württembergischen Markt aus Russland erreichen, geringer sind als üblich.

Bereits vor Tagen hatte Russland seine Gas-Lieferungen nach Westen teilweise eingeschränkt, weil der staatliche Energieriese Gazprom wegen der kalten Witterung vorrangig den heimischen Markt versorgen musste. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent ist Deutschland extrem von russischem Erdgas abhängig. Um die Lage im Land unter Kontrolle zu halten, habe man bereits am vergangenen Donnerstag eine Sondereinheit gebildet, sagte der GVS-Netz-Sprecher. Am vergangenen Freitag habe sich die Lage aber weiter verschärft. In einem daraufhin an alle Großkunden verschickten Brief spricht die GVS-Netz von einer „kritischen Situation“ und fordert die Energieversorger „dringend“ auf Gas zu sparen. Unter anderem sollen – falls vertraglich möglich – Lieferungen heruntergefahren oder unterbrochen werden.

Nach Recherchen unserer Zeitung ist dies auch schon geschehen. So ist seit vergangenen Freitagabend Block vier des Karlsruher EnBW-Meilers RDK nicht mehr am Netz, wie eine EnBW-Sprecherin bestätigte. Die GVS-Netz selbst habe in den vergangenen Tagen die Gaslieferungen für „eine Handvoll Kunden“ reduziert, sagte der Sprecher. Die Versorgung der Haushalte sei aber weiter sicher. Auch in den kommenden Tagen bleibe die Lage angespannt. Experten führen die Situation auf die Kältewelle in Europa zurück. In Italien wurde die Versorgung einiger Industriekunden mit Gas bereits zeitweise eingestellt. Wichtiger noch aber ist, dass die Energieversorger im Land aufgrund Vorgaben der Regulierungsbehörden immer seltener eigene Gasspeicher unterhalten, die als Puffer dienen.