Stundenlang warten Asylsuchende vor der Filiale des Bundesamts in Karlsruhe – ihre Pässe sind dort aber oft genug nicht auffindbar Foto: Siri Warrlich

Exklusiv: Tausende Pässe von Asylsuchenden aus Syrien und anderen Ländern sind bei den Behörden unauffindbar. Das zieht viele Verfahren in die Länge – mit Nachteilen für Betroffene und Steuerzahler.

Stuttgart - Wenn die Bundespolizei Flüchtlinge bei der Einreise nach Deutschland aufgreift, schickt sie deren Pässe zur zuständigen Stelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Dort allerdings ist man offenbar mit der Bewältigung der vielen Fälle seit vergangenem Spätsommer überfordert. Zahlreiche Dokumente sind verschwunden oder können nicht zugeordnet werden.

„Es handelt sich sicher um Tausende Fälle“, sagte Holger Rothbauer, Rechtsanwalt aus Tübingen, unserer Zeitung. Der Flüchtlingsrat und Anwälte aus ganz Baden-Württemberg bestätigen diese Kritik. Dass das Bundesamt solche Probleme hat, ist bereits in der Vergangenheit durchgesickert. Manche Flüchtlinge, die Deutschland verlassen müssen, können deshalb nicht ausgewiesen werden. Recherchen unserer Zeitung haben nun ergeben, dass auch zahlreiche Asylsuchende aus Syrien von dem Pass-Chaos betroffen sind. Ihre Verfahren sollten eigentlich beschleunigt werden, ziehen sich dadurch aber oft in die Länge.

Beim Bamf in Nürnberg bestreitet man Nachteile für die Betroffenen, räumt aber ein, man habe „durch die hohe Zahl von geflüchteten Menschen, die im vergangenen Jahr nach Deutschland kamen, Probleme mit Pässen von Personen, die noch keinen Asylantrag gestellt haben“. Seit Ende 2015 betreibe man deshalb eine Datenbank, in die Dokumente eingegeben werden, die sich nicht zuordnen lassen. Aus Karlsruhe verlautet, die Lage bei der dortigen Bamf-Außenstelle sei nach wie vor besonders kritisch: „Dort gibt es Berge von Rückständen“, sagt ein Betroffener. Offenbar denkt man beim Bundesamt deshalb darüber nach, in Karlsruhe eine zweite Außenstelle zu eröffnen.