Um Milliarden vertan: Schon mussten die Bauer von Stuttgart 21 nachbessern Foto: dpa

Pfusch am Bau hat weniger mit Handwerkern zu tun als mit Planern und Politikern, meint Landesredakteur Arnold Rieger.

Stuttgart - Pfusch am Bau hat weniger mit Handwerkern zu tun als mit Planern und Politikern. Deren Nachlässigkeit, wenn es um Steuergelder geht, ist mit verantwortlich für das Übel, dass große Projekte den Kosten- und Zeitrahmen sprengen, den man ihnen anfangs gab. Nach dem Motto: Die öffentliche Hand wird schon irgendwie dafür geradestehen. Das hat dazu geführt, dass Kostensteigerungen mittlerweile als unabwendbares Schicksal oder Naturgesetz gelten.

Deshalb wird es nicht ausreichen, die Bauverwaltung des Landes in die Lage zu versetzen, den privaten Planern von öffentlichen Gebäuden besser auf die Finger zu sehen. Das Argument der Gutachter leuchtet zwar ein, wonach nur derjenige kontrollieren kann, der weiß, worauf er achten muss. Und es spricht auch vieles dafür, dass gerade das Baudesaster beim Stuttgarter Schauspielhaus mit Kompetenzmangel zu tun hat. Die Reform der Kontrollmechanismen ist also richtig. Doch zu glauben, allein eine schlagkräftigere Bauverwaltung löste das Problem, wäre ein Trugschluss.

Denn Kostentreue hängt am Willen aller Verantwortlichen, diese Tugend zu leben. Das beginnt schon damit, dass die Politik mit der Unsitte aufhört, Wunschprojekte zunächst mit zu niedrigen Summen anzupreisen, um die Bürger einzulullen. Baurisiken werden nur allzu gerne ausgeblendet. Wer Angst hat, als schwäbischer Kleinkrämer geschmäht zu werden, taugt ohnehin nicht zum Kontrolleur. Kostensteigerungen beginnen also im Kopf. Nur dort bekommt man sie auch in den Griff.

a.rieger@stn.zgs.de