Im Dunkeln und bei schlechtem Wetter ist es unerlässlich, dass der Autopilot das Flugzeug sicher landen kann. Dafür muss die Technik alle 180 Tage überprüft werden. Foto: Achim Zweygarth

In diesen Tagen ist ein Messflugzeug am Flughafen unterwegs. Es setzt zur Landung an, startet dann aber im letzten Moment wieder durch. Tags dürften die Filderbewohner davon nichts hören, nachts hingegen schon.

Filder - Der Anblick dürfte irritieren. Die kleine Hawker Beechcraft in orange-silbernem Anstrich und zwei Propellermotoren gleitet auf die Landebahn zu, wie jedes andere Flugzeug es auch tun würde. Im letzten Moment wird einer der beiden Piloten Schub geben, und noch ehe die Räder den Asphalt berühren, startet die Maschine durch. Wer aufmerksam zuschaut, sieht die Hawker daraufhin eine Schleife über die Filderebene fliegen, nur um einige Minuten später erneut zur Landung anzusetzen und wieder durchzustarten. „Das ist schon ungewöhnlich“, sagt Kristina Kelek, die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS). Befürchtungen muss niemand hegen. Die Aktion dient der Sicherheit der Fluggäste.

Grund für die ständigen Überflüge ist die Kalibrierung des Instrumentenlandesystems. „Damit die Flugzeuge bei jedem Wetter landen können, muss gewährleistet sein, dass dieses System exakt vermessen ist“, sagt Kelek. Vom Boden werden verschiedene Signale ausgesendet, die vom Bordcomputer einer jeden Maschine in „einen virtuellen Tunnel übersetzt werden“. Der Pilot muss nur innerhalb dieses Tunnels bleiben, um auch bei dichtem Nebel aufsetzen zu können.

Ein Tag und zwei Nächte

Alle 180 Tage muss dieses System vermessen werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Und auch wenn ein neues Gerät verbaut wird, muss das Messflugzeug des in Braunschweig beheimateten Unternehmens Flight Calibration Services anrücken. Beides ist in Stuttgart der Fall. Deshalb wird die kleine Propellermaschine in dieser Woche an einem Tag und in zwei Nächten über der Filderebene kreisen.

Erstmals wird die Hawker Beechcraft am heutigen Dienstag erwartet, teilt der Flughafen mit. Wann genau, wird erst kurzfristig festgelegt und hängt vom Wetter und vom übrigen Flugverkehr ab. Weil sowieso tagsüber ständig Maschinen in der Luft sind, dürfte der entstehende Lärm von den Anwohnern gar nicht bemerkt werden, meint Kelek von der DFS. Über mehrere Stunden wird die Aktion andauern. Die Techniker an Bord interessieren sich dabei heute für das sogenannte Distance Measuring Equipment. „Das sagt den Piloten, wie weit sie noch vom Landepunkt entfernst sind“, sagt Kelek. Ein solches System gab es zwar bisher auch schon in Stuttgart. Es wird nur eben durch ein neues ersetzt.

Damit die Maschine nicht im Gras aufsetzt

In den beiden Nächten von Mittwoch auf Donnerstag und von Donnerstag auf Freitag dürften die Anwohner indes sehr wohl die Messaktion mit ihren eigenen Ohren hören können. „Das kann bis zu vier Stunden dauern“, sagt Kelek. Und zwar jede Nacht – wohlgemerkt. Geplant ist dann die alle 180 Tage vorgeschriebene Routinemessung des bestehenden Systems.

Zwei Signalarten sollen dabei von den Spezialinstrumenten der Braunschweiger Experten erfasst und auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden. Zum einen handelt es sich um das Landekurssignal. Dieses führt die Piloten der Landebahn entgegen und verhindert, dass die Maschine links oder rechts im Gras aufsetzt. Und zum anderen wird der Gleitwegsender kalibriert. Dieser hilft beim Sinkflug, sodass das Flugzeug den international üblichen Standard von drei Grad einhält und nicht zu schnell auf den Boden zurast. Zusammen ergeben sie den virtuellen Tunnel.