Der Naturkindergarten bietet auch die Chance, tierische Bekanntschaften zu machen, zum Beispiel mit einem Alpaka. Foto: dpa

Ein privater Träger will in Waiblingen Ende 2019 einen Naturkindergarten bei der Waldmühle eröffnen. Sein Konzept setzt Schwerpunkte auf die Themen Natur, Tiere und Bewegung.

Waiblingen - Kindergartenplätze in Waiblingen sind schwer gefragt und angesichts steigender Geburtenzahlen muss die Stadt dringend neue schaffen. Die Idee der Sozialpädagogin Joy Fehm, am Rande der Kernstadt nahe des Reitstalls im Bereich der Waldmühle einen privaten Kindergarten zu eröffnen, stößt daher auf offene Ohren bei der Verwaltung. Auch die Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Soziales und Verwaltung waren angetan vom Konzept, das Joy Fehm ihnen in der Sitzung am Mittwochabend vorgestellt hat.

„Wir schließen da eine Lücke“, befand der Gemeinderat Daniel Bok von der Gruppierung Grüne, Natur und Tierfreunde (Grünt) und spielte dabei auf die Bereiche an, die in dem Kindergarten eine Hauptrolle spielen sollen: Natur, Tiere und Bewegung. Ein solches pädagogisches Angebot gebe es in Waiblingen bislang nicht, sagte Bok. Er als Vorsitzender des Jugendfarmvereins Waiblingen sehe den Kindergarten zudem als gute Vorbereitung des Nachwuchses für die Jugendfarm.

Tiergestützte Angebote

Der Kindergarten, der nach Fehms Plänen im Herbst 2019 in Betrieb gehen könnte, soll Platz für 40 Kinder ab drei Jahren bieten, die zwischen 7 und 17 Uhr betreut werden. Die Einrichtung hat das Ziel, bei Kindern ein Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu wecken und ihnen auch durch den Umgang mit Tieren soziale Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln. Auf die Idee eines Naturkindergartens sei sie durch Anfragen von Eltern gekommen, sagte Joy Fehm, die seit dem Jahr 2011 Ferienprogramme und eine Nachmittagsbetreuung in der Waldmühle anbietet, wo es Alpakas, Schafe, Ziegen, Minischweine und Kaninchen gibt. Die Tierhaltung gehöre zwar nicht zum Kindergarten selbst, so Fehm, dieser könne aber die tiergestützten Angebote nutzen.

Auf einem gut 1000 Quadratmeter großen Grundstück in Hanglage soll ein Gebäude mit rund 480 Quadratmetern Fläche entstehen, in dem zwei Gruppen Platz finden. Eine Küche samt Essbereich liegt zentral im Haus. „Das Thema Ernährung ist uns sehr wichtig, wir wollen, dass die Kinder die Zubereitung von Essen mitbekommen und auch mithelfen“, sagte Joy Fehm, die zusätzlich zu einer hauswirtschaftlichen Angestellten mit 6,7 Stellen für den Kita-Betrieb rechnet. Außerdem sei ein Praktikant im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) denkbar. Trotz des Fachkräftemangels hat Fehm keine Sorge, die Stellen nicht besetzen zu können, denn „das ist ein sehr interessantes Arbeitsfeld für Pädagogen“.

720 000 Euro städtischer Zuschuss?

Eine Baugenehmigung hat die Stadt Waiblingen bereits erteilt. Im Haushaltsplan hat die Verwaltung für 2018 eine Finanzspritze von 360 000 Euro für den Naturkindergarten vorgeschlagen, die gleiche Summe ist für das Jahr 2019 eingeplant. Ob der Naturkindergarten in den Kindergartenbedarfsplan der Stadt aufgenommen wird und tatsächlich in den Genuss des Geldes kommt, darüber entscheidet der Gemeinderat erst im neuen Jahr. Die Kindergartengebühren seien vergleichbar zu jenen anderer freier Träger in Waiblingen, sagte Joy Fehm, die bereits jetzt mehr Anfragen als Plätze hat: Für einen Ganztagesplatz müssten Eltern beim ersten Kind rund 400 Euro monatlich zahlen, für das zweite Kind koste die Betreuung dann rund 300 Euro.