Der Pfingstnarr, gewandet in ein grünes Kleid aus Reisig, wird umgeführt Foto: Zimmermann

Mit grünen Zweigen und Blättern vermummte Gestalten ziehen zu Pfingsten durchs Land.

Seltsame Gestalten ziehen zu Pfingsten durchs Land: Mit grünen Zweigen und Blättern vermummt, machen sich Jugendliche auf den Gang durch die Dörfer und erbitten mit Nachdruck Geld und Naturalien: Pfingstl, Pfingst(d)reck, -lümmel, -nickel oder Latzmann heißen sie - und in ganz Europa begegnen einem derlei Pfingstnarren, meist als heidnische Überbleibsel missdeutet wie die mit ihm zusammenhängenden Bräuche.

Dabei geht es um Buße und Umkehr, wie das Pfingstfest in Schwenningen am Neckar lehrt, das die evangelische Gemeinde nach dem 30-jährigen Krieg mit klarer Sinngebung wieder zu feiern gebot, ehe sie es im 18. Jahrhundert der "Mißbräuche" wegen untersagte.

Als Herolde, Hauptmann, Fähnrich, Maienführer und Richter verkleidet, sprengten die Rossbuben in den Flecken. Von Haus zu Haus zog die Meute, um Essbares zu heischen. Mit sich führte sie den schellenbehangenen Pfingstnarren, der, mit Reisig, Stroh oder Rinde bekleidet war. Mit Musik und Tanz ging das "Pfingstreutten" dann zu Ende.

Der seit 1679 belegte Pfingstritt aber hat seinen (christlichen) Sinn - wie das Pfingstgericht am Tage, der den Osterfestkreis beschließt und auf das Endgericht bereits verweist. Erstmals 1666 erwähnt, wird es auf Gebot des Kirchen-Convents einberufen, um "das Fluchen und Schwören" abzustellen. Auch prangert das Gericht das "Zusammenschlupffen von Männlein und Weiblein" an. Nach der Gerichtssitzung wird zum Festmahl geladen, das nicht bis zum Morgenläuten dauern darf: Der Gottesdienst ist nicht zu stören, darin "der Heilige Geist um den rechten Glauben allermeist" gebeten wird.

Auch der Pfingstumgang ist ein glänzendes Beispiel für den Kirchenvolksglauben. Der Pfingstnarr, der zu seiner Schande von dem darzustellen ist, der am Tag des Heils am längsten schlief, fügt sich ins Bild. Sein Äußeres zeigt den Menschen in seiner rohen Natur: so säumig im Dienst wie sündig im Leben, träge nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Glauben. Nimmt man die Ausgießung des Heiligen Geistes mit der Apostelgeschichte morgens zur dritten Stunde an, so hätte der Schnarchsack das Heil glatt verpennt! Doch am Ende wird der Pfingstnarr gebadet, um "den alten Adam abzustreifen" wie sein Kleid der Sünde aus Reis, Stroh oder Rinde. In Schwenningen wurde mit dem wohl seit dem späten Mittelalter geübten Brauch der Pfingstnarr als Sünder zum Suchenden. Er klopft an und erhält, was er erbittet: Ihm wird das Tor zum Ewigen Leben sich öffnen.

Unser Spruch des Tages lautet: "D' Liab ond s'Huschta lässt sich net verberga!'