Stuttgart ist gut versorgt mit Hausrätzen. Plieningen und Stammheim sind die Ausnahme. Foto: dpa

Im Stadtbezirk Plieningen gibt es vergleichsweise wenige Haus- und Kinderärzte. Während die Bezirke Birkach, Sillenbuch und Degerloch diesbezüglich unauffällig sind, sticht Plieningen im stadtweiten Vergleich heraus.

Filder - Einmal wurde Samia Hartig gebeten, doch noch mal einen Kaffee trinken zu gehen, während sie ihr Baby auf dem Arm hielt. Ein anderes Mal saß sie anderthalb Stunden im Wartezimmer. Normalerweise müsse sie für den Besuch beim Kinderarzt eine Stunde Wartezeit einrechen. Anderthalb Stunden auf einen ausgemachten Termin zu warten, sei bisher das Maximum gewesen, berichtet die Plieningerin. Dabei war sie froh, einen Kinderarzt in Heumaden gefunden zu haben.

An ihrem Wohnort hat sie vergeblich gesucht. Auch ihr Mann habe sich nicht leicht getan nach dem Umzug aus dem Stuttgarter Westen 2013, einen Hausarzt in Plieningen zu finden. Sie selbst sei gleich bei der bisherigen Hausärztin in Bad Cannstatt geblieben. Für ihre Kinder findet sie die Situation ungünstig. „Es wäre schön, wenn wir nicht einen halben Tag auf einen Termin warten müssten, wenn eines unserer Kleinen krank ist“, sagt Samia Hartig.

Stuttgart steht gut da

Doch an ihrem neuen Wohnort Plieningen muss sich die Mutter wohl mit der zähen Arztsuche und längeren Wartezeiten abfinden. Stuttgart ist insgesamt sehr gut mit Hausärzten versorgt. In der Innenstadt kommt laut einer aktuellen Erhebung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) ein Arzt auf 500 Einwohner. Das ist mehr als im baden-württembergischen Durchschnitt. Da liegt das Verhältnis bei einem Arzt auf 1500 Bewohner. Und das ist weitaus mehr als auf Bundesebene, wo durchschnittlich 1671 Bewohner von einem Arzt betreut werden.

Obwohl die Gesundheitsversorgung in Stuttgart aus Sicht der KVBW zufriedenstellend ist, gibt es zwei weiße Flecken auf der Karte: Plieningen und Stammheim. In beiden Bezirken müssen sich laut Statistik 4000 Einwohner einen Hausarzt teilen. Für die Vereinigung der Kassenärzte sind diese Zahlen aber noch kein Indiz dafür, dass die Bezirke unterversorgt sind. „Es gilt die Regel, dass der nächste Hausarzt nicht weiter als zehn Kilometer vom Wohnort entfernt sein darf. Das wird nicht nur in Stuttgart, sondern auch im ganzen Land eingehalten“, sagt Renate Matenaer, Sprecherin der KVBW.

Die Bezirkschefin von Plieningen und Birkach, Andrea Lindel, hat bisher noch keine Klagen von Bürgern über zu wenig Ärzte vernommen. „Das haben weder Bürger noch Bezirksbeiräte an mich herangetragen“, sagt Lindel. Ihr sei lediglich bekannt, dass es keinen Kinderarzt in Plieningen gebe. „Ich vermute, dass viele in die Nachbarbezirke fahren“, sagt Lindel.

Keine Daten für einzelne Bezirke

Ob die sehr viel attraktiver für Ärzte sind, dazu kann die Kassenärztliche Vereinigung keine genauen statistischen Angaben machen: Auf die Bezirke bezogene Zahlen existieren laut KVBW nicht. „Wir betrachten bei unseren Planungen immer nur Stuttgart, deshalb erheben wir keine Daten für die einzelnen Bezirke“, sagte Renate Matenaer. Die Datenerhebungen in Plieningen und Stammheim sei eine Ausnahme gewesen. „Da wollten wir uns die Lage in diesen als schwierig geltenden Bezirken einmal genau anschauen“, sagt sie.

Dennoch ergibt sich ein Bild für Degerloch und Sillenbuch, das günstiger scheint. Der stellvertretende Sillenbucher Bezirkschef Hans Peter Klein geht davon aus, dass der Bezirk gut aufgestellt ist. Und Beate Traub vom städtischen Bürgerservice Leben im Alter bewertet die Lage in Degerloch positiv. Viele Ärzte seien schon lange im Bezirk, und Traub glaubt, dass dies so bleibt. „Erst vor Kurzem ist eine Praxis übernommen worden. Das macht mich zuversichtlich“, sagt sie.