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Präsident Lorz über die neue Struktur der Stuttgarter Kickers und die Pflicht aufzusteigen.

Stuttgart - Am Mittwoch tritt Rainer Lorz offiziell sein Amt als Präsident des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers an. An der Zielsetzung lässt er keinen Zweifel: "In der neuen Saison zählt nur der Aufstieg."

Herr Lorz, hat Sie die Mitgliederversammlung nicht etwas nachdenklich gestimmt?

Weil so wenig diskutiert wurde?

Genau. Es gab keine Frage, keine Kritik. Sind die Kickers Ihren Mitgliedern gleichgültig geworden?

Das wäre schlimm. Es darf keine Gleichgültigkeit einziehen. Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Vereins. Da sollte schon offen diskutiert werden. Aber offenbar haben wir die Sachlage überzeugend dargestellt. Trotzdem müssen wir jetzt eine Aufbruchstimmung erzeugen.

Sie hatten sich aus beruflichen Gründen stets gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Woher kommt der Sinneswandel?

Nach dem Rücktritt von Präsident Edgar Kurz ging es einfach darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins zu wahren. Da ich beruflich voll eingespannt bin und mein Tag nach wie vor nicht mehr als 24 Stunden hat, habe ich aber klar ausgedrückt, dass ich das Amt übergangsweise ausüben werde.

Was heißt das konkret?

Ich will das zeitlich nicht begrenzen.

Ihr Vor-Vorgänger Dirk Eichelbaum sagte am Montagabend, Sie und Ihr neues Team seien die "letzte Patrone", die die Kickers haben.

Ich bin immer zurückhaltend, von der "letzten Patrone" zu sprechen.

Aber klar ist doch, wenn es in der kommenden Saison nicht mit dem Aufstieg klappt, dann wird es die Kickers in der jetzigen Form kaum mehr geben.

Jetzt schon die Frage zu stellen, was passiert, wenn es nicht funktioniert, bringt nichts. Unstrittig ist, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Todesliga rausmüssen. Da dies in dieser Runde nach menschlichem Ermessen nicht mehr gelingen wird, müssen wir mit Vollgas die Weichen für die neue Saison stellen, denn da zählt tatsächlich nur der Aufstieg.

"Buchwald will den Erfolg"

Spielt dabei Guido Buchwald die entscheidende Rolle?

Ja. Er hat die sportliche Verantwortung. Guido Buchwald ist das Gesicht der Kickers und mit seinem Sachverstand über alle Diskussionen erhaben. Ich hätte mir keinen Besseren für diese Aufgabe wünschen können.

Und was passiert, wenn er plötzlich ein Angebot als Profitrainer bekommt?

Guido Buchwald hat klar gesagt, dass er sich voll und ganz für die Kickers einbringen wird. Auch er will den Erfolg.

Wird er mit Sportkoordinator Michael Zeyer zusammenarbeiten?

Das ist eine der Entscheidungen, die er zu treffen hat. Es hat bereits konstruktive Gespräche zwischen den beiden gegeben. Nach einer Bestandsaufnahme wird man sehen, wie es weitergeht.

Im neuen Präsidium und im Aufsichtsrat ist man von Zeyers analytischen Fähigkeiten überzeugt?

Dies will ich jetzt gar nicht kommentieren. Die Entscheidung über das Team im sportlichen Bereich trifft - wie gesagt - der hier Verantwortliche, also Guido Buchwald. Es war jedenfalls nicht fair, die ganzen Diskussionen der vergangenen Wochen nur an Michael Zeyer festzumachen und ihn als denjenigen hinzustellen, der die heile Kickers-Welt durcheinandergewirbelt hat.

Aus dem Aufsichtsrat kam die Kritik auf, Geschäftsführer Jens Zimmermann habe den finanziellen Part seiner Arbeit schleifen lassen. Werden die Daumenschrauben angezogen?

Dies ist eine falsche Darstellung. Hier gibt es keine Vorwürfe seitens des Aufsichtsrats an Herr Zimmermann, dessen wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der Stuttgarter Kickers ich auch auf der Mitgliederversammlung betont habe. Was die wirtschaftliche Seite betriftt, haben wir mit unserem neuen Schatzmeister Tobias Schlauch einen ausgewiesenen Fachmann für das Präsidium gewinnen können.

Und wie wollen Sie den Konflikt zwischen dem Trainer und Zimmermann auf der einen sowie Zeyer und dem Investor auf der anderen Seite lösen?

In dieser Frage will ich nicht vorgreifen. Im Endeffekt geht es doch darum, dass wir alle Kräfte bündeln, um 2011/12 den Aufstieg zu schaffen.

Und dann machen Sie als Präsident weiter, oder haben Sie schon einen Kronprinzen?

(lacht). Nein, den gibt es nicht.