Bascha Mika. Foto: Leif Piechowski

Bascha Mika fordert in der Vortragsreihe „Powerfrauen“ mehr Mut von Geschlechtsgenossinnen

Stuttgart - Mann war auf alles gefasst. Er wusste: Heute ist er in Unterzahl. Und ihm war klar, dass er sich in der Mercedes-Niederlassung bei der Vortragsreihe unserer Zeitung „Powerfrauen 2012 – Von den Besten profitieren“ auf einiges einlassen musste. Schließlich kündigte Bascha Mika an, über „Männer, Machos und Machtrituale“ zu referieren. Vor allem aber darüber, wie Frauen diese von Männern geprägte Arbeitswelt verändern können.

Ein Thema, das Mann und Frau an diesem Abend kurz auf Augenhöhe brachte. Beide vereinte die Neugierde auf Bascha Mika und die Ausgestaltung ihrer Thesen. Zum Beispiel die „Feigheit der Frauen“. Der Vorwurf, dass sich zu viel gut ausgebildete Frauen einfach der Dominanz der Männer unterwerfen.

Was hat Gabor mit der Frauenbewegung zu tun?

Eine provokante These. Getragen von einer provozierenden Frau, die ihre Worte geschickt wählt und noch geschickter einsetzt. Auch zum Start ihres Vortrags: „Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können.“

Ein Satz, der wirkt, wie das leise Raunen unter den etwa 150 Gästen beweist. Doch schon der Nachsatz löst die Stimmung. Denn Mika, Jahrgang 1954, nennt die Quelle des Zitats. Er stammt von Zsa Zsa Gabor.

In den Gesichtern des Publikums war nun zu lesen. Was hat die Gabor mit der Frauenbewegung zu tun? Mika gibt die Antwort prompt: „Wir Frauen spielen das Spiel von Angriff, Rückzug und neuem Angriff bereits seit langem. Mindestens seit 100 Jahren, seit der 1. Frauenbewegung.“ Und damit war die Publizistin mitten im Thema. „Inzwischen sind wir regelrecht perfekt darin. Immer wenn jemand glaubt, wir geben endlich Ruhe, stehen wir wieder auf der Matte. Und fordern was uns zusteht.“ Nicht weniger als die Hälfte der Welt und die Hälfte des Himmels. Es sind die immer gleichen, aber unerfüllten Forderungen: Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, gleiche Chancen, gleiche Löhne, gleichen Anteil an Spitzenpositionen. Doch die Realität sieht anders aus.

„Deutschland in Sachen Emanzipation finsteres Entwicklungsgebiet“

„Wer dominiert überall?“, fragt Bascha Mika in die Runde ohne auf die Antwort zu warten. Denn die Antwort ist klar: der Mann. „Deutschland ist in Sachen Emanzipation finsteres Entwicklungsgebiet. Männer haben die Macht, das Geld und die Aufmerksamkeit. Die Welt ist ein Misthaufen, sie hocken oben drauf und krähen“, sagt sie und erntet Schmunzeln ehe sie fortfährt: „Männer haben uns Frauen ausgetrickst und abgewatscht, mit falschen Versprechen gelockt und mit Kind und Küche allein gelassen.“

So weit die Bestandsaufnahme. Die mit einer verbalen Watschen für Familienministerin Kristina Schröder zementiert wird. Immer wieder – mit spitzen Pfeilen, treffsicher und pointiert. Genau das macht Bascha Mika so glaubwürdig – und angenehm. Sie kungelt nicht um jeden Preis mit Frauen, nur weil es Frauen sind. Wenn es sein muss, bekommt auch die „dogmatisch verengte“ Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ihr Fett ab. Letztlich gipfelt bei Mika alles im Frontalangriff auf das eigene Geschlecht: „Wir selber haben’s mit vermasselt. Wir Frauen. Wir regen uns auf, aber wie handeln wir denn konkret?“

Zeit, Konflikte einzugehen

Zu zaghaft. Zu selten breche Frau überkommene Rollenfallen auf oder treffe selbstbewusste Entscheidungen. Es sei an der Zeit, Konflikte einzugehen. Aus dieser Selbstkritik mündete schließlich ihr Schlussappell: „Wir wollen doch alles! Wir können doch alles! Jetzt müssen wir es endlich auch tun!“ Spätestens jetzt wussten die anwesenden Herren: Mann muss auf alles gefasst sein, wenn sich mehr Frauen von der Kampfeslust einer Bascha Mika anstecken lassen.