Zwei Briefkästen an einem Haus verursachen in Schwieberdingen offenbar Probleme bei der Brief-Zustellung. Foto: dpa

Einem Mann aus Eberdingen wurden über Monate hinweg Briefe falsch zugestellt, andere Dokumente kamen gar nicht an. Bei der Post heißt es, zwei Briefkästen an seinem Haus seien das Problem. Nun überlegt der Mann, rechtliche Schritte einzuleiten.

Eberdingen - Irgendwann reichte es Harald Schneider. Über Monate hinweg erhielt der Eberdinger, der nicht mit seinem richtigen Namen in der Zeitung erscheinen will, Briefe, die an seine Nachbarn adressiert waren, während seine Post teilweise in Briefkästen mit anderem Namensschild gesteckt wurde. Darunter war offenbar auch wichtige und sensible Geschäftspost, die auf keinen Fall von falschen Adressaten geöffnet werden sollte. Schneider beschwerte sich bei der Post, doch es änderte sich nichts. Im November nahm er sich daher einen Anwalt.

Zwischen dreißig und vierzig Fehlzustellungen, so schätzt Hans-Peter Bauer, seien seinem Mandaten falsch oder eben gar nicht zugestellt worden. Und das über Monate hinweg. Darunter, sagt Bauer, seien sensible Geschäftsunterlagen gewesen. Einmal lag in Schneiders Briefkasten auch ein dicker Umschlag mit Dokumenten der Badischen Beamtenbank – adressiert an eine Nachbarin. „Ich sehe daher auch das Briefgeheimnis verletzt“, sagt Hans-Peter Bauer. Und der Ditzinger Jurist sieht noch ein weiteres Problem: Manche Unterlagen erforderten eine Reaktion, zum Beispiel eine Antwort innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Doch werde ein Brief mit dieser Aufforderung nicht korrekt zugestellt, habe der Empfänger keine Chance, korrekt zu antworten. „Der Willkür wird da Tür und Tor geöffnet.“

Rund 40 Fehlzustellung hat der Eberdinger gezählt

Im vergangenen November wandte sich Schneiders Anwalt erstmals an die Post und beschwerte sich. Die Antwort störte ihn noch mehr: Ein einfaches Schreiben, offenkundig automatisch und ohne Unterschrift erstellt. Darin versprach die Post, sich um das Problem zu kümmern. Doch die Fehlzustellungen dauerten an.

Nicht nur wurden nun Sendungen an die falsche Adresse zugestellt, teilweise landeten Briefe bei Harald Schneider, die eigentlich mehrere Straßen entfernt eingeworfen werden sollten. Schneiders Frau brachte einige davon zurück zur Post, doch irgendwann war es auch ihr zu viel. Der Anwalt setzte erneut ein Schreiben auf.

Diesmal bekam er eine persönliche Antwort. Am 4. Februar teilte der Kundenservice der Post Bauer mit, dass man mit der Leitung des Zustellbezirks gesprochen habe. Diese werde „alles unternehmen, Ihren Mandanten zukünftig wieder von der Qualität unserer Zustellung zu überzeugen“.

Zwei Kästen an einem Haus: Laut Post ein Problem

Und tatsächlich: seit dem Schreiben sei kein fremder Brief mehr im Kasten von Schneider gelandet, sagt Hans-Peter Bauer. Nun will der Anwalt abwarten, ob das auch von Dauer ist. Andernfalls spiele er auch mit dem Gedanken, die Post abzumahnen.

Bei der Post hat man für die ganze Aufregung eine scheinbar schlüssige Erklärung: Am Haus von Herrn Schneider in Eberdingen gebe es zwei Briefkästen, sagt der Pressesprecher, Gerold Beck. Einen an der Frontseite und einen zweiten an der Tür der Einliegerwohnung im Untergeschoss. Dieser sei aber von der Straße aus nicht zu sehen. Da der Briefträger an einem Tag in der Woche vertreten werde, sei nicht allen Mitarbeitern diese Besonderheit klar. Zwar weise man die Vertretungen darauf hin, „wir können aber nicht ganz ausschließen, dass der Briefkasten der Einliegerwohnung an einzelnen Tagen übersehen wurde“. Damit lassen sich die Briefe mit anderen Straßennamen in Schneiders Briefkasten zwar nicht erklären. Gehäufte Beschwerden aus Eberdingen seien aber nicht bekannt, sagt die Post.