Steinenbronner Anwohner fühlen sich zu unrecht an den Pranger gestellt. Foto: Malte Klein

Anwohner in Steinenbronn wehren sich gegen öffentlich erhobene Vorwürfe, sie hätten auf einer Gemeindewiese ohne Erlaubnis Trampoline aufgestellt.

Steinenbronn - Acht Erwachsene stapfen über eine Wiese hinter ihren Häusern am Franziskaweg in Steinenbronn. Die Anwohner wollen zeigen, worüber sie sich mit der Gemeinde streiten. Nach wenigen Metern sind die drei Trampoline zu sehen, die für Gesprächsstoff sorgen. „Die Kinder nutzen die oft. Sie sind für sie etwas Besonderes“, erzählt Albert Saibel, Anwohner des Franziskawegs.

Im Amtsblatt wurden ab Juni die Protokolle der Gemeinderatssitzungen abgedruckt, in denen es um die Frage ging, ob die Anwohner die Wiese nutzen dürfen oder nicht. Die Betroffenen erfuhren von der Debatte aus dem Blättle – und wunderten sich, warum niemand mit ihnen gesprochen hat. Nun haben sie die Filder-Zeitung eingeladen, um auch ihre Sicht der Dinge zu schildern.

Verpachtung soll geprüft werden

Aber der Reihe nach: Der Lokalpolitiker Roland Kißling (Freie Wähler) hatte den Stein bereits am 5. Mai ins Rollen gebracht. Er fragte in einer Gemeinderatssitzung , ob die Wiese nördlich des alten Sportplatzes in Steinenbronn an Privatleute verpachtet sei, weil das Grundstück von ihnen genutzt würde. Wenn nicht, solle die Verpachtung geprüft werden. Steueramtsleiter Joachim Mack beantwortete die Frage in der Sitzung am 23. Juni, deren Protokoll im Amtsblatt am 16. Juli abgedruckt wurde. Darin heißt es, Mack berichtete, „dass derzeit ein gemeindliches Grundstück nördlich des Alten Sportplatzes durch Anlieger ohne Erlaubnis der Gemeinde genutzt wird.“

Die Anwohner beteuern freilich, dass sie die Erlaubnis haben, die Wiese zu nutzen. Vesna Koch wohnt von den Trampolin-besitzern am längsten im Franziskaweg und sagt, dass sie vor 13 Jahren gefragt hat. Die Antwort sei gewesen, dass sie die Wiese nutzen dürften. Eine andere Anwohnerin, die an diesem Abend nicht dabei ist, habe wegen ihres Trampolins den Bauhofleiter gefragt. „Der hat sich alles angeschaut. Dann hat er seine Zustimmung gegeben.“ Jahrelang habe es keine Probleme gegeben.

Anwohner haben sich aufs Rathaus verlassen

„Wir verstehen nicht, warum der Gemeinderat Kißling nicht mit uns gesprochen hat“, sagt der Anwohner Dimitrios Kouros. Albert Saibel bringt es auf den Punkt: „Das ist ein Meisterstück dessen, was passiert, wenn man nur über Leute spricht, aber nicht mit ihnen.“

Die Anwohner hätten sich auf die Auskünfte aus dem Rathaus verlassen. „Wir haben sie alle mündlich bekommen“, sagt Christian Rebstock, ein weiterer Anwohner. Er und alle anderen Anwohner wollten Ende Juli mit Bürgermeister Johann Singer über die Trampoline sprechen. Doch dazu kam es nicht. „Die Sprechstunde von Herrn Singer ist ausgefallen“, sagt Rebstock. Mittlerweile merken die Anwohner, dass ihre Trampoline bekannt sind. „Wir werden ständig angesprochen“, sagt Koch.

Im Amtsblatt vom 6. August geht es wieder um die Trampoline. Darin heißt es: „Kißling stellte die Frage, ob das Problem des ohne Erlaubnis durch Privatpersonen genutzten Gemeindegrundstücks inzwischen gelöst wurde.“ Rebstock legt ein Schreiben auf den Tisch, das er an den Bürgermeister schicken möchte. Darin steht: „Diese Pauschalverurteilung kann so nicht stehenbleiben.“ Außerdem stellen die Anwohner klar, dass sie die Erlaubnis hatten.

Rathaus räumt „unglückliche Formulierung“ ein

Bereits nach wenigen Tagen ging bei Rebstock eine E-Mail von Margit Hihn, der Sekretärin von Bürgermeister Singer, ein. Sie teilt mit, dass die beiden Berichte in den Gemeindenachrichten „unglücklich formuliert und teilweise so nicht zutreffend sind“. Konkreter wird sie nicht. Die Ver-waltung bittet die betroffenen Anwohner um Entschuldigung.

Der Kämmerer Hans-Dieter Bär, der den Bürgermeister während dessen Urlaub vertritt, sagt, dass nur Joachim Mack vom Steueramt und Bürgermeister Singer die Details kennen würden. Wenn beide aus dem Urlaub zurückgekehrt sind, soll es laut Bär ein Treffen mit den Anwohnern geben.