Maßarbeit: Die 2005 vom Stapel gelaufene Douro Queen ist genau 78 Meter lang und 11,5 Meter breit und passt so genau durch die Schleusen des portugiesischen Flusses. Foto: Zeller

Bei einer Flusskreuzfahrt auf dem Douro lernt man viel über Land, Leute und Getränke.

Die Flamme zischt, die Zange glüht. Chokry, Herr über die Schiffsbar, presst die glühend heiße Portweinzange um den Flaschenhals. Ein feuchtkaltes Tuch bricht ihr per Thermoschock das Genick, meist mit glatten Kanten. Bei jahrzehntelang gelagerten Weinen der höchsten Güteklasse „Vintage“ muss der Aufwand sein. Die Korken würden beim Ziehen zerbröseln und den Genuss des Ports stören.

Das Thema Port wird uns die nächste Woche begleiten, denn die Kreuzfahrt auf der MS Douro Queen folgt sozusagen dem Portwein-Äquator von Porto bis zur spanischen Grenze und zurück. Rund 210 Kilometer schlängelt sich der Douro durch den Norden Portugals, bis er in den Atlantik mündet. Es ist noch nicht lange her, dass der Fluss als wild galt, der mit Stromschnellen, Felsen und Untiefen jede Fahrt zu einem gefährlichen Abenteuer machte. Nur harte Kerle konnten die schlanken Boote namens Barcos Rabelos mit den Portweinfässern durch die tosenden Wasser lavieren. Viele ließen dabei ihr Leben. Ab den 1970er Jahren begann man den Fluss zu zähmen. Heute überwinden fünf Schleusen ein Gefälle von 132 Metern.

Kapitän Renato Brago liebt den Douro und seine Queen, die 2005 vom Stapel lief – maßgeschneidert für diesen Fluss mit niederen Brücken und Engstellen. In die Schleusen passt sie wie in einen Schuh. Für den Kapitän immer wieder eine Herausforderung, seine 78 Meter lange und 11,5 Meter breite Königin ohne Berührung einzufädeln. Bald wird der Douro schmaler, nur noch vereinzelt ragen Gehöfte aus dem Grün der Hänge, Kiefern und Eukalyptus wachsen bis ans Ufer, Angler winken zum Schiff herüber. Erste Weinberge tauchen auf, dann wechseln Granitfelsen zu Schiefergestein. Hier beginnt die Portwein-Region mit Rebhügeln und immer steiler werdenden Terrassen. Längst haben es sich die Passagiere auf dem Sonnendeck bequem gemacht und lesen, dösen, fotografieren und gucken Landschaft.

Die Rebreihen scheinen bis zum Himmel zu klettern, überziehen die Schieferberge mit geografischen Mustern. Zeit für die nächste Portwein-Lektion: Eigentlich wurde der Port nur erfunden, um den Engländern den geliebten Weinimport zu sichern. Der wurde im 17.Jahrhundert erheblich gestört, da das Empire seinen bisherigen Lieferanten, den Franzosen und Spaniern, nicht mehr grün war. Der Portugieser aber verdarb meist auf der langen Seereise gen England. Pfiffige Händler wollten sich das Geschäft nicht entgehen lassen und fanden heraus, dass der Wein – in der Gärung gestoppt und mit etwas zugesetztem Branntwein – ein wunderbar süßes und haltbares Luxusgut wurde. Der britische Adel war entzückt und verlangte nach mehr.

Die Douro Queen macht am Kai des Städtchens Pinhao fest. In dieser Region liegen die Quintas, die Weingüter vieler berühmter Port-Häuser. Natürlich ist hier eine Weinprobe Pflicht. Zuvor aber noch ein Blick in den putzigen Bahnhof des Ortes, den 24 wunderschöne Azulejos, die für Portugal so typischen blauen Wandfliesen, mit Szenen vom Dourotal und der Traubenernte schmücken.
Schwarzer Umhang, schwarzer Hut – mit dem Markenzeichen von Sandeman gewandet begrüßt der Führer die Besucher auf der Quinta do Seixo. Auf mehr als 200 Jahre Firmentradition ist das vom Schotten George Sandeman gegründete Weinunternehmen stolz. Neben dem Port verwöhnt diese Quinta mit einem bezaubernden Blick über die Rebterrassen zum Fluss bis nach Pinhao. Die extrem heißen Sommer sind es, die den Trauben der Region eine besondere Fülle verleihen.

Die ganze Ausdehnung und Faszination des Port-Anbaugebietes kann man bei den Busausflügen ermessen, zum barocken Mateus-Palast nahe Vila Real etwa oder auf dem Weg nach Lamego mit der Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remedios, zu der über 600 Stufen hinaufführen. Korkeichenwälder bedecken hier das Hinterland. Da bieten sich als Souvenir Taschen und andere Korkprodukte an. Das mittelalterliche Bergnest Figueira de Castelo Rodrigo lockt mit Mandel-Leckereien und Thymianhonig, und im Grenzdorf Barca d’Alva soll es das beste Olivenöl geben. Hier hat die Douro Queen ihren Wendepunkt erreicht. Auf spanischer Seite stoppt ein riesiger Staudamm ohne Schleuse die Weiterfahrt. Ein schönes Stück Spanien können die Kreuzfahrer trotzdem entdecken: Ein Tagesausflug bringt sie zur alten Universitätsstadt Salamanca. Die wunderbar erhaltene Altstadt mit Kirchen, Palästen, Adelshäusern und arkadenumsäumten Plätzen ist voller Lebensfreude. Da bringen schon die vielen Studenten frischen Wind in die alten Gemäuer, wie vielleicht ja schon ihre berühmten Vorgänger Cervantes und Lope de Vega.

Talabwärts schauen die inzwischen vertrauten Landschaften aus umgekehrter Perspektive doch wieder anders aus: die Mündungen kleiner Flüsse, die Rebhänge und Dörfer oder die Fahrt durch die kurvenreichen Schluchten. Dort, wo früher gefährliche Stromschnellen tosten. Zum Abschluss gönnt Kapitän Renato Barca seinen Gästen noch ein kleines Extra: In Porto gleitet die Queen unter den markanten gusseisernen Brücken hindurch – eine von Eiffel und eine von einem seiner Schüler erbaut – zur Mündung in den Atlantik, bevor er in Portos Schwesterstadt Vila Nova de Gaia am anderen Douroufer am Kai festmacht. Der Liegeplatz könnte nicht schöner sein, denn von hier präsentiert sich Portos Altstadt von ihrer Schokoladenseite.

Bunte Baracos Rabelos, die alten Portweinschiffe, dümpeln dekorativ vor der Stadtsilhouette. Häuser schachteln sich den Hang hinauf, gekrönt von Kirchtürmen und dem Bischofspalast. Und in Vila Nova de Gaia lagern millionenschwere Schätze: Hier haben alle bedeutenden Portweinfirmen ihre Keller. Da ist nochmals eine Weinprobe Pflicht – letzte Chance für ein süffiges Mitbringsel.

Porto

Anreise
Ein- und Ausschiffungshafen für die Douro-Kreuzfahrten ist Porto. Ab Stuttgart über Frankfurt/Main fliegen zum Beispiel Lufthansa (www.lufthansa.com), Air Berlin (www.airberlin.com) und TAP Portugal (www.flytap.com). Preis: ab ca. 460 Euro.

Kreuzfahrten
Flusskreuzfahrten-Spezialist Nicko Tours hat eine elftägige Reise auf dem Douro im Programm, mit Flug und drei Tagen Aufenthalt in Lissabon ab 1799 Euro, www.nicko-tours.de.
Bei Viking Flusskreuzfahrten gibt es sechstägige Douro-Reisen. Preis ohne Flug ab 1048 Euro, die zweite Person bekommt 50 Prozent Partnerrabatt, www.viking-flusskreuzfahrten.de.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall den Ausflug ins spanische Salamanca buchen. Die Unesco-Kulturerbe-Stadt im Zentrum der Region Castilla y Leon begeistert durch ihre prächtigen Paläste, Kirchen und arkadengesäumten Plätze. Trotzdem wirkt der Stadtkern keineswegs museal, sondern fröhlich und quicklebendig.
Und mindestens eine Portweinprobe ist bei einer Douro-Kreuzfahrt angenehme Pflicht.

Auf keinen Fall bei den Ausflügen mit Freizeit für eigene Entdeckungen zu spät zum Bus zurückkommen.

Beste Reisezeit
Im Dourotal und in den engen Seitentälern herrscht ein Mikroklima, das extrem heiße Sommer und kalte Winter beschert. Im Hochsommer sind 40 Grad und mehr keine Seltenheit. Beste Reisezeit: September, Oktober sowie April, Mai und Juni.

Allgemeine Informationen
Fremdenverkehrsamt für Portugal, Telefon 030/2541060, www.visitportugal.com