Passionierter Musiker: Chris Cacavas hat ein neues Album mit The Dream Syndicate aufgenommen. Foto: Paul Needham

Chris Cacavas ist ein Rock ’n’Roll-Veteran, den es in die badische Provinz verschlagen hat. Jetzt hat er am neuen Album von The Dream Syndicate mitgewirkt.

Karlsbad - Der Rock’ n Roll schreibt ungewöhnliche Lebensläufe. Seine Veteranen tummeln sich auf der ganzen Welt. Chris Cacavas stammt aus Tuscon, Arizona, er spielte mit Green on Red, Steve Wynn, Giant Sand und vielen anderen. Heute lebt er in einem Dorf nahe Karlsruhe, züchtet Tomaten, und manchmal geht er auf die Reise.

Im Dezember 2015 flog Chris Cacavas nach New York, traf sich mit Steve Wynn, Jason Victor, Mark Walton und Dennis Duck. Von New York reisten die Musiker nach Richmond, Virginia, um dort gemeinsam ein neues Album von The Dream Syndicate aufzunehmen - das erste Album der Band seit 28 Jahren. The Dream Syndicate waren eine der wichtigsten Bands des Paisley Underground. Auch Green on Red sind bestens in Erinnerung geblieben. Chris Cacavas spielte in beiden Bands; er war außerdem dabei, als Howe Gelb „Valley of Rain“, das Debüt-Album von Giant Sand, aufnahm. Als Keyboarder, Gitarrist, Songwriter hat er seine Spur auf etlichen Alben aus Tuscon und Los Angeles hinterlassen. „Chris Cacavas & Junkyard Love“ hieß 1988 sein erstes Solo-Projekt, Steve Wynn produzierte. Nun sitzt Cacavas in seinem Garten in Karlsbad, einer 15 000-Seelen-Gemeinde bei Karlsruhe, trinkt ein Bier, lacht und sagt: „Zur Zeit spiele ich nur Akkordeon und mache Volksmusik.“

Nach Deutschland der Liebe wegen

In Karlsbad gibt es mehrere Bäcker, eine gutbürgerliche Gaststätte, einen Chinesen und ein Einkaufszentrum. Kein Ort der Welt scheint weiter entfernt zu sein vom Rock’ n Roll – es sei denn Reichenbach, wenige Kilometer entfernt. Dort wuchs Chris Cacavas’ Frau Roswitha auf. Natürlich war es die Liebe, die den Amerikaner nach Baden brachte. Aber auf Umwegen.

Chris und Rose lernten sich 1994 in Karlsruhe kennen und zogen gemeinsam nach Los Angeles, „East L.A.“, sagt er, „eine ziemlich harte Gegend“. Später fanden sie ein Haus in Long Beach, rund 15 Kilometer südlich von Los Angeles, nahe der Pazifikküste. Dort führten sie ein ruhiges Leben. 1999 schließlich kam ihr Sohn Dylan zur Welt. „Wir haben uns gleich überlegt, nach Deutschland zu ziehen, wenn er älter wird“, erzählt der Musiker. Eine gute Schulbildung erhalten Kinder in den USA nur an privaten Schulen, und die sind teuer. Ende der neunziger Jahre gab es für ihn aber auch noch andere Gründe, die Vereinigten Staaten zu verlassen: „Unter Reagan und Bush war dort alles anders geworden. Ich sagte nur noch: Get me out of here! Ich war bereit, zu gehen.“