Die Tennisdiva und ihr Abbild: Maria Scharapowa posiert vor einem Plakat in Sotschi, wo die 26 Jahre alte Russin mehrere Jahre lebte Foto: Getty

Das Ziel ist klar: Beim 37. Porsche Grand Prix will Maria Scharapowa nächste Woche das Stuttgarter Publikum verzaubern und zum dritten Mal in Folge gewinnen – trotz aller Schwierigkeiten.

Stuttgart. - Frau Scharapowa, nun sind Sie bereits zum dritten Mal in Stuttgart. Freuen Sie sich auf den Porsche Tennis Grand Prix?
Natürlich. Ich bin in den vergangenen beiden Jahren zweimal hier angetreten und habe beide Male gewonnen. Ich habe also nur positive Erinnerungen an dieses Turnier. Erfahrungen, die ich nicht missen will.
Im Vorjahr hatten Sie einiges an Übergepäck dabei. Sie mussten mit zwei Autos vom Flughafen abgeholt werden.
(Lacht) Das stimmt. Ich musste auch dieses Mal gleich Bescheid geben, dass ich wieder einen Porsche zusätzlich brauche. Das liegt aber daran, dass ich nun für fast zwei Monate in Europa bin und deshalb auch viel Equipment dabeihabe – Schläger, Ausrüstung und sonstige Dinge.
Werden Sie sich in Frankfurt denn selbst hinters Steuer setzen und nach Stuttgart düsen oder sich chauffieren lassen?
Eigentlich wäre es schön, selbst zu fahren, aber normalerweise ist es so, dass wir bei Turnieren stets gefahren werden. Das ist auch besser so, denn als Tennisspielerin will man fokussiert bleiben. Außerdem wissen die Fahrer ja auch genau, wohin sie müssen und wie schnell sie fahren dürfen.
An diesem Samstag feiern Sie Ihren 27. Geburtstag. Haben Sie irgendwelche Pläne, wie?
Ich weiß nicht genau, was passieren wird. Aber ich glaube, Porsche wird eine kleine Feier für mich organisieren. Ich lasse mich einfach überraschen.
Ihr letzter Turniersieg war vor einem Jahr in Stuttgart. Danach hatten Sie Probleme mit Ihrer rechten Schulter, in der Weltrangliste sind Sie auf Platz neun abgerutscht. Wie fühlt es sich an, nicht mehr unter den Top 3 zu sein?
Es ist im Moment schon ein wenig hart für mich, auf die Weltrangliste zu schauen, aber ein Problem ist das nicht. Zwar habe ich durch meine Erfolge bei Grand Slams hohe Erwartungen an mich, doch ich muss auch realistisch sein, dass es nach solch einer Verletzung eben eine gewisse Zeit braucht, um so stark zu werden wie früher. Immerhin war ich ja vier Monate außer Gefecht gesetzt, habe nach den French Open 2013 kaum Turniere gespielt. Mittlerweile bin ich aber wieder bei 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit angelangt und will in Stuttgart gewinnen.
Dort könnten Sie auf die eine oder andere deutsche Spielerin treffen. Wie bewerten Sie das deutsche Damen-Tennis?
Es ist wieder auf einem hohen Level angekommen. Angélique Kerber beispielsweise ist seit ein, zwei Jahren in den Top Ten. Und auch die anderen Mädels drängen nach oben und zeigen mit Erfolgen bei Turnieren und guten Matches bei Grand Slams, was sie in der Lage sind zu leisten. Das deutsche Tennis hat eine sehr gute Basis.
Zumal ja auch Andrea Petkovic wieder in Topform ist. Sie hat sich kürzlich mit ihrem Turniersieg in Charleston zurückgemeldet.
Sie hat die Auszeit gut gemeistert. Jeder Sportler weiß, wie schwierig es ist, nach einer so schweren Verletzung zurückzukommen und wieder das Spitzenniveau von einst zu erreichen. Da stecken enorm viel Einsatz und Entbehrungen dahinter.
Apropos deutsch: In Dieter Kindlmann haben Sie auch einen deutschen Ex-Profi bei sich im Team. Er ist Ihr Hitting-Partner . . .
. . . und es ist schön, dass er dabei ist – in meiner Mannschaft, in der jeder Einzelne aus einer anderen Ecke dieser Welt kommt. Mit Dieter arbeite ich schon mehr als ein Jahr zusammen. Anfangs war das ganz lustig, weil er so extrem schüchtern war. Inzwischen ist er ein wichtiger Teil meines Teams.
Sportlich haben Sie als viermalige Grand-Slam-Siegerin fast alles erreicht – mit 17 Jahren Wimbledon gewonnen, 21 Wochen auf Weltranglistenplatz eins gestanden. Gibt es etwas, was Ihnen noch fehlt?
(Lange Pause) Olympia-Gold in Rio 2016 wäre wunderbar. Schon meine ersten Spiele in London vor zwei Jahren waren wahnsinnig beeindruckend. Es ist etwas Einzigartiges als Tennisspielerin, die ja auf der Tour zumeist auf sich allein gestellt ist, zehn Tage Teil eines Riesenteams zu sein und im olympischen Dorf zu wohnen. Es ist ein Gefühl der Einheit. Deshalb wäre es ein Lebenstraum, in Rio de Janeiro noch mal um Gold spielen zu dürfen.
In London haben Sie gegen Serena Williams im Finale verloren, und bei Ihrem letzten Turnier in Miami vor fast drei Wochen hat die US-Amerikanerin Sie im Halbfinale bezwungen. Sind Sie froh, dass Ihre Angstgegnerin in Stuttgart nicht aufschlägt?
Nein. Ich bin ein Mensch, der die Herausforderungen liebt und ihnen nicht aus dem Weg geht. Serena spielt in den letzten Jahren das erfolgreichste Tennis. Mein Ziel muss es daher sein, aus den Niederlagen gegen sie zu lernen und daran zu arbeiten, auf dieses Niveau zu kommen.
Da kommt Stuttgart gerade richtig. Haben Sie eigentlich schon einen Lieblingsplatz – mal abgesehen vom Centre-Court?
Es ist schwierig, einen schöneren Ort als den Centre-Court in der Porsche-Arena zu finden (lacht). Aber um ehrlich zu sein, haben wir Profispielerinnen auf der WTA-Tour nicht viel Zeit, uns an den Spielorten irgendwas anzuschauen. Das ist zwar jetzt eine langweilige Antwort, aber das ist nun mal so. Wir trainieren, spielen, pendeln immer zwischen Halle und Hotel, in dem du dich dann von den Matches erholen musst. Nur selten, wenn etwa meine Mutter dabei ist, gehen wir ins Museum oder im Park spazieren.
Zeit scheint bei Ihnen ein seltenes Gut zu sein. Sie sind ja nicht nur Profisportlerin, sondern auch Geschäftsfrau. Sie haben ein eigenes Süßigkeitenunternehmen, Sugarpowa, und Sponsoren, die Sie in Beschlag nehmen. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?
An erster Stelle stehen für mich immer das Tennis und das Ziel, Grand Slams zu gewinnen und die Nummer eins der Welt zu sein. Meine Geschäfte regle ich gemeinsam mit einem Team, sofern ich die Zeit dazu finde. Aber ich bin froh, dass ich nach meiner Karriere noch andere Standbeine habe und nicht traurig rumsitzen muss, weil ich keine Aufgaben mehr habe.
Viele sehen in Ihnen nur das Model, den Superstar.
Ich sehe mich allerdings gar nicht so. Ich wache ja morgens nicht auf und denke als Erstes, wenn ich in den Spiegel schaue: Hey, ich bin ein echter Superstar! Na klar bin ich wirklich froh, Dinge erreicht zu haben, die ich mir als Kind nicht mal erträumt hätte. Und natürlich ist es gut, in der Lage zu sein, mit tollen Menschen zusammenarbeiten zu können. Aber am Ende steht nur eine Sache im Vordergrund: Tennis spielen – denn das liebe ich!