Seit 1978 dabei: Lilo Heesen kümmert sich um Autogramme und Fanpost beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart. Foto: Baumann

Ein Blick hinter die Kulissen in der Porsche-Arena: Fleißige Helfer erfüllen (fast) alle Wünsche der Spielerinnen. Egel, ob es ums Bügeln geht oder eine Shopping-Tour nach Metzingen.

Stuttgart - Kaum einmal 50 Meter kann Charles Robertson durch die Gänge der Porsche-Arena gehen, ohne dass er angehalten, etwas gefragt oder herzlich gegrüßt wird. „Wie geht’s dir heute, was machst du?“ Robertson ist einer der Pioniere des Porsche Tennis Grand Prix. Der 58-jährige Brite – ein dünner Mann mit wachen, blauen Augen und einer runden Brille – war bereits 1979 dabei, als das Frauenturnier zum zweiten Mal ausgetragen wurde. Zu dieser Zeit lief der Wettbewerb noch unter dem Titel WTA-Turnier Filderstadt: Die Partien wurden in der Tennishalle im Plattenhardter Weilerhau bestritten.

Robertson war damals Tennislehrer in Filderstadt, während der Turnierwoche arbeitete er als Platzanweiser. „Anfangs hatten wir keine Ahnung davon, was wir überhaupt machen“, erinnert sich der Übersetzer. „Dass das Turnier überhaupt so erfolgreich wurde, lag an Dieter Fischer.“

Vom kleinen Turnier zum Weltevent

Der Drogist und Tennishallenbesitzer rief das WTA-Turnier in Filderstadt 1978 ins Leben. An diese Anfangszeit kann sich Lilo Heesen gut erinnern. „Sie war vom ersten Jahr an dabei“, stellt Robertson die 77-Jährige mit dem kupferroten Schopf vor. In einem Büro im Erdgeschoss der Porsche-Arena sitzt sie an einem Schreibtisch. Vor ihr liegen Fotos von Ana Ivanovic, Angelique Kerber und Andrea Petkovic, versehen mit schmalen, gelben Post-Its. Heesen kümmert sich um Autogrammwünsche und Fanpost. „Filderstadt ist von einem kleinen Turnier zu einem Weltevent geworden“, sagt sie. Ganz offensichtlich: etwa 600 000 Euro werden mittlerweile am Ende des Turniers ausgeschüttet, die Gewinnerin erhält dazu einen roten Porsche Boxter 718 S. Doch auch die Anzahl der bei dem Turnier Beschäftigten zeigt, wie stark der Wettbewerb gewachsen ist.

Anfangs, erzählt Heesen, halfen gerade einmal 50 Leute mit. Jeder habe gemacht, was gerade anfiel. Die WTA-Funktionäre teilten sich ein Büro mit dem Turnierdirektor, Fischers Sohn eilte von Raum zu Raum, machte Fotokopien für die Presse. „Wir hatten noch keine Computer“, sagt Heesen. „Es gab nur Schreibmaschinen.“

Um drei Uhr nachts auf dem Tennisplatz

In den ersten Jahren, noch bevor das Filderstädter Turnier 2006 umbenannt und in die Porsche-Arena nach Bad Cannstatt verlegt wurde, holte sie nach den Wettkämpfen oft noch ihren eigenen Schläger aus dem Schrank. „Nachts um drei Uhr gingen wir auf den Tennisplatz“, sagt sie. „Wir spielten, bis uns der Platzwart um sieben Uhr morgens nach Hause schickte. Nach zwei Stunden Schlaf kamen wir zurück.“

Den alten Zeiten trauert sie aber nicht hinterher: „Man muss mit der Zeit gehen“, sagt sie pragmatisch. Im selben Büro, ihr schräg gegenüber, sitzt Thomas Bürkle. Er koordiniert die Platzbelegung, gibt Bälle aus, nimmt die Wünsche der Spielerinnen entgegen. Auch ihn kennt Robertson seit Jahren. „Thomas war 1978 als Zuschauer mit Dauerpass in Filderstadt“, so der Brite.

„Die Spielerinnen werden verwöhnt“

Inzwischen sitzt Bürkle im Büro, ist eine der Anlaufstellen für die Spielerinnen. „Wir versuchen, ihnen jeden Wunsch zu erfüllen“, sagt der 53-Jährige. „Wir kümmern uns um Tickets, wenn sie Gäste haben, wir erklären ihnen, wo der Schloßplatz ist, wenn sie sich Stuttgart anschauen wollen.“ Schließlich seien die Spielerinnen auch als Touristen hier.

Vor dem Hintereingang der Halle haben die Teilnehmerinnen daher die Möglichkeit, sich ein Fahrzeug des Titelsponsors auszuleihen. Kostenfrei, versteht sich. In schwarzen Porsche Cayennes und Panameras können sie die Stadt erkunden. Zweimal täglich fährt zudem ein Fahrdienst nach Metzingen, zum Shopping.

„Die Spielerinnen des Porsche Tennis Grand Prix werden verwöhnt“, sagt Petra Zbick. Sie muss es wissen: Sie gehört zur Spielerinnenbetreuung, ist Mädchen für alles. „Wir bringen den Spielerinnen Obst und Süßigkeiten, wir nähen, wir haben auch schon Sachen umgeändert“, sagt die 56-Jährige. Gerade steht sie am Bügeleisen, glättet den grauen Rock von Laura Siegemund. Zbick arbeitet zum dritten Mal hinter den Kulissen des Turniers mit und will auch im nächsten Jahr wieder dabei sein – allein schon wegen der Atmosphäre. „Hier kennt jeder jeden“, sagt sie. „Wir sind eine große Familie.“