Die Nummer zwei in der Damen-Tenniswelt: Maria Scharapowa ist in Stuttgart der Star Foto: dpa

Beim WTA-Turnier in Stuttgart (18. bis 26. April) ist fast die komplette Tennis-Weltelite dabei. Neun Spielerinnen aus den Top Ten greifen in der Porsche-Arena zum Schläger. Besser geht’s kaum.

Stuttgart - Markus Günthardt schnaufte kräftig durch. Aus Los Angeles hatte der Turnierdirektor des Porsche Tennis Grand Prix soeben das von ihm so sehnsüchtig erwartet Okay erhalten. „Ja, Maria Scharapowa wird spielen“, verkündete der Schweizer dann stolz. Bis am Donnerstagabend war noch unklar gewesen, ob die russische Tenniskönigin auf dem Stuttgarter Sand spielen wird oder nicht. Eine Oberschenkelverletzung in Miami hatte Scharapowa seit März außer Gefecht gesetzt. Sogar ihre Teilnahme am Fedcup-Halbfinale gegen Deutschland in ihrer Heimatstadt Sotschi an diesem Wochenende hatte sie absagen müssen. „Doch für einen Start bei uns reicht es“, verriet Günthardt: „Es wäre auch ein Riesenverlust gewesen, wenn unsere Titelverteidigerin nicht dabei gewesen wäre.“

Denn Scharapowa und Stuttgart – das passt einfach. Ihre Bilanz in der Porsche-Arena ist makellos: drei Teilnahmen, drei Turniersiege. Kein Wunder, dass die Top-Konkurrenz die Serie der Russin nun brechen will. Ein Überblick über die Stars beim mit 682 000 Euro dotierten WTA-Turnier in Stuttgart:

Maria Scharapowa (Weltranglisten-2./27 Jahre): In ihrer Wahlheimat Los Angeles hat die fünffache Grand-Slam-Gewinnerin in den vergangenen Tagen sehr gut trainiert. Nach ihrer Oberschenkelverletzung war das nicht zu erwarten. Doch nun will die mit einem Jahreseinkommen von rund 24,4 Millionen Euro bestverdienende Sportlerin der Welt an ihre gute Leistungen aus dem Frühjahr, als sie das Australian-Open-Finale erreichte, in Stuttgart anknüpfen. Ihr Ziel: Sie will zum vierten Mal in Folge mit dem Siegerauto auf den Centre-Court fahren. „Denn ich liebe dieses Turnier und die Fans“, sagt sie.

Simona Halep (3./23): In Rumänien kann die Rechtshänderin seit ihrer Finalteilnahme bei den French Open 2014 nicht mehr unerkannt auf die Straße gehen. Dort ist sie ein Superstar. „Manchmal ist das sehr anstrengend“, gibt sie zu. Doch auf den Turnieren fällt Halep kaum auf. Sie ist schüchtern, zurückhaltend, unauffällig. Dabei ist sie mit drei Turniersiegen in diesem Jahr hinter der Weltranglistenersten Serena Williams, die in Stuttgart nicht dabei ist, die derzeit erfolgreichste Spielerin auf der Tour.

Petra Kvitova (4./25): Auf Sand fühlt sich die Tschechin nicht so wohl. Nur einen (Madrid 2011) ihrer 15 WTA-Turniersiege holte die zweimalige Wimbledon-Siegerin auf diesem Belag. Dennoch sagt sie: „Ich trete immer an, um zu gewinnen. Egal wo.“ Im Frühjahr nahm Kvitova aber eine Pause, weil sie sich „völlig ausgepumpt“ fühlte. In Sydney gewann sie ihr bislang einziges Turnier 2015.

Caroline Wozniacki (5./24): Die passionierte Läuferin ist in Sachen Fitness die Nummer eins auf der WTA-Tour. Seit ihrem New-York-Marathon in 3:26:33 Stunden im Vorjahr („Ich dachte, ich sterbe“) läuft’s für die frühere Weltranglistenerste auch wieder auf dem Tenniscourt. Im März triumphierte die 1,77 Meter große Dänin in Kuala Lumpur.

Ana Ivanovic (6./27): Kommt er nach Stuttgart? Die Rede ist von Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger, dem Freund der Serbin. „Mir ist nichts bekannt“, sagt Turnierdirektor Günthardt. Doch wenn der Profi von Bayern München die hübsche French-Open-Siegerin von 2008 sehen will, wäre der Porsche Grand Prix, bei dem Ivanovic im Vorjahr im Finale stand, die beste Möglichkeit. Neben Nürnberg ist es ja das einzige Damenturnier in Deutschland. Und eine kurze Anreise hätte Schweinsteiger ja.

Eugenie Bouchard (7./21): Sie hat ihr Heimatland Kanada verzaubert – und wie. Das Tennis-Küken schaffte 2014 mit dem Einzug ins Wimbledon-Finale den Durchbruch. Dennoch trennte sich die „bezaubernde Genie“, wie sie genannt wird, Anfang des Jahres von ihrem langjährigen Trainer Nick Saviano.

Ekaterina Makarova (8./26): Die Doppelspezialistin aus Moskau hat erst zwei WTA-Turniersiege auf ihrem Konto. In Stuttgart soll der dritte dazukommen – trotz aller Strapazen. Denn die Linkshänderin geht im Fedcup-Halbfinale als russische Nummer eins ins Duell gegen Deutschland.

Agnieszka Radwanska (9./26): In Krakau studiert die Polin Tourismus – wenn sie mal dazu kommt. Denn derzeit reist sie mit dem WTA-Tross durch die Welt. Bei der nächsten Station in Stuttgart hat sie sich viel vorgenommen. Auch wenn die von Martina Navratilova trainierte Wimbledon-Finalistin von 2012 seit Saisonbeginn nach ihrer Form sucht.

Carla Suarez Navarro (10./26): Der spanische Tennis-Floh (1,62 Meter) fühlt sich auf Sand heimisch. Beim Turnier im portugiesischen Oeiras im Mai 2014 gelang ihr auf Asche in ihrem sechsten Endspiel der erste Titelgewinn auf der WTA-Tour. Sie kann aber auch auf anderen Belägen glänzen: Beim Masters in Miami stand sie in diesem Jahr sogar im Finale – auf Hartplatz.

Andrea Petkovic (11./27): Nach vielen Verletzungen hat die Darmstädterin in dieser Saison die Kurve gekriegt. Nach anfänglichen Problemen schaffte sie mit ihren beiden Siegen beim Fedcup-Erstrundensieg gegen Australien die Kehrtwende. Sie gewann danach das Turnier in Antwerpen und erreichte in Miami das Halbfinale. Einer der Gründe: Petkovic tritt reifer auf, wirkt konzentrierter als früher. „Ich habe das Gefühl, ich ruhe ein bisschen mehr in mir“, sagt sie und macht keinen Hehl daraus, dass sie die Reise zum Fedcup nach Sotschi ärgert: „Ich hätte lieber gegen Russland in Stuttgart gespielt.“

Angélique Kerber (14./27): Es war kein einfaches Jahr für die Kielerin. Nach bescheidenen Ergebnissen im Vorjahr purzelte sie aus den Top Ten, in denen sie zweieinhalb Jahre war. Dann verabschiedete sie ihren Coach Benjamin Ebrahimzadeh. Zuletzt ging’s aufwärts: Sie siegte in Charleston – und dankte ihrem neuen Trainer Torben Beltz, mit dem sie schon bis Dezember 2012 zusammengearbeitet hatte. Vor Charleston hatte Kerber auch mit Steffi Graf in Las Vegas geübt, um den Teufelskreis aus Verunsicherung, Niederlagen und wachsendem Druck zu durchbrechen. Mit Erfolg.

Sabine Lisicki (19./25): Wie ihre Fedcup-Kolleginnen kommt die Berlinerin erst jetzt auf Touren. Der Saisonstart war ein Graus. Es hagelte sechs Pleiten in den ersten sieben Spielen. Doch ihr ehemaliger Mixed-Partner Christopher Kas, jetzt ihr Trainer, führte die Aufschlagkönigin zurück in die Weltspitze. Der Halbfinaleinzug in Indian Wells war für Lisicki ein Befreiungsschlag. Sie glaubt wieder an ihre Fähigkeiten: „Jetzt kommt alles in vollen Zügen zurück. Das macht Spaß.“