Die acht internationalen Gäste fühlen sich in Stuttgart pudelwohl. Foto: Bernd Zeyer

Seit September gibt es am Ferdinand-Porsche-Gymnasium eine internationale Begegnungsklasse.

Rot - „Germany is cool“, sagt Alexandr und grinst über beide Ohren. Der 16-jährige Moldawier ist seit Mitte September in Deutschland. Zusammen mit sieben internationalen und 22 deutschen Schülerinnen und Schülern besucht er die internationale Begegnungsklasse am Ferdinand-Porsche-Gymnasium.

International Fellowship Class (IFC), so lautet die englische Bezeichnung des in Stuttgart einmaligen Projektes. Nachdem das Ferdinand-Porsche-Gymnasium schon seit vielen Jahren Austauschprogramme mit diversen Schulen praktiziert, ging man nun zum Schuljahresbeginn noch einen Schritt weiter: Acht Mädchen und Buben aus acht verschiedenen Ländern (Argentinien, Italien, Mexiko, Moldawien, Irland, Tschechien, Türkei und Mongolei) wurden aus 43 Bewerbern ausgewählt und bleiben ein Jahr lang in Stuttgart, wo sie bei Gastfamilien wohnen. Zusammen mit 22 deutschen Schülerinnen und Schülern besuchen sie eine zehnte Klasse, in der die Unterrichtssprache Englisch ist.

„Die Deutschen sind pünktlich“

Die Erfahrungen der jungen Leute sind dabei recht unterschiedlich, aber durch die Bank positiv. In Stuttgart, das erzählt Ömer aus der türkischen Stadt Bursa, sei alles viel sauberer und grüner als in seiner Heimat. Außerdem wären die Voraussetzungen für den naturwissenschaftlichen Unterricht besser. „Die Deutschen sind pünktlich und können gut organisieren“, sagt Selene aus Florenz. Außerdem seien die Lehrer am Porsche-Gymnasium viel freundlicher als daheim in Italien. Der Unterricht wäre weniger stressig, trotzdem würde man einiges lernen. Während in Italien viel Stoff über Bücher vermittelt werde, gehe es hier viel praxisnäher zu. Dass die Sitten in Deutschland legerer sind als daheim, hat Ciara festgestellt. In Irland musste sie Schuluniform tragen und ordentliche Haare haben. Sie konnte kaum glauben, dass man im Ferdinand-Porsche-Gymnasium mit blauen Haaren zum Unterricht kommen darf – was sie prompt auch tat.

Einige der Gäste sprechen schon sehr gut die Sprache ihres Gastlandes. Judita aus der tschechischen Stadt Brünn beispielsweise hatte dort jede Woche sechs Stunden Deutschunterricht, und Mariana aus Mexiko besucht normalerweise eine deutsche Schule in Guadalajara. Was das Essen angeht, so kombiniert die Mexikanerin beide Welten miteinander: Am liebsten mag sie schwäbischen Kartoffelsalat, aus ihrer Heimat hat sie einen großen Vorrat Chili mitgebracht.

Auch den Lehrern macht das Projekt großen Spaß

„Es hat uns überrascht, wie gut sich unsere Gäste hier zurechtfinden“, sagt Sonja Schanz-Cartledge. Zusammen mit Ulrike Bacher und Harry Schmidt betreut sie die internationale Klasse. Berührungsängste zwischen den Schülern habe es überhaupt nicht gegeben. Im Gegenteil, man habe das Gefühl, sie würden sich alle schon seit längerer Zeit kennen. Die Kommunikation auf Englisch sei mittlerweile selbstverständlich, auch wenn es durchaus Unterschiede im Level gebe. Ulrike Bacher hat festgestellt, dass sich die Schüler am Ferdinand-Porsche-Gymnasium viel mehr als Erwachsene behandelt fühlen als in ihren Heimatländern. Außerdem, so der Eindruck der Lehrer, sei in Deutschland das analytische Denken mehr gefragt als im Ausland. Nicht nur die jungen Leute sind mit viel Freude bei der Sache. „Auch für uns Lehrer ist das Projekt eine große Bereicherung, die uns eine Menge Spaß macht“, sagt Harry Schmidt. Neben dem Unterricht gibt es zahlreiche Freizeitaktivitäten. Dazu gehören Einkaufsbummel genauso wie ein Besuch im Mercedes-Benz-Museum oder eine Visite auf dem Cannstatter Wasen – natürlich alkoholfrei. Die Integration in den Gastfamilien scheint gut zu funktionieren, Idertsogt aus der Mongolei beispielsweise war schon bei der Weinernte dabei und Ömer hat beim Apfellesen geholfen.

Christana Stengel, die Rektorin des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums, geht davon aus, dass die IFC dauerhaft etabliert werden kann. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich genug Gastfamilien finden. Wer einen Schüler aus dem Ausland aufnehmen und sich so internationales Flair ins Haus holen möchte, der sollte auf jeden Fall ein Zimmer frei haben. Außerdem wäre ein Wohnort in der Nähe des Porsche-Gymnasiums von Vorteil – ebenso wie Kinder, die im gleichen Alter wie der internationale Gast sind.