Muntere Show in der Porsche-Arena. Foto: Stöckl

In André Hellers zweiter Afrika-Show treten 77 Künstler aus über 15 Ländern auf. Am wichtigsten für das Zusammenleben ist das richtige Essen und das gemeinsame Tanzen.

In André Hellers zweiter Afrika-Show treten 77 Künstler aus über 15 Ländern auf. Am wichtigsten für das Zusammenleben ist das richtige Essen und das gemeinsame Tanzen.

Stuttgart - Auf der Bühne der Porsche-Arena stehen zwei Liegen, auf jeder eine Artistin aus Äthiopien. Die Frauen haben ihre Beine in die Luft gestreckt und lassen mit ihren Füßen bunt bemalte Beistelltische durch die Luft wirbeln. Im Hintergrund schlagen Trommler einen wilden Rhythmus auf ihren Instrumenten. Vor der Bühne tanzt ein Afrikaner im bunten Hemd zu Musik aus Kopfhörern und singt in seiner Landessprache vor sich hin. Noch zwei Stunden, dann stehen sie alle mit über 70 weiteren Artisten und Tänzern auf der Bühne.

Sie sind Teil der zweiten Auflage von „Afrika! Afrika!“, der vom Österreicher André Heller inszenierten Zirkusshow. Vor acht Jahren tourte die Show das erste Mal durch Europa. Jetzt ist sie wieder unterwegs, allerdings mit einem neuen Programm: Über 80 Prozent der Künstler sind nach der Erstauflage neu dazugekommen. „Viele von ihnen sind davor auf Dorfplätzen oder vor Touristen in ihren Heimatländern aufgetreten“, sagt Pressesprecher Wolfgang Klauke. „Wir haben quasi vom Dorfplatz weg für unsere Show gewinnen können.“ Die 77 Künstler, Artisten, Sänger und Musiker kommen aus über 15 Ländern, vornehmlich aus Afrika. „Wir haben eine Basketball-Nummer im Programm, die aus Amerika kommt“, sagt Klauke. „Das sind eigentlich Kunstturner. In ihrer Nummer zeigen sie aber Dunkings; das ist eine Art, im Basketball Körbe zu werfen, die von Afroamerikanern erfunden wurde. Deswegen passen die super ins Programm.“

Hinter den Kulissen regiert Emily Woods. Sie ist als Künstlerbetreuerin angestellt, sieht sich aber mehr als „Mama für alles und jeden“. Schon 2005 war sie mit „Afrika! Afrika!“ auf Tour. „Ich arbeite mit Zuckerbrot und Peitsche“, sagt sie und lacht. „Das sind alles Kinder, sogar die 35-Jährigen.“ Emily Woods hat auch einen Deutschkurs organisiert. „Der ist freiwillig, aber ich habe eigentlich trotzdem immer zehn bis fünfzehn Schüler“, sagt die Mama für alles. „Wir lernen aber nur, wie man sich auf Deutsch unterhält. Wenn ich die deutsche Grammatik erklären müsste, würde ich wahrscheinlich selber zu viele Fehler machen.“ Wieder lacht sie.

Eine ihrer Schülerinnen kommt von der Elfenbeinküste, in der Show tritt sie als Tänzerin auf. Nach dem Unterricht schnappt sie sich ein Fahrrad, das hinter der Bühne steht. Einer der amerikanischen Basketball-Künstler erklärt ihr auf Französisch, wie sie das Gleichgewicht halten soll und hält das Fahrrad fest, als sie umzufallen droht. „Auf einer unserer Stationen war auf einmal ein Fahrrad da“, erzählt Klauke. „Es wusste zwar keiner, wo das hergekommen ist, aber es war ständig in Betrieb. Als wir hier in Stuttgart angekommen sind, musste ich gleich am ersten Tag den Hallenwart fragen, ob er uns ein Fahrrad borgen kann.“ Darauf würde immer jemand durch die Halle flitzen, sagt Klauke. Wer nicht fahren könne, bekäme es von den anderen beigebracht.

„Es ist ein großes Lernen“, beschreibt Emily Woods das Zusammenleben mit den Künstlern. „Wir lernen nicht nur Sprachen voneinander, sondern auch die Kultur der verschiedenen Länder und vor allem die Tänze.“ Das Tanzen sei hinter den Kulissen das Wichtigste, sagt sie. „Die Menschen in Südafrika haben ganz andere Tänze als an der Elfenbeinküste oder in Ghana.“ Hinter den Kulissen seien sie alle eine große Familie, „mit allen Hochs und Tiefs, die es auch in einer richtigen Familie gibt.“

Das ist nicht immer einfach. „Das größte Problem war das Essen“, sagt Klauke. „Es ist ziemlich schwer, immer etwas zu haben, das alle essen.“ Ein eigener Koch reist mit der Show mit und schafft es, jeden Tag alle Beteiligten satt zu machen. „Am meisten koche ich mit Hühnchen“, sagt er, „das essen alle.“ Was dagegen gar nicht geht: „Schweinefleisch, weil wir Muslime dabei haben.“ Ein ganz wichtiges Utensil im Esszimmer sind kleine Pappbehälter, in denen das Essen mitgenommen werden kann. „Viele der Artisten essen erst nach der Show und nehmen sich dann was mit ins Hotel“, erklärt der Pressesprecher.

Hinter der Bühne hat Dickson Oppong aus Ghana zehn große Schalen ausgebreitet und frisch bemalt, „damit sie immer schön bunt sind“. Er ist ein Routinier auf der Bühne, schließlich ist er als menschlicher Springbrunnen „Waterman“ schon in einer deutschen Castingshow aufgetreten und steht im Guinness-Buch der Rekorde. Vor der Show trinkt er fünf Liter Wasser und speichert sie in seinem Magen. Während er auf der Bühne seine zehn Schalen jongliert, spuckt er das Wasser wieder aus. Aber auch hinter den Kulissen spielt er eine wichtige Rolle: Kurz vor jedem Auftritt versammeln sich alle Künstler in einem großen Kreis und Dickson Oppong spricht ein Gebet. Dann gehen die Lichter in der Halle aus und die Afrika-Show kann beginnen. Diese ist noch bis zum 28. Januar in der Porsche-Arena zu sehen.