Der TV- und Popstar David Cassidy (1950-2017) hatte zeitweise den größten Fanclub der Welt. Foto: dpa

Die TV-Serie „The Partridge Family“ schrieb 1970 Popgeschichte: Eine vom Drehbuch erfundene Familienband wurde zum realen Hitlieferanten. Kern des Erfolgs: Teenieschwarm David Cassidy, der eine erfolgreiche Solokarriere startete. Nun ist der Star im Alter von 67 Jahren gestorben. Wir blicken mit seinen Hits zurück.

Stuttgart - David Cassidy ist tot. Der Teenieschwarm der frühen Siebziger gebot zeitweise über den größten Fanclub, den die Popwelt je gesehen hat. Er war für die Musikindustrie der Inbegriff des sauberen Pop, den auch besorgte Eltern ihren Kindern erlauben konnten. Hinter der Fassade des glücklichen Grinsebubis sah es nicht so sonnig aus. Hier ist seine Geschichte in acht Liedern:

Come On Get Happy

Ist Pop mit E-Gitarre, Schlagzeug und Wuschelfrisuren die Musik des Teufels? 1970 bewegt diese Frage noch immer viele Amerikaner. Der TV-Sender ABC gibt die beruhigende Antwort: I wo! Die aus Halbstunden-Episoden bestehende Serie „The Partridge Family“ startet. Die erzählt von der hochmusikalischen Rasselbande, die ihre verwitwete, gutbürgerliche Mutter überredet, eine Familienband zu gründen und in einem alten Schulbus durch die Lande zu ziehen. Die Rolle der Mutter bekommt David Cassidys Mutter Shirley Jones, so kommt auch David an Bord. Anfangs wollen die Produzenten die Darsteller gar nicht selbst singen lassen. Die Umentscheidung erweist sich als Glücksgriff.

I Think I Love You

Kleine Liedchen, die in die Spielhandlung von „The Partridge Family“ integriert sind, entwickeln sich zu Riesenhits – weltweit. Das Phänomen startet in der ersten Staffel mit „I Think I Love You“, und David Cassidy überstrahlt alle anderen Familienmitglieder. Vor allem in Großbritannien und Deutschland wird Cassidy noch populärer als zuhause. Über die realen Produktions- und Lebensbedingungen während dieser Ära des TV-Ruhms schreibt Cassidy 1994 Bitterböses in der Autobiografie „C’mon, Get Happy: Fear and Loathing on the Partridge Family Bus“.

How Can I Be Sure & Rock Me Baby

10 erfolgreiche LPs nimmt allein die „Partridge Family“ auf. Aber David, mit 19 Jahren noch minderjährig, ist über den Tisch gezogen worden und sieht von den Gewinnen wenig. Mit 21 aber kann er nebenbei eine Solokarriere starten – zu besseren Bedingungen und mit etwas anderer Musik. Er veröffentlicht 1972 zwei LPs mit Elementen des angesagten Blue-Eyed Soul und hat mit „How Can I be Sure“ und „Rock Me Baby“ zwei Single-Hits im selben Jahr.

Daydreamer

Die Jahre 1973 und 1974 markieren den Höhepunkt des Cassidy-Wahnsinns. Der Mann füllt Stadien, die jungen Mädchen geraten außer Rand und Band, 1974 stirbt bei einem Konzert in London eine Vierzehnjährige an Herzversagen, nachdem sie von der Menge gegen das Absperrgitter vor der Bühne gequetscht wird. Lokale Politiker opponieren immer wieder gegen Cassidy-Konzerte, sie seien unkalkulierbare Sicherheitsrisiken geworden. Die Klatschpresse vergleicht das gerne mit dem legendären Rummel um die Beatles, die seriöse Musikpresse hat für Cassidy eher Spott übrig.

Get It Up For Love

1976 kommt der erste große Karrierebruch für David Cassidy. Die Plattenverkäufe gehen zurück, ihm selbst ist der Rummel längst unheimlich geworden. Er wäre lieber Schauspieler, kann aber keinen TV-Hit mehr landen. „Get It Up For Love“ von 1975 ist die B-Seite von „I Write The Songs“ (das später einer der größten Hits von Barry Manilow wird). Man merkt: Cassidy hat Talent, aber er findet keine Nische auf dem Markt für sich, die zu ihm und zu den Erwartungen der Fans passt.

Lyin’ To Myself

In den Achtzigern schafft David Cassidy es, bankrott zu gehen. Ein Anlauf am Broadway scheitert, aber 1990 beginnt mit „Lyin’ To Myself“ der erfolgreiche Wiedereinstieg ins Musikgeschäft. Wer sich ernsthaft für die Entwicklung des Pop interessiert, hat Cassidy nicht mehr auf dem Radar. Aber die alten und auch neuen Fans kommen zu Konzerten und kaufen Platten. Wie glücklich Cassidy bei all dem ist, wie sehr er schon mit dem Alkohol kämpfen muss, der seine späteren Jahre überschattet, kann man nur raten.

Cherish

Mit großen Shows in Las Vegas feiert David Cassidy in den Neunzigern Erfolge. Nicht nur Spötter meinen, nun habe er sein wahres Talent entdeckt. Mit dem Platinalbum „Then And Now“, voller Neuinterpretationen alter Hits, meldet er sich 2001 als relevanter Faktor des CD-Markts zurück. Aber 2015 ist er erneut bankrott. Seine leibliche Mutter, die Schauspielerin Evelyn Ward, war früh dement, im Februar 2017 gibt auch David Cassidy bekannt, er leide an dieser Erkankung. In den Jahren zuvor ist er vor allem wegen wiederholter Trunkenheitsfahrten durch die Medien gegangen. Am 21. November 2017 stirbt David Cassidy, der auf der Warteliste für eine Spenderleber steht, an Organversagen.

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