Im Waldenbucher Polizeiposten gab es im vergangenen Jahr viel zu tun. Allein 44-mal rückten die Beamten zu Fällen von Körperverletzung aus. Foto: Claudia Barner

Einen erschreckenden Zuwachs von 35,1 Prozent muss die Polizei in Waldenbuch für das Jahr 2016 verzeichnen: In 277 Fällen mussten die Beamten ermitteln. Doch der Eindruck täusche, so die Leiterin des Polizeireviers.

Waldenbuch - In Waldenbuch ist die Zahl der Straftaten im Jahr 2016 deutlich gestiegen. Bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend hatte die Leiterin des örtlichen Polizeipostens, Simone Rommel, keine guten Nachrichten zu vermelden. „Die Zahl der polizeilich bekannten Fälle lag 2016 mit 227 Straftaten um rund 35,1 Prozent höher als 2015“, berichtete sie. Trotzdem kam sie zu dem Ergebnis: „Waldenbuch ist nach wie vor ein sichereres Fleckle.“

Eine gute halbe Stunde hatte sich die Polizeihauptkommissarin Zeit genommen, um die statistischen Werte aufzuschlüsseln, zu analysieren und einzuordnen. „Die Zahlen hören sich dramatisch an. Sie sind jedoch kein Grund zur Sorge. Im Vergleich der letzten fünf Jahre bewegen wir uns auf einem mittleren Niveau“, erklärte sie. Die Prozentangaben seien nur bedingt aussagekräftig. Um ein realistisches Bild der Situation in der Schönbuchstadt zu bekommen, müsse man die Häufigkeitszahl betrachten. Diese bewege sich in Waldenbuch mit 2643 Fällen bezogen auf 100 000 Einwohner deutlich unter dem Durchschnitt aller Gemeinden im Polizeirevier Böblingen mit 5039 Straftaten.

Nur viermal in Wohnungen eingebrochen

Gleichwohl gibt es Delikte, bei denen die Kurve in der Schönbuchstadt 2016 steil nach oben ging. Dazu gehören 44 Fälle von Körperverletzungen (2015: 15), 47 Diebstahldelikte (2015: 37) sowie 46 Sachbeschädigungen (2015: 21). Weniger Straftaten wurden bei der Rauschgiftkriminalität und im Bereich der Nötigung sowie Bedrohung erfasst. „Besonders erfreulich ist, dass wir mit vier Wohnungseinbrüchen auf einem niedrigen Niveau geblieben sind“, erklärte die Leiterin des Polizeipostens. Das sei ein Fall weniger als 2015. Zum Vergleich: Im gesamten Landkreis hat es im vergangenen Jahr 356 Wohnungseinbrüche gegeben.

Simone Rommel appellierte in diesem Zusammenhang an die Waldenbucher Bürger, wachsam zu sein und Auffälligkeiten bei der Polizei zu melden. „Gerade im Bereich der Sachbeschädigung und des Diebstahls sind wir auf Hinweise angewiesen“, sagte sie. Bei den Wohnungseinbrüchen riet sie zur Prävention. Wertvolle Tipps für wirksamen Einbruchsschutz gebe es im Internet unter www.k-einbruch.de. Apropos Internet: Was die Computerkriminalität betritt, hatte Waldenbuch 2016 eine weiße Weste. Es wurde kein Fall gemeldet.

Mehr Senioren sind straffällig geworden

Bei ihrer Analyse hat die Leiterin des Waldenbucher Polizeipostens auch die Struktur der Tatverdächtigen beleuchtet. Dabei fiel auf: Von fünf Kindern, die straffällig geworden sind, waren zwei jünger als acht Jahre. Einen Zuwachs gab es in der Gruppe der Senioren. Die Zahl der Verdächtigen über 60 Jahren ist von acht auf 13 angestiegen. Rückläufig war hingegen der Anteil der ausländischen Straftäter. 2015 hatten 21,4 Prozent der Tatverdächtigen keinen deutschen Pass. 2016 waren es 18,4 Prozent.

Von den Straßen der Schönbuchstadt gab es indes kaum Veränderungen zu vermelden. Mit 80 Verkehrsunfällen blieb die Zahl konstant. Simone Rommel berichtete: „Wir haben in Waldenbuch keinen Unfallschwerpunkt.“ Allerdings hatten einige Unfälle im Jahr 2016 für die Beteiligten schwere Folgen. Nach zwei Jahren ohne tödlich verletzte Personen gab es wieder zwei Opfer zu beklagen. Die Zahl der Schwerverletzten ist zudem von einer auf neun gestiegen. Für die Leiterin des Polizeipostens war es der erste und der letzte Bericht vor dem Waldenbucher Gemeinderat. Nach anderthalb Jahren verlässt sie die Schönbuchstadt und übernimmt am 1. Januar 2018 die Verantwortung für den Polizeiposten in ihrem Wohnort Ehningen.