Szenen während der Polizeiaktion: Besucher des Kings Club müssen raus aus der Disco. Foto: Matthias Müller

Noch immer unbekannt ist der mutmaßliche Sextäter, der in der Nacht zum Sonntag eine 20-Jährige im Kings Club in der Stuttgarter Innenstadt vergewaltigt haben soll. Immerhin gibt es eine recht genaue Täterbeschreibung.

Stuttgart - Die Suche nach einem Sextäter, der am Wochenende eine 20-jährige Besucherin in der Discothek Kings Club in der Stuttgarter Innenstadt vergewaltigt haben soll, geht weiter. Am Montag verteidigte die Polizei ihr Vorgehen, das für einige Kritik gesorgt hatte. Die vollbesetzte Disco war in der Nacht für eine Stunde geräumt worden. Die Betreiberin und Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit warf der Polizei vor, ein unnötiges „Chaos“ angerichtet zu haben.

Der Unbekannte soll etwa 30 Jahre alt, 1,70 Meter groß und dunkelhäutig sein. Ein Tattoo am rechten Arm, eine dünne Statur, kurze schwarze Haare, die rechte Kopfseite mit rasierten Streifen, lautet zudem die Beschreibung. Er soll ein schwarzes Hemd und blaue Jeans getragen und schlecht Deutsch gesprochen haben. Nach diesem Mann sucht die Polizei seit Sonntagmorgen, nachdem gegen 2.10 Uhr im Führungs- und Lagezentrum ein Notruf eingegangen war.

Der Täter wurde noch in der Disco vermutet

Eine Frau hatte gemeldet, dass ihre Freundin in der Damentoilette im Kings Club vergewaltigt worden sei. „Dabei handelt es sich um einen Verbrechenstatbestand, dem wir umgehend nachgehen müssen“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach. Mehr als 20 Polizisten rückten zu der Discothek an der Calwer Straße aus. Das 20-jährige Opfer befand sich bereits außerhalb der Räumlichkeiten, eine Rettungswagenbesatzung kümmerte sich um die Betroffene.

„Wir hatten zu diesem Zeitpunkt Hinweise darauf, dass sich der mutmaßliche Täter noch in den Räumen der Disco aufhalten könnte“, sagt Polizeisprecher Keilbach, „außerdem hatten wir eine sehr gute Täterbeschreibung.“ Die Frage sei nur gewesen: Wie soll man den Gesuchten in der voll besetzten Disco überhaupt ausfindig machen? Sich durch die geschlossenen Reihen drängen? Die Beamten, so Keilbach, hätten sich für die effektivere Lösung entschieden: „Wir mussten die Leute aus der Disco bitten, um sie am Ausgang einer Einzelkontrolle unterziehen zu können“, sagt der Polizeisprecher. Dabei wurde vor allem nach jungen Männern Ausschau gehalten, deren Aussehen der Täterbeschreibung glich. Allerdings: Der schwarzhaarige und dunkelhäutige 30-Jährige mit seitlich rasierten Haaren und Tätowierung am rechten Arm war nicht unter den Kontrollierten.

Ob es wirklich eine Vergewaltigung gab, ob sie wirklich in der Damentoilette oder in einem Hinterhof stattfand – all das habe während der Fahndung zunächst keine Rolle gespielt. „Wir mussten versuchen, des Tatverdächtigen habhaft zu werden“, sagt Keilbach. Alle weiteren Details zu den Hintergründen ist jetzt Sache der Kriminalpolizei. Die nimmt Hinweise unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 entgegen.

Der Revierleiter soll sich der Kritik stellen

Keilbach betont, dass man sich der Sensibilität bewusst sei, die man bei einem schwul-lesbischen Szenelokal haben müsse. „Wir hätten so aber in jedem anderen Lokal handeln müssen.“ Kings-Club-Wirtin Halding-Hoppenheit hatte vor allem die mangelhafte Kommunikation und Informationspolitik der Polizei kritisiert. Am Montag schickte sie einen Beschwerdebrief ans Polizeipräsidium.

Polizeipräsident Franz Lutz hat seinen zuständigen Revierleiter Joachim Barich beauftragt, den Fall mit der Wirtin, die auch Stadträtin der SÖS/Linke-plus ist, aufzuarbeiten. Über den Zustand der 20-Jährigen wurde am Montag nichts bekannt.