Ein Polizist aus Nordrhein-Westfalen hat Tempo-Sünder im Visier. Foto: dpa

Baden-Württemberg sagt zum zweiten Mal in Folge den europaweiten Blitzmarathon ab. Grund dafür ist unter anderem die angespannte Lage bei der Polizei.

Stuttgart - Der für den 19. April vorgesehene Blitzmarathon, eine europaweite Schwerpunktaktion gegen Raser, wird in diesem Jahr in Baden-Württemberg erneut ausfallen. Ein Sprecher des Stuttgarter Innenministeriums begründete dies gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“ mit der nach wie vor hohen angespannten Situation bei der Polizei. „Die Polizei ist doch weiterhin stark beansprucht – zum Beispiel durch die Terrorlage und die Flüchtlingssituation“, sagte er. „In einer solchen Situation müssen wir mit den Ressourcen verantwortungsvoll umgehen und Schwerpunkte setzen.“

Der Kampf gegen Raser sei aber weiterhin ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit im Land, versicherte der Ministeriumssprecher. Angesichts der hohen Belastung der Polizei gehe man aber gezielter vor und konzentriere sich auf Kontrollen an gefährlichen Straßenabschnitten.

Am Montag hat das Berliner Landgericht zwei Raser wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie hatten sich ein Autorennen geliefert. Das Urteil ist aber noch nichts rechtskräftig.

Berg von Überstunden

Bereits vergangenes Jahr hatte das Land seine Teilnahme am Blitzmarathon abgesagt – aus ähnlichen Gründen wie dieses Jahr. Der damalige Landesinnenminister Reinhold Gall (SPD) erklärte damals, dass man beim letzten Blitzmarathon 2014 an rund 1100 Kontrollpunkten mehr als 2000 Beamte eingesetzt habe. „Das schaffen wir in dieser Form in diesem Jahr nicht“, so Gall. Laut den Polizeigewerkschaften machten die Ordnungshüter allein im vergangenen Jahr 22 Millionen Überstunden. In Baden-Württemberg war zuletzt von einem Berg von 1,3 Millionen Überstunden die Rede, den die Polizei vor sich her schiebe.

Auch mehrere andere Bundesländer werden wegen des Aufwands am diesjährigen Blitzmarathon nicht teilnehmen, darunter Berlin, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Der erste Blitzmarathon in Deutschland fand 2013 statt. Später wurde die Aktion europaweit koordiniert: rund 20 Staaten in Europa nahmen teil. Geblitzt wird inzwischen an dem Tag von 6 bis 22 Uhr.

2,8 Prozent der Autofahrer waren zu schnell

Beim letzten Blitzmarathon, an dem Baden-Württemberg teilnahm, wurden im Jahr 2015 rund 91 000 Raser erwischt. Damit fuhren 2,8 Prozent der 3,2 Millionen kontrollierten Fahrzeuge in Deutschland zu schnell. Der Blitzmarathon wird allerdings vorher angekündigt. Bürger im Südwesten durften zudem im Vorfeld „Aufreger-Stellen“ melden – also Straßenabschnitte, wo sie der Meinung sind, dass hier wegen zu schneller Fahrweise unbedingt mal geblitzt werden sollte.