Die Bil-Schule im Stuttgarter Stadtteil Hallschlag: Fünf Schüler wurden am Montag nach dem gescheiterten Putschversuch von ihren Eltern abgemeldet Foto: Achim Zweygarth

Erdogans Rachefeldzug nach dem gescheiterten Putschversuch sorgt auch in Stuttgart für Alarmstimmung bei Anhängern der Gülen-Bewegung.

Stuttgart - Eine türkische Privatschule, die der Gülen-Bewegung nahesteht, hat die Stuttgarter Polizei um Schutz gebeten. Grund sind Behauptungen des türkischen Präsidenten Recep Erdogan, der islamische Prediger Fethullah Gülen stehe hinter dem gescheiterten Putschversuch gegen ihn.

Polizei schützt Schule

Die Stuttgarter Polizei bestätigte am Montag, dass sie noch in der Nacht des Putsches aktiv geworden sei, um die Bil-Schule im Bad Cannstatter Stadtteil Hallschlag zu schützen. In dieser Zeit seien ein paar Autos mit türkischen Fahnen aufgetaucht, deren Fahrer man angesprochen habe. Derzeit sei man mit der Schule „in Sicherheitsgesprächen“.

Die Bil-Schule hat derzeit 470 Schüler, aufgrund von Erdogans Vorwürfen wird sie wohl ein paar verlieren. Bis Montagmittag habe es fünf Abmeldungen gegeben, sagte der Sprecher des Schulvereins, Alparslan Altas. Die Eltern hätten dies damit begründet, dass die Schule der Gülen-Bewegung nahestehe. Dies lehnen die Eltern entweder ab oder haben Angst vor Nachteilen für sich und ihre Kinder. Erdogan hat angekündigt, zumindest den türkischen Staat von Gülen-Anhängern zu „säubern“.

Boykottaufruf gegen Unternehmen

Nach Angaben des Schulsprechers kursiert in Stuttgart inzwischen auch ein Boykottaufruf gegen 15 türkische Unternehmer, die ebenfalls Gülen-Anhänger sein sollen. Die betroffenen Unternehmer wollen demnach gerichtlich gegen den Aufruf vorgehen.

Der US-Generalstabschef Joseph Dunford äußerte sich „sehr besorgt“ über die Massenverhaftungen bei Armee und Polizei nach dem gescheiterten Putsch. Der Nato-Partner Türkei sei ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Terrororganisation Islamische Staat. Dunford äußerte sich aber „vorsichtig optimistisch“, dass die Nachwehen des Putschversuchs keine allzu großen Auswirkungen für den gemeinsamen Kampf gegen den IS haben werde.