Das Polizeirevier ist zu klein für 160 Beamte. Wenn dort nicht erweitert werden kann, muss ein neuer Standort gefunden werden. Foto: Brand

Ursprünglich war das Polizeirevier an der Ostendstraße für 80 Beamte ausgelegt, inzwischen sind es mehr als 155. Dafür reicht der Platz nicht aus.

S-Ost - Das Polizeirevier 5 in der Ostendstraße ist zu klein. Das hat der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall nach einem Besuch in dem Großrevier vor wenigen Tagen bestätigt. „Es gibt Handlungsbedarf“, sagte Gall in einem anschließenden Gespräch mit dem Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost, Martin Körner, und dem Vorsitzenden das Handels- und Gewerbevereins (HGV) Gablenberg, Peter Metzler. Ob das Revier Erweiterungsmöglichkeiten am bestehenden Standort hat, oder ob über einen Umzug möglicherweise auch in einen anderen Stadtbezirk nachgedacht werden muss, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Körner: „Dafür ist es noch viel zu früh.“

Rund fünf Jahre ist es her, da wurde das Polizeirevier Ost beim einstigen Bäcker-Lang-Areal in der Ostendstraße richtig groß. Bis zu dem Zeitpunkt war es nur für den Innenstadtbezirk Stuttgart-Ost zuständig. Im Zuge der damaligen Polizeireform wurde der Zuständigkeitsbereich auf die oberen Neckarvororte Wangen, Hedelfingen, Ober- und Untertürkheim erweitert. Gleichzeitig waren das Revier in Wangen aufgelöst und weitere Polizeiposten geschlossen worden. Das hatte in den oberen Neckarvororten für viele Diskussionen und Kritik gesorgt.

Nur zwei Duschen für Beamtinnen

Das Gebäude in der Ostendstraße, in dem das Revier untergebracht ist, war allerdings ursprünglich für nur rund 80 Stellen ausgelegt. Inzwischen sind es 155 Stellen, im Zuge der in den kommenden Wochen greifenden nächsten Polizeireform sollen weitere rund 15 Stellen dazu kommen.

In den Revierräumen geht es laut Innenminister und Bezirksvorsteher schon jetzt äußerst eng zu, egal ob in den Büros, in den Aufenthaltsräumen oder in den Sanitäranlagen. So gebe es beispielsweise nur zwei Duschen für die Beamtinnen, sagte Gall. „Das Problem ist bekannt, der Handlungsbedarf auch innerhalb der Polizei erkannt“, so der Innenminister. „Jetzt muss man sich auf die Suche begeben und über den Standort nachdenken.“

Reviere in Wohngegenden sind nicht gern gesehen

Martin Körner hält den Stadtbezirk Stuttgart-Ost auch künftig für den richtigen Standort für das große Revier. Man werde sicher eine Lösung des Problems finden. Um mögliche Alternativen zu benennen, sei es allerdings noch zu früh. Der Minister gab gleichzeitig zu bedenken: „Leider akzeptieren die Bürger heute Polizeireviere oder Feuerwachen nicht mehr in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung.“ Die Einwände gegen solche Projekte seien vielfältig, angefangen von Befürchtungen wegen Lärmbelästigungen bei Einsatzfahrten mit Martinshorn bis hin zur Sorge, dass Fußgänger und vor allem Kinder durch ausfahrende Einsatzfahrzeuge gefährdet seien. Bei der Suche nach einem neuen Standort müsse auch geprüft werden, ob so ein Revier in die städtebauliche Planung der Kommune passe.

Das Polizeirevier Ost steht aber nicht nur räumlich mittelfristig vor Veränderungen. Nach Angaben des Innenministers wird die baden-württembergische Polizei bis zum Jahr 2020 rund die Hälfte seiner gegenwärtigen Beamten altersbedingt ersetzen müssen, das heißt, viele langjährige Mitarbeiter gehen in den Ruhestand. Dabei unterscheide sich das Revier Ost nicht wesentlich von anderen Großstadtrevieren. Deswegen werde bei der Polizei zurzeit überproportional eingestellt. Gall: „Wir haben nach wie vor vier bis fünf Bewerber auf eine Stelle. Und wir bilden gerade über Bedarf aus.“ Im vergangenen Jahr seien etwa 40 Prozent der Neueinstellungen in Baden-Württemberg Frauen gewesen, 25 Prozent hätten einen Migrationshintergrund. Dies sei vor allem für Reviere in Stadtbezirken wie dem Stuttgarter Osten, in denen Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft lebten, sehr wichtig und werde bewusst forciert. Gall: „Ich erhoffe mir dadurch für die Polizei eine größere Nähe zu den entsprechenden Bevölkerungsgruppen.“

Intensivere Zusammenarbeit zwischen Polizei und Ordnungsamt

Intensiviert werden müsste nach Meinung von Gall und von Körner die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und dem Ordnungsdienst der Stadt, der für den ruhenden Verkehr zuständig ist. Körner: „Der Personalmangel bei der Stadt macht sich da natürlich schon bemerkbar.“ Er sehe in diesem Bereich durchaus Optimierungsbedarf. So arbeite der Ordnungsdienst nur tagsüber, nachts nicht. Körner: „Da könnte man etwas ändern.“

Das sieht auch der Gablenberger HGV-Vorsitzende Metzler so. Polizeistreifen vor allem auch zu Fuß seien für das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen sehr wichtig und hätten auch eine abschreckende Wirkung. Und davon gebe es auch in Stuttgart-Ost zu wenig. Metzler: „Da müsste mehr getan werden.“