Die Stuttgarter Polizei ist bereits seit dem Jahr 2012 auf Facebook und Twitter präsent. Foto: fotolia Screenshot: StZ Montage: Miller

In Stuttgart kursierte am Montag das Gerücht eines vereitelten Anschlags, Angst und Panik waren die Folge. Das Stuttgarter Polizeipräsidium setzte auf soziale Netzwerke, um es zu widerlegen .

Stuttgart - Die Stuttgarter Polizei hat am Montag ein Paradebeispiel dafür erlebt, wie sich durch Falschmeldungen in den sozialen Netzwerken Unruhe und Panik in einer Stadt breitmachen können: Es kursierte im Internet auf Facebook und Twitter ein Gerücht über einen bewaffneten Mann, der an der Haltestelle Mittnachtstraße festgenommen worden sei, als er auf dem Weg zu einer Schule war. Manche sprachen gar von einem maskierten Mann, der eine Bombe im Rucksack trug und einen Anschlag geplant hätte. Das einzige, was stimmte, war, dass die Polizei einen Mann mit einem Rucksack festgenommen hatte.

Ein Mann mit Rucksack wurde festgenommen – mehr stimmte nicht

Die Polizei reagierte auf die Gerüchte dort, wo sie entstanden waren: im Netz. Gegen 14.30 Uhr stand auf den von der Pressestelle des Präsidiums betreuten Kanälen Twitter und Facebook eine Meldung, die alles klarstellen sollte. Die Polizei meldete, dass ein offenbar psychisch kranker Mann in der Bahn festgenommen worden sei. „Das hat unglaubliche Blüten getrieben: Eine Kindergärtnerin rief uns an, man habe ihr gesagt, sie müsse wegen eines Amokalarms mit den Kindern im Gebäude bleiben“, sagt der Polizeisprecher Thomas Geiger. Dabei sei von dem Mann keine Gefahr ausgegangen: „Er ging in der Stadtbahn von Tür zu Tür und redete laut vor sich hin, verstanden hat ihn aber niemand“, so Geiger. Drohungen habe er nicht ausgesprochen. Das Gerücht von der Bombe sei aufgekommen, weil aus dem Rucksack des Mannes Kabel hingen. „Die waren von seinem Kopfhörer“, stellt der Polizeisprecher klar.

Die Stuttgarter Polizei hat bereits seit vier Jahren Erfahrung mit Facebook und Twitter. Vom 1. August an sollen alle Dienststellen der Polizei in Baden-Württemberg auf diesen Kanälen kommunizieren, sagt Renato Gigliotti, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei in Baden-Württemberg, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Profile sollen so bald wie möglich nach der Freigabe durch den Landespolizeipräsidenten Gerhard Klotter erstellt werden. Es würden nicht alle auf einmal an den Start gehen, da zum Teil noch Beamte geschult werden müssten.

Polizei will schnell informieren – etwa, wenn Weltkriegsbomben gefunden werden

Die Polizei verfolgt damit mehrere Ziele: Ähnlich wie die am vergangenen Wochenende für ihre Auftritte auf Twitter und Facebook viel gelobten Münchner Kollegen, bei denen fünf Beamte in der Pressestelle für soziale Medien zuständig sind, sollen sie zum einen „einsatzbegleitend“ kommunizieren. „Der Fall eines Mannes, der im März 2015 am Charlottenplatz auf dem Dach eines Gebäudes mit einer Waffe hantierte, ist dafür ein gutes Beispiel“, sagt der Stuttgarter Polizeisprecher Olef Petersen. Man könne in so einer „unklaren Lage“ die Bevölkerung schnell informieren und Verhaltensregeln geben, etwa den gefährdeten Bereich zu verlassen. Ähnlich sei man auch schon mehrfach beim Fund von Weltkriegsbomben vorgegangen. Die Stuttgarter Polizei bekommt dafür einen Beamten zusätzlich zur Mannschaft der Pressestelle abgeordnet. Am Anfang der Social-Media-Arbeit der Stuttgarter Polizei stand eine Falschmeldung: Während des Polizeieinsatzes am „schwarzen Donnerstag“ im Schlossgarten kursierte im Internet das Gerücht, ein Demonstrant sei gestorben. „Da haben wir gemerkt, dass wir auf diesen Kanälen auch aktiv sein müssen, um eben auch auf Falschmeldungen reagieren zu können“, sagt Petersen. Wie die Stuttgarter sind bereits einige andere Präsidien der Landespolizei am Start. In Reutlingen, wo am Sonntag ein brutaler Mord geschah, hat die Polizei noch keine Auftritte in den entsprechenden Netzwerken. „Die Stuttgarter haben uns sofort angeboten, unsere Meldung zu verbreiten“, beschreibt ein Sprecher des Präsidiums, wie man trotzdem über das Internet informieren konnte.

Die Bundespolizei ist im Land auf Twitter vertreten. Sie startete zum Kirchentag 2015 in Stuttgart damit. „Wir wollen dort Medien und die Bevölkerung schnell erreichen, während ein Einsatz läuft“, sagt der Bundespolizeisprecher Jonas Große. Man wolle sich auf Twitter auch als „nahbare Polizei und als Partner“ präsentieren. Gerne auch mal „mit legerem Zungenschlag“.