Olaf Daiß ist seit 35 Jahren bei der Polizei. Im Dienst hat er immer eine Waffe dabei. Und im Einsatzwagen ist er stets über Funk erreichbar. Foto: Rebecca Beiter

Der Möhringer Olaf Daiß leitet den Plieninger Polizeiposten. Auf einer Fahrt mit seinem Streifenwagen berichtet er von seinem täglich Brot. Hier zu lesen – und zu hören.

Filder - Mitten auf der Straße bremst Olaf Daiß und kurbelt das Fenster runter. Für einen kurzen Plausch mit befreundeten Passanten hat er trotz seines Dienstes Zeit. So schön kleinstädtisch kann die Polizeiarbeit in Plieningen sein. Olaf Daiß leitet seit dreieinhalb Jahren den Plieninger Polizeiposten an der Filderhauptstraße 155. „Dann bis morgen“, ruft der Polizeihauptkommissar den Leuten nach und sagt, Plieningen sei etwas ländlicher, etwas entschleunigter und ruhiger als andere Revierposten in Stuttgart.

Die Zahlen geben ihm Recht. Mit 547 Straftaten im vergangenen Jahr gehört Plieningen zu den unauffälligsten Stadtbezirken in Sachen Kriminalität. Daiß ist Ermittler, er sammelt Hinweise und spricht mit Zeugen, bis er dem Täter auf die Spur kommt. Dies sei in Plieningen einfacher, „hier kennen die Nachbarn einander, hier passt man noch eher gegenseitig auf als im anonymeren Kessel“. Sein Wohnort Möhringen sei da weniger ländlich geprägt.

Als Ermittler im Innendienst hat er geregelte Arbeitszeiten

Daiß fährt das blau-silberne Auto weiter durch Plieningen, vorbei an der Universität in Richtung Polizeiposten. Eine Dienstmütze liegt auf dem Rücksitz, ein Stoppschild im Fußraum. Im Kofferraum stapeln sich Warnleuchten, Absperrband und andere Dinge, die ein Polizist brauchen könnte. Ja, auch ein Polizeiauto sei manchmal unordentlich, gibt Daiß lächelnd zu.

Als die Autos noch grün waren, fuhr er öfters mit ihnen als heute. Der 53-Jährige ist seit mehr als 35 Jahren bei der Polizei, er war lange Zeit im Streifendienst, der „Feuerwehr der Polizei“, wie er ihn nennt. Manchmal vermisse er es: „Ich wusste nie, wohin ich als Nächstes muss. Ein Unfall, ein Falschparker oder doch ein Mord?“ Als Familienvater wollte er aber keinen Schichtdienst und keine Arbeit am Wochenende mehr.

Jetzt ist der Mann in blauer Uniform Ermittler und hat geregeltere Arbeitszeiten. Wenn Anzeige erstattet wird, ein Hinweis aus der Bevölkerung eingeht oder der Streifendienst über Nacht eine kompliziertere Straftat aufgenommen hat, kommt er zum Einsatz. Er ermittelt hauptsächlich bei Diebstählen, Körperverletzung oder Sachbeschädigung. Umso wichtiger sei jeder Hinweis aus der Bevölkerung. „Wenn ein einzelnes Auto zerkratzt wird, finden wir meist keinen Täter“, sagt er. Sobald mehrere Bürger einen ähnlichen Schaden meldeten, könne man eher eine Serie feststellen, Streifenwagen vor Ort schicken und den Täter finden. Mit einem ähnlichen Fall war er vor Kurzem beschäftigt. Sein Appell ist daher, bei jeder Straftat Anzeige zu erstatten, auch gegen Unbekannt, „jedes Puzzleteil kann uns ein Stück näher zum Täter bringen“. Er möchte außerdem den Irrglauben beseitigen, dass Anzeigen kosten würden. Nur Juxanrufe bei der Polizei würden Scherzbolden in Rechnung gestellt.

Über das Funkgerät knackst eine Frauenstimme

Der Plieninger Polizeiposten gehört zum viel größeren Polizeirevier 4, das für die gesamte Filderebene zuständig ist und in Möhringen im ehemaligen Bibelhaus an der Balinger Straße beheimatet ist. Dort laufen die Fäden zusammen. Um vor Ort aber präsent zu sein, gibt es weitere Polizeiposten, kleine Außenstellen quasi, in Vaihingen und Sillenbuch, und mit der Revierstation in Degerloch auch noch eine etwas größere Außenstelle.

Das Funkgerät im Auto knackst, eine Frauenstimme nennt Zahlen. Daiß erinnert das an seine Zeit im Streifendienst. Jedes Polizeiauto hat eine eigene Nummer, die bei Funksprüchen durchgesagt wird. „Manche Fälle gehen einem nicht mehr aus dem Kopf“, sagt er unvermittelt und erzählt von einem plötzlichen Kindstod, zu dem er einmal gerufen wurde. Danach habe er erst einmal seiner schlafenden Tochter beim Atmen zugesehen. Trotz solch prägender Fälle ist er bis heute gerne Polizist. „Vielleicht ist es mein Helfersyndrom“, sagt er.

Fünf Beamte teilen sich den Plieninger Polizeiposten

Zurück im Büro: Das Polizeiauto parkt Daiß an der Plieninger Garbe. Der Innenraum des Postens ist beschaulich, ein hölzerner Tresen erwartet Bürger, die mit ihrer örtlichen Polizei sprechen möchten. Im Hinterzimmer gluckst die Kaffeemaschine. Fünf Beamte verrichten in Plieningen ihren Dienst.

Wenn Daiß in seinem Büro steht, strahlt er Autorität aus: aufrechte Haltung, sicherer Stand, fester Blick in die Augen seines Gegenübers. Das reiche heutzutage oft nicht mehr, um sich Respekt zu verschaffen, sagt er. „Der Respekt nimmt allgemein ab, alles wird erst einmal infrage gestellt“, und abseits der Worte nehme auch die Gewalt gegen Polizisten zu. Deswegen hängen an seinem Gürtel Handfesseln, wie sie im Berufsjargon genannt werden, sowie ein Teleskopschlagstock und seine Dienstwaffe. Schießen musste er damit noch nie.