Der Künstler hat die Qualen bei der Verwandlung Foto: Ines Rudel

In der Ausstellung „Bronzen“ sind auch die „Mensekten“ von Karl Ulrich Nuss zu sehen.

Plochingen - Die Älteren haben schon eine seiner Arbeiten in den Händen gehalten. Der 1943 geborene Strümpfelbacher Künstler Karl Ulrich Nuss hat als 27-Jähriger den Wettbewerb für das Design der zwei D-Mark-Umlaufmünze gewonnen. In einer Ausstellung mit dem Titel „Bronzen“ zeigt der Künstler im Atelier der Stadt Plochingen, Marktstraße 36, noch bis zum 2. September Werke, die er in den vergangenen 40 Jahren geschaffen hat.

Der Marktplatzbrunnen aus dem Jahr 1978 ist das älteste Plochinger Kunstwerk von Karl Ulrich Nuss. Im Rahmen der Ausstellung geht es chronologisch mit Plattenfiguren aus den frühen 80er-Jahren, die im zweiten Stock ausgestellt sind, weiter. Als Motive dienen unter anderem eine Kreuzigung und eine Gruppe Erhängter. Zehn Jahre jünger sind die Wippen und Bogen im ersten Stock, bei denen Nuss mit der Balance der Kräfteverhältnisse spielt. Um die Jahrtausendwende hat der Künstler zahlreiche Kleinplastiken geschaffen, die ebenfalls zu sehen sind.

Aus menschlichen Körpern schälen sich Insektenwesen heraus

Die neuesten Werke zeigen die Beschäftigung des Bildhauers mit tierischen Verwandlungsprozessen. Dabei greift Nuss die natürlichen Metamorphosen auf und führt sie fantasievoll fort. Aus menschlichen Körpern schälen sich Insektengestalten heraus. Es entstehen „Mensekten“, die den Besuchern gleich im ersten Stock scheinbar entgegenkrabbeln. Dass der Wandlungsprozess schmerzhaft und quälend ist, ist den Plastiken anzusehen. Die Benennung der Bronzen als „Gregor“ ist eine Referenz auf „Die Verwandlung“ von Frank Kafka. Die von ihm beschrieben Qualen hat Nuss in Bronze geformt.

Dass es knapp vier Dekaden sind, die nun anhand der künstlerischen Entwicklung von der Werke von Karl Ulrich Nuss nachvollzogen werden, erklärte der langjährige Freund des Künstlers Gottfried Heubach während der Vernissage vergangene Woche vor rund 50 Gästen. In Plochingen ziert seit Kurzem eine Statue des mittelalterlichen Ortsherrn Marquardt von Randeck den Ortskern – das war der Anlass für die aktuelle Ausstellung. Der Marktplatzbrunnen und das Ottilienbrünnle gehören bereits seit 1978 zum Ortskern. Karl Ulrich Nuss ist also seit knapp 40 Jahren in Plochingen präsent.