Drei Männer, denen bandenmäßiger Drogenhandel vorgeworfen wird, müssen sich vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Foto: dpa

Drei mutmaßliche Drogendealer müssen sich vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Bei ihrer Festnahme in Plochingen hat einer von ihnen Gas gegeben und einen Polizisten verletzt.

Plochingen - Laut der Staatsanwaltschaft haben die drei jungen Männer, die auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts sitzen, in Plochingen einen schwunghaften Handel mit Drogen getrieben. Allein zwischen Januar und August vergangenen Jahres sollen die heute 20, 23 und 25 Jahre alten Freunde laut der Anklage 19 Mal Marihuana im jeweils „zwei- und dreistelligen Grammbereich“, aber auch Kokain, an ihre Kunden verkauft haben.

Das würde an sich schon schwer genug wiegen, denn bei banden- und gewerbsmäßigem Vorgehen kann die Einzeltat schon mal mit fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Doch der 23-Jährige sieht sich vor der 4. Großen Jugendkammer mit einem weiteren Vorwurf konfrontiert. Er habe am 1. September vergangenen Jahres versucht zu fliehen, als er und einer seiner Mittäter von einem Mobilen Einsatzkommando (MEK) der Polizei festgenommen wurden. In die Zange genommen von zwei Zivilfahrzeugen der Spezialeinheit, soll er den Rückwärtsgang seines Opels eingelegt und mit Vollgas den hinter ihm stehenden Wagen der Polizei gerammt haben. Der Beamte am Steuer – er hatte den Sicherheitsgurt bereits abgelegt – wurde erheblich am Ellbogen und Handgelenk verletzt. Zudem entstand an dem Polizeiauto Totalschaden von 15 000 Euro. Der Angeklagte kann sich kaum darauf berufen, den Einsatz nicht als einen polizeilichen erkannt zu haben. Denn am Kühlergrill blinkte das Blaulicht und ein Beamter war bereits mit gezückter Waffe an der Fahrerseite erschienen und hatte „Polizei, keine Bewegung!“ gerufen.

Die Angeklagten sind selbst Konsumenten

Bei den drei mutmaßlichen Dealern und in ihren Wohnungen wurden neben Drogen diverse Handys sichergestellt, über die sie ihre Geschäfte abgewickelt haben sollen. Zudem fanden die Ermittler Feinwaagen zur Portionierung des Stoffs sowie 15 500 Euro sogenanntes Dealergeld.

Es ist allerdings nicht so, dass das Trio nur für seine Kunden Drogen beschafft hat. Laut dem Staatsanwalt konsumieren die Männer auch selbst. Das räumen sie am ersten Verhandlungstag ein, an dem nur die Anklage verlesen und auf ihre Lebensläufe eingegangen wird. Der 23-jährige mutmaßliche Haupttäter blickt auf eine klassische Drogenkarriere zurück. Mit 14 Jahren habe er mit dem Kiffen angefangen, nach und nach seien Alkohol und Kokain dazu gekommen. Nach einer Therapie vor rund drei Jahren habe er „wirklich gute Vorsätze“ gehabt, erzählt er der Vorsitzenden Richterin Cornelie Eßlinger-Graf, „doch schneller als ich gucken konnte, war ich wieder im Drogenmilieu“. Der junge Mann bringt diverse Vorstrafen mit in diesen Prozess. Er ist unter anderem wegen diverser Drogendelikte, Körperverletzung und Diebstahls schon mehrere Jahre mit Unterbrechungen im Gefängnis gesessen. Auch die beiden Männer neben ihm besitzen bereits Gerichtserfahrung.

Ein Gefängnis ist kein Hilton-Hotel

In der Untersuchungshaft, in der der 23-Jährige wie seine mutmaßlichen Komplizen seit dem MEK-Einsatz sitzt, sei er von Zellengenossen schikaniert, erpresst und verprügelt worden: „Aus dem Nichts und ohne Grund.“ Er wurde deshalb zu seiner Sicherheit in eine andere Haftanstalt verlegt. Der 25-Jährige jammert ebenfalls – wenn auch grundsätzlich – über die Haftbedingungen und die „komischen Justizbeamten“. Das kommt bei Cornelie Eßlinger-Graf nicht gut an: „Was erwarten Sie? Hilton-Hotel?“, fragt sie den Angeklagten. Die Verhandlung wird fortgesetzt. Dann wollen die Angeklagten zu den ihnen vorgeworfenen Taten Erklärungen über ihre Verteidiger abgeben.