Warten, dass es voran geht: Zaynab Zayn und ihre Kinder wollen sobald wie möglich in eine eigene Wohnung ziehen. Foto: Cedric Rehman

Die Syrerin Zaynab Zayn wartet darauf, dass ihr Mann von Ägypten nach Deutschland nachkommt. Sie sucht eine eigene Wohnung, weil ihr Mann an Diabetes leidet. Obwohl die Stadt für die Miete aufkäme, wird Zaynab Zayn nicht fündig.

Plieningen - Ihre Reise ist noch nicht zu Ende. Zaynab Zayns Koffer liegt auf dem Schrank in dem Zimmer in der Plieninger Asylunterkunft. Gerne würde sie ihn sobald wie möglich wieder packen. Nachts, wenn sie nicht schlafen kann, hört sie, wie Schritte zwischen den Zimmern und den Waschräumen hin- und herhuschen. Dann denkt sie daran, dass sie zwar ein Dach über dem Kopf hat, aber eben nicht mehr ihr eigenes. „Ich fühle mich, als wären wir immer noch unterwegs auf der Flucht“, sagt Zaynab Zayn auf Arabisch. Sie braucht sieben Monate nach ihrer Ankunft noch einen Übersetzer, wenn sie mit Deutschen spricht.

Zu Ende wäre ihr Weg von der syrischen Hauptstadt Damaskus über Ägypten und das Mittelmeer nach Deutschland für sie erst, wenn sie wieder eine Haustür hinter sich abschließen kann. Das soll so bald wie möglich geschehen, wünscht sie sich.

Der kranke Ehemann blieb zurück

Zaynab Zayn wartet darauf, dass ihr Mann Issam bald nach Deutschland nachreist. Die Syrerin hat seit zwei Monaten eine Aufenthaltsgenehmigung. Das deutsche Recht erlaubt nun, dass ihr Ehemann aus dem Ausland nach Deutschland nachkommen kann. Er musste in Ägypten bleiben, weil das Geld der Familie nicht ausgereicht hat, für alle die gefährliche Passage über das Mittelmeer zu bezahlen. Die 39-Jährige macht sich um ihren Mann große Sorgen, weil er an Diabetes leidet. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er nach den Strapazen der Flucht und der Trennung der Familie in Ägypten in einer Flüchtlingsunterkunft wieder zu Kräften kommt. „Mein Mann braucht dringend Ruhe, und die gibt es hier mit den vielen Menschen nicht“, sagt sie.

Die Mutter von fünf Kindern ist erschöpft. Sie darf es sich aber nicht anmerken lassen. Um sie herum wuseln die Tochter Faraa und die vier Söhne Baraa, Diaa, Mohammed und Hassan. Jetzt im Winter haben sie oft keinen anderen Raum zum Spielen als die beiden Zimmer.

Die Kinder spielen still

Die Kinder scheinen zu spüren, dass die Nerven ihrer Mutter strapaziert sind. Auf die Frage, ob die Kinder beim Spielen in den beiden Zimmer nicht laut seien, schüttelt Zaynab Zayn den Kopf. „Sie machen Hausaufgaben, und sie malen viel“, sagt Zaynab Zayn. Dennoch, der Kopf würde ihr manchmal schwer von all der Unruhe um sie herum, sagt sie.

Der älteste Sohn Baraa hat die Aufgabe übernommen, den Wunsch der Mutter in Erfüllung gehen zu lassen. Die Mutter ist stolz auf den Vierzehnjährigen. Obwohl er selbst erst Deutsch lernt, sucht er mit dem Smartphone der Familie aus Syrien in deutschen Internetportalen für Immobilien nach Wohnungen in Stuttgart.

Die Stadt zahlt die Miete

Das Jobcenter würde – wie auch bei Hartz-4-Empfängern – der Flüchtlingsfamilie die Miete für eine Wohnung bezahlen. Das Geld bekommt der Vermieter also direkt von der Stadt. Dennoch, die ziemlich sichere Miete scheint kein Argument zu sein, das auf dem in Stuttgart strapazierten Wohnungsmarkt für die syrische Flüchtlingsfamilie spricht. Und damit ist sie nicht alleine. So haben im vergangenen Jahr nur rund 254 Flüchtlinge laut Stadt in Stuttgart ihre Unterkünfte verlassen können, weil sie eine neue Wohnung gefunden haben.

Zweimal hat Baraa Zayn auf einem Immobilienportal eine Wohnung gefunden, die den Bedürfnissen der Familie entsprochen hat. Doch bei der einen stellten sich die Räume als zu klein heraus. Die andere hat der Familie zwar gut gefallen. Aber der Vermieter wollte am Ende nicht. „Wir seien zu viele Leute, hat er gemeint“, sagt Zaynab Zayn.

Bekannte raten zum Umzug

Vor einigen Wochen hat die Syrerin überlegt, nach Hamburg zu ziehen. Syrische Freunde hätten dort eine Wohnung gefunden und ihr Hoffnung gemacht, dass es in der Hansestadt leichter sei für Flüchtlinge, bei der Wohnungssuche fündig zu werden. Sie ist mit ihren Kindern für ein Wochenende mit dem Fernbus nach Hamburg gefahren.

Doch während des Besuchs kamen ihr Zweifel. Mohammed und Hassan spielen in Plieningen Fußball. Und Baraa hat an seiner Schule in Möhringen Freunde gefunden. Das ist der Mutter viel wert, weil ihre Kinder schon einiges durchgemacht haben. Sie würde sich wünschen, dass die Familie ihr neues Zuhause in Plieningen findet. Baraa wird also weiter im Internet nach einer Wohnung suchen.