Der plastische Chirurg Wolfgang Gubisch­ vom Stuttgarter Marienhospital. Foto: Marienhospital

Schönheit ist gegeben – man kann aber auch einiges ändern lassen. Ein Gespräch mit dem plastischen Chirurgen Wolfgang Gubisch­ vom Stuttgarter Marienhospital.

Stuttgart - Herr Gubisch, was empfinden Sie als schön?
Absolute Schönheit gibt es nicht. Aber Schönheit hat immer mit Harmonie zu tun. Dazu gibt es ja viele wissenschaftliche Studien. Die einzelnen Komponenten müssen zueinander passen, sie müssen harmonieren. Auch Symmetrie spielt eine Rolle. Doch Vorsicht: Völlig symmetrische Gesichter sind langweilig. Es braucht eine gewisse Asymmetrie, um ein Gesicht attraktiv zu machen.
Sie sind auf Nasen spezialisiert, wann ist dieses Körperteil denn perfekt?
Auch hier gilt: Die perfekte Nase gibt es nicht, sie muss einfach zum Gesicht, ja zum ganzen Menschen passen. Ist sie zu groß, zu dick, zu lang oder schief, fällt sie auf. Eine viel zu kleine Stupsnase kann ebenfalls störend wirken.
Eine Nase sollte also nicht auffallen?
Genau. Sie ist zwar das bestimmende Merkmal im Gesicht und wird mit der Persönlichkeit eines Menschen verbunden. Aber wenn man jemandem begegnet, sollte man ihm zuerst in die Augen schauen. Ist die Nase zu dominant, kommt man gar nicht erst dazu, sondern bleibt an ihr hängen. Doch Nasen haben nicht nur eine ästhetische Funktion. Man sollte damit gut Luft bekommen und riechen können.
Können Sie nachvollziehen, dass manchen Menschen ihr Aussehen nicht gefällt und sie daher etwas verändern lassen möchten?
Nur dann operiere ich. Ich habe so viele Patienten, die nach der OP extrem dankbar und glücklich sind, die sagen: „Sie haben mein Leben verändert!“ Ich lehne allerdings auch immer wieder Operationen ab, weil es meiner Meinung nach keinen Grund für einen Eingriff gibt, weil ich den Wunsch nach Veränderung nicht nachvollziehen kann. Eine Dame aus den USA war kürzlich sehr wütend auf mich, weil ich sie trotz der langen Anreise wieder nach Hause geschickt habe.
Das halten Ihre Kollegen aus der Schönheitschirurgie oft anders.
In Deutschland ist die Bezeichnung „Schönheitschirurg“ nicht geschützt. Grundsätzlich darf jeder zugelassene Arzt kosmetische Eingriffe durchführen. Da man viel Geld verdienen kann, lassen sich manche zu Dingen verleiten, von denen sie lieber die Finger gelassen hätten. Das führt dazu, dass ich bei 50 Prozent meiner Patienten Nasenrekonstruktionen mache, sprich misslungene Eingriffe korrigiere.
Gehören Schönheits-OPs fast schon zum guten Ton? Hat ihre Zahl zugenommen?
Dazu gibt es in Deutschland keine konkreten Zahlen. Ich glaube aber nicht, dass die Zahl extrem gestiegen ist. Auch deshalb nicht, weil viele Menschen heutzutage über die Risiken Bescheid wissen.
Dennoch: Welche Operation liegt derzeit in der kosmetischen Chirurgie an erster Stelle?
In Deutschland – und weltweit – wahrscheinlich die Nasenkorrektur. Brustveränderungen liegen ebenfalls weit vorn, vor allem in den USA. Und es sind heute Korrekturen gefragt, die vor Jahren undenkbar gewesen wären. Eingriffe im Intimbereich etwa, wie die Verkleinerung von Schamlippen. Das Körperbewusstsein hat sich eben verändert.
Und wohin geht der Trend?
Klar ist, dass nichtinvasive Maßnahmen immer mehr im Kommen sind. Sprich es wird seltener operiert und stattdessen mit Botox oder Gewebefillern wie Hyaluronsäure gearbeitet.
Würden Sie selbst etwas an sich operativ verändern lassen?
Wenn ich mit etwas unzufrieden wäre: Ja.