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Rund um die Welt werden Polymer-Banknoten eingeführt - Plastikscheine sind robuster.

Melbourne - Brunei, Swasiland und Kasachstan haben sie, auch in Kanada, Mexiko, Chile oder Nigeria kann damit bezahlt werden: Banknoten aus Plastik. Die Scheine aus Polymer-Material sind robuster als die aus Papier - und lassen sich schwerer nachmachen.

Allen Ankündigungen zum Trotz will Bargeld einfach nicht aussterben. Plastik setzt sich trotzdem durch. Nämlich in Banknoten: Im vergangenen Jahr wechselten Chile und die Dominikanische Republik, heuer stellen Kanada und Paraguay um, nächstes Jahr soll es in Indien so weit sein. Für künftige Franken-Ausgaben liebäugelt gar die traditionsbewusste Schweizer Nationalbank mit der ungewöhnlichen Idee. Immerhin wird in einer Druckerei in Zürich heute schon Kunststoffgeld gefertigt - israelische Schekel.

Erfunden wurden die Plastikscheine an der Universität Melbourne, worauf viele Australier nicht wenig stolz sind. Dabei hatte alles mit einer Blamage angefangen: Im Jahr 1966 führte Australien statt des bis dahin verwendeten englischen Pfunds eine eigene Währung ein. Die Nationalbank RBA pries in Werbekampagnen ihre mit Wasserzeichen und Metallstreifen ausgestatteten Geldscheine als die "fälschungssichersten der Welt". Bereits nach wenigen Monaten tauchten erstaunlich gute Blüten auf, die mit den damals neuen Farbkopierern aus Büropapier gemacht waren.

Das wurmte die RBA-Chefs derart, dass sie die Forschungsorganisation CSIRO beauftragten, für wirklich unnachahmbare Noten zu sorgen. Professor David Solomon und andere Wissenschaftler tüftelten an Hologrammen und probierten Drucktinten aus, die beim Anfassen ihre Farbe ändern. Sie bauten auch eigene Testgeräte, zum Beispiel mit Ruß, Schmirgelstoffen und künstlichem Schweiß gefüllte Waschmaschinen. Schließlich entwickelten sie Noten aus besonders stabiler, biaxial gestreckter Polypropylen-Folie.

Das mit der englischen Abkürzung BOPP benannte Material wird mit Ausnahme eines Sichtfensters mehrfach mit Farbe oder Metallteilchen beschichtet und mit klarem Polyurethan-Schutzlack überzogen. Wenn diese Geldscheine kopiert oder gescannt werden, verunstalten störende Wellenmuster das Abbild. "Nach zehn Jahren waren die technischen Probleme gelöst", erinnert sich Solomon. "Aber die ultrakonservative Natur der Banker verzögerte die Einführung." Erst im Januar 1988 wurde ein Freilandversuch mit Aussie-Dollar aus Kunststoff gewagt. Die zunächst kühle Aufnahme verbesserte sich, als ein Berater darauf kam, statt Plastik- lieber Polymer-Banknoten zu sagen. Klingt irgendwie wertiger. Die durchsichtigen Scheine entwickelten sich zum Exportschlager. Australiens Zentralbank tat sich mit der belgischen Firma Innovia Films zusammen. Ihr Joint-Venture-Unternehmen Securency produziert nun in Melbourne und in Mexiko unter dem Markennamen "Guardian" BOPP-Substrat für rumänische Lei, vietnamesische Dong, nigerianische Naira und rund 30 weitere Währungen.

"In Rumänien, Neuseeland und Brasilien ging nach der Einführung von Plastikscheinen die Fälschungsrate um mehr als 90 Prozent zurück", stellt Solomon befriedigt fest. Das Guckloch sei "einfach, aber sehr effektiv" gegen Scanner und Farbkopierer. Die Polymer-Noten behalten außerdem traditionelle Sicherheitsmerkmale bei, etwa Kippeffekte, Schattenbilder und fluoreszierende Farben. Dazu kommen holografische Strukturen, die sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut überprüfen lassen.

Die im Vergleich zu herkömmlichen Scheinen aus Baumwollpapier vier- bis fünfmal längere Haltbarkeit gleicht die rund doppelt so hohen Herstellungskosten aus. Ein weiterer Gewinn ist die glatte, saubere Oberfläche: Da Plastik weder Wasser noch Dreck absorbiert und kaum Staub produziert, verringert sich zum Beispiel der Wartungsaufwand für Geldautomaten.

Nach wie vor gibt es aber altmodische Banker, die Kunststoff misstrauen. Die Europäische Zentralbank zum Beispiel verweist auf gescheiterte Versuche in Costa Rica und Haiti. Dort hatten sich um 1980 erste Scheine aus Polyethylen im Tropenklima als nicht farbecht erwiesen und waren verschmiert. Bulgarien, Lettland und ein Dutzend weitere Länder haben vorsichtig erst einmal nur Hybrid-Noten angeschafft, also Papier mit Plastikfenstern.

Swasiland lässt sich derzeit in München neue Emalangeni-Scheine aus polymerbeschichteter Baumwolle drucken. Richtig nützlich, gerade in Inflationszeiten, ist allerdings nur reiner Kunststoff: BOPP kann nach Gebrauch granuliert und zu Mülleimern, Rohrleitungen oder Gartenmöbeln wiederverwendet werden.

Weltkatalog der Kunststoff-Geldscheine: www.polymernotes.org