120 Flüchtlinge kommen täglich nach Stuttgart und müssen untergebracht werden. Foto: dpa

Rund 250 Asylbewerber sollen an der Mühlhäuser Straße in drei Unterkünften angesiedelt werden, so plant es die Stadtverwaltung. Nun geht es darum, geeignete Plätze hierfür zu finden.

Hofen - Der Zustrom an Asylbewerbern steigt von Monat zu Monat. In den ersten zehn Monaten des Jahres haben die Zahlen der Anträge von Flüchtlingen gegenüber dem Vorjahr um 73,7 Prozent zugenommen. Die Tendenz ist weiter steigend.

Die Zeit drängt: Auch in Mühlhausen sollen daher neue Unterkünfte für Flüchtlinge geschaffen werden. Die Stadtverwaltung schlägt vor, auf dem Flurstück 530, zwischen Mühlhäuser und Wagrainstraße, auf einem Acker drei Fertigbauten zu erstellen. 243 Flüchtlinge sollen dort einquartiert werden.

Vor- und Nachteile abwägen

Generell, sagt Thomas Fuhrmann, CDU-Bezirksbeirat, sei die Unterbringung von Flüchtlingen „eine Pflichtaufgabe, die eine Gemeinde erfüllen muss.“ Es gehe aber darum, die geeigneten Plätze zu finden. Ob sich Hofen eignet, da ist sich Fuhrmann nicht sicher. Er gibt auch die schlechte Versorgungslage zu bedenken. „Es gibt dort keinen Laden in der Nähe, wo sollen die Leute hingehen?“ Bevor die CDU-Fraktion im Bezirksbeirat jedoch eine endgültige Entscheidung fällt, möchten die Lokalpolitiker die genauen Details zur Planung in Erfahrung bringen. „Danach müssen wir abwägen, was für und was gegen den Standort spricht“, sagt Thomas Fuhrmann.

Auch Melih Göksu, Sprecher der Grünen-Fraktion im Gremium, findet nicht, dass sich der Bezirk der Verpflichtung entziehen kann. „Wenn Hofen in Frage kommt, stellen wir uns der Verantwortung.“ Er ist sich sicher: „Mühlhausen ist sehr weltoffen, ich sehe da keine Probleme auf uns zukommen.“ Der Standort sei durchaus gut gelegen, allerdings merkt auch Göksu an: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Flüchtlinge zentraler untergebracht werden.“ Der Lokalpolitiker kritisiert, dass bereits am 19. Dezember im Gemeinderat über die neuen Standorte, eben auch Mühlhausen, entschieden wird – nur zwei Tage nach der Präsentation der Pläne im Bezirksbeirat. „Wir hätten uns gewünscht, früher informiert zu werden.“

„Ken Mensch hat davon gewusst“

Gerd Schmid (FDP) sieht die Sache pragmatisch: „Irgendwo müssen die Flüchtlinge ja hin. Man muss schon bereit sein, das zu machen.“ Er möchte erst einmal mehr Informationen haben. „Woher kommen die Flüchtlinge? Wie lange werden sie bleiben?“ Eine strikte Ablehnung sei aber der falsche Weg. Völlig überrascht zeigt sich die SPD-Fraktion. „Kein Mensch hat davon gewusst, dass so etwas in Mühlhausen überhaupt geplant ist“, sagt der Bezirksbeirat Roland Schlarb. „Wenn das die Art und Weise ist, auf die mit uns umgesprungen wird, dann ist das nicht meine Vorstellung von Demokratie.“ Eine Frechheit sei es, dass die Bezirksbeiräte nicht vorher informiert worden seien. „Das wird in der Sitzung sicher heftig diskutiert werden.“

Erst einmal unabhängig vom Standort ist es für Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler sehr wichtig, dass sich die Stuttgarter und Mühlhäuser solidarisch zeigen. „Wir leben in einem verhältnismäßig reichen Land und in einer reichen Kommune. Wir müssen den Menschen zur Seite stehen und ihnen Zuflucht gewähren.“ Es sei zwar immer wieder schwierig, Standorte für Flüchtlinge zu finden, aber mit der Fläche an der Wagrainstraße sei wohl von allen denkbaren Standorten einer der besten ausgewählt worden. Auf die Schnelle könne er allerdings auch keine Alternative nennen. Nun müsse man sich auf jeden Fall schnell Gedanken darüber machen, wie die Flüchtlinge integriert werden können, sagt Bernd-Marcel Löffler.