Fast wie auf dem Mond: Das Planetarium inmitten der Stuttgart-21-Baustelle im Schlossgarten. Foto: Leif Piechowski

Lang stand die Zukunft des Stuttgarter Planetariums in den Sternen. Der frühere OB Wolfgang Schuster wollte es nach Bad Cannstatt verlagern. Jetzt räumen Stadtverwaltung und Gemeinderat mit dieser Vorstellung auf.

Stuttgart - Die CDU-Gemeinderatsfraktion hat jetzt ein öffentliches Signal gegeben und eine zügige und „klare Standortentscheidung“ für das Planetarium beantragt. Aus Sicht der CDU kann das nur heißen: Es bleibt, wo es ist, nämlich im Mittleren Schlossgarten. Daran ändert auch nichts, dass der Bahnhofsbau für eine Art von Mondlandschaft sorgte und neben dem Sternenkino auf Jahre hinaus eine Großbaustelle klaffen dürfte. „Die Hängepartie fürs Planetarium muss ein Ende haben. Wir ziehen die Reißleine“, sagt Jürgen Sauer.

Der Plan des früheren Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster (CDU), das Planetarium in Cannstatt beim angestrebten Mobilitäts-Erlebniszentrum an der Mercedesstraße anzusiedeln, ist faktisch erledigt.

Besonders die CDU hatte sich ursprünglich für diese Idee begeistert. Aber selbst wenn die von Schuster als Sponsorin umworbene Porsche AG die angedachte „Zukunftswerkstatt für Mobilität“ noch errichten wollte, würde das zu spät kommen, meint die CDU. Der Zustand des Planetariums erfordere Klarheit noch vor den städtischen Haushaltsberatungen im Herbst. Sie rennt offene Türen ein. Für die SPD sei immer außer Frage gestanden, dass der Standort im Schlossgarten beste Qualitäten habe, sagt Fraktionschefin Roswitha Blind, deren Fraktion vor rund sechs Wochen auch schon eine schnelle Grundsatzentscheidung fürs Planetarium beantragt hat – nur nicht so zielgerichtet. Als Schuster früher vorgerechnet hatte, dass die Verlagerung finanziell günstiger sei als die Erneuerung und der Betrieb neben der Bahnhofsbaustelle, war die SPD schon skeptisch geblieben.

Planetarium mit „super Standort“

Die Grünen denken in dieser Frage auch nicht anders als die CDU, sagt Michael Kienzle. Im Moment habe das Planetarium einen „super Standort“. Da man Zweifel haben müsse, ob Porsche die Zukunftswerkstatt wirklich bauen will, könne man gar nicht anders disponieren.

Die Aktivitäten von SPD und CDU beförderten nur noch die Einsicht der Stadtverwaltung, dass eine Entscheidung her muss. Inzwischen, heißt es, habe der neue OB Fritz Kuhn (Grüne) die Richtung vorgegeben: Dem Gemeinderat wird die Beibehaltung des jetzigen Standorts vorgeschlagen. Dort will man in das Planetarium investieren, um die Attraktivität zu sichern. Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) mag das auf Nachfrage so nicht bestätigen. Aber sie sagt: „Wir entwickeln einen Vorschlag. Ich drängte auf die Standortentscheidung.“

Dass Hilfe fürs Planetarium Not tut, zeigt auch die Statistik. Seit 1980 hat sich die Zahl der Vorführungsbesucher im Kuppelsaal von 222.763 mit minimalen Verschnaufpausen kontinuierlich nach unten entwickelt. 2012 wurden 132.974 Besucher gezählt. Nicht nur die Baustelle, sondern auch der stetig schlechter gewordene Zustand von Gebäude und Planetariumstechnik dürfte dafür verantwortlich sein.

Viele Schwachpunkte

„Seit der Eröffnung 1977 wurde nur das Allernotwendigste gemacht – und nur das, was standortunabhängig genutzt werden kann“, sagt CDU-Stadtrat Sauer. So bewilligte der Gemeinderat Ende 2009 rund 2,7 Millionen Euro für die Modernisierung der Projektionstechnik. Dringende Vorhaben wie die Erneuerung der Sitze, die in die Fußbodenheizung eingreifen würde, stellte man zurück. Allein neue Sitzpolster und der Einbau kosten wegen der Fußbodenheizung stattliche 700.000 Euro. 2011 rechnete die Verwaltung einen weiteren Investitionsbedarf von rund 1,2 Millionen Euro vor. Inzwischen gibt es neue Hiobsbotschaften. Die Klimaanlage muss erneuert werden, weil in Kürze Fluorchlorkohlenwasserstoffe beim Betrieb der Anlagen verboten werden sollen. Auch die Toiletten und die Schließanlage gelten neuerdings als Schwachpunkte.

Was erledigt werden soll und wie schnell, muss die Beschlussvorlage der Verwaltung auch beantworten. Plus die Frage, wie viel Öffentlichkeitsarbeit es geben soll. Ein deutliches Lebenszeichen und ein Signal der Aufwertung des Planetariums sei man auch den 14 Mitarbeitern schuldig, meint Sauer. Ganz abgesehen davon, dass das Planetarium einen Bildungsauftrag hat. Direktor Uwe Lemmer freut sich: „Ich begrüße, dass das Planetarium nicht allein gelassen wird.“

2008 hat Lemmer seinen Dienst in Stuttgart angetreten, um in Cannstatt ein ganz neues Sternenkino aufzubauen. Wenn man ihn jetzt fragt, wie ihm mit der Aussicht auf eine Zukunft im Schlossgarten zumute ist, lässt er nicht in sein Herz blicken. „Der Gemeinderat entscheidet, ich setze das so gut wie möglich um“, mag er nur sagen.