Klinikclowns der Stiftung „Humor hilft heilen“ von Eckart von Hirschhausen trifft man in vielen Krankenhäusern. Foto: RBK

Lachen ist die beste Medizin, sagt man. Ob das auch stimmt, haben Ärzte am Robert-Bosch-Krankenhaus an Herzpatienten wissenschaftlich untersucht. Mit erfreulichem Ergebnis.

Stuttgart - Kennen Sie den? Ruft die Krankenschwester: „Herr Doktor, Herr Doktor! Der Simulant in Zimmer neun ist gestorben.“ Darauf der Arzt: „Also, jetzt übertreibt er aber!“ Wer über Medizinerwitze wie diesen lachen kann, fördert damit auch seine Gesundheit. Zumindest wenn er an einer Koronarerkrankung mit Brustschmerzen leidet und psychosomatische Herzbeschwerden hat. Das ist nicht einfach dahergesagt, das ist wissenschaftlich erwiesen.

Bei kaum einem anderen Organ hängen körperliche und seelische Erkrankungen so eng zusammen wie beim Herzen. „Herzpatienten entwickeln oft Angststörungen“, sagt Peter Ong, Oberarzt der Abteilung für Kardiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK). So belegten internationale Studien überdies, dass Feindseligkeit und Depression Risikofaktoren für Menschen mit Herzproblemen seien. Diese Zusammenhänge wirken sich auch auf Menschen aus, die sich wegen ihrer Koronarerkrankung einem Eingriff unterziehen mussten. „Viele Betroffene zeigen danach hartnäckige psychische Probleme mit hohem Leidensdruck“, sagt der Oberarzt am RBK. Das Problem dabei: „Von medizinischer Seite kann man dem nur schwer begegnen.“

Eckart von Hirschhausen ist mit seiner Stiftung dabei

So entstand die Idee, es bei dieser zwar gut untersuchten und therapierten, doch nicht beschwerdefreien Gruppe mit einem Humortraining zu versuchen. Darauf gekommen ist Ong zusammen mit dem Arzt und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen. „Ich kam dazu, weil ich Eckart von Hirschhausen schon lange kenne“, sagt Barbara Wild. Die Neurologin und Psychiaterin ist Chefärztin der Stuttgarter Fliedner Klinik und befasst sich seit eineinhalb Jahrzehnten mit dem Thema Humor in der Medizin. Wild hat das Humortraining für psychiatrische Patienten in Deutschland etabliert und wendet dieses bei Patienten mit Ängsten, Depressionen und Burn-out an.

So startete Ende 2014 am Robert-Bosch-Krankenhaus eine Pilotstudie, an der insgesamt 31 Personen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren teilgenommen haben, die an therapieresistenten Brustschmerzen (Angina Pectoris) und an psychosomatischen Herzproblemen leiden. Ursache davon seien meist Durchblutungsstörungen kleinerer Blutgefäße, die eben deshalb auch schwerer zu behandeln seien als große, sagt Barbara Wild. Betroffen von solchen Herzproblemen seien mehr Frauen als Männer, hat man festgestellt. Nach den Behandlungsrichtlinien sei es geboten, dass die Patienten „ihren Stress reduzieren sollen“, erklärt die Psychiaterin.

Therapeutische Klinikclowns im Einsatz

Nach eingehender Untersuchung und der Abfrage des Stressempfindens, der Erheiterbarkeit und von depressiven Symptomen begann das mehrwöchige Humortraining. Spielerisch, unter Einsatz von Elementen des Improvisationstheaters, machte der therapeutische Clown Torsten Fuchs seine Lockerungsübungen mit dem Patienten. Fuchs gehört zur Stiftung „Humor hilft heilen“ von Eckart von Hirschhausen. „Wenn man die Dinge lockerer nimmt, auch mal mit Humor an Probleme oder Stresssituationen herantritt, hilft das ungemein“, sagt Fuchs.

Zu dem Programm gehört zuallererst, selbst seinen Humor zu entdecken, herauszufinden, was einen eigentlich amüsiert, was einen zum Lachen bringt, erzählt Barbara Wild. Die Teilnehmer sollten auch „ihre Aufmerksamkeit auf witzige Situationen im Alltag lenken“, sie durften oder sollten mit den anderen in der Gruppe herumblödeln, man sammelte Witze. „Das ist ein Training in Spontaneität“, sagt die Psychiaterin. Es gehe darum, den Menschen „ihre Hemmungen zu nehmen und dass sie sich eine heitere Stimmung erlauben, trotz der Probleme zu Hause oder bei der Arbeit“.

Die Ergebnisse sind hoffnungsvoll

Barbara Wild ist mit den ersten Ergebnissen zufrieden. Die bisherige Auswertung biete „Anlass zu Hoffnung“. So gaben die Probanden in den Fragebögen zwar an, dass sich an ihrer Stresssituation nichts geändert habe, bei den Krankheitssymptomen gab es nur leichte, aber „keine signifikanten Veränderungen“, erklärt die Medizinerin. Die Patienten erlebten sich aber als leichter erheiterbar, zeigten weniger depressive Symptome. Und der Spiegel des Stresshormons Cortisol, den man anhand von Haarproben vor und nach dem Humortraining ermittelt hat, sei „etwas zurückgegangen“, sagt Barbara Wild. „Das ist schon was.“ Die Teilnehmer fühlten sich „subjektiv wohler, es hat ihnen gutgetan und ihnen Neues eröffnet“. Und durch das Pilotprojekt haben sie offenkundig neue Kontakte gefunden. Wild: „Die wollten als Gruppe zusammenbleiben.“

Eine umfassende Auswertung des Humorprojekts soll schon bald in Form einer Doktorarbeit vorliegen. Dabei will man insbesondere die Effekte bei jenen unter die Lupe nehmen, die vor der Spaßtherapie ausgeprägte Krankheitssymptome zeigten. Womöglich lässt sich das Ergebnis aber auch schon anhand eines Medizinerwitzes vorwegnehmen: Trifft ein Mann, der an Blasenschwäche leidet und dem bisher keiner helfen konnte, einen Freund. Der rät: „Geh doch mal zum Psychiater, vielleicht hast du ein psychisches Problem.“ Beim nächsten Treffen will er wissen: „Und, hat der Psychiater geholfen? Machst du jetzt nicht mehr in die Hose?“ Zufrieden erwidert der Mann: „Doch, schon – aber es macht mir nichts mehr aus.“