In Esslingen gibt es beierst eine „nette Toilette“. Foto: Horst Rudel

Nicht nur an Weihnachten, wenn die Stadt voll ist von Besuchern aus dem In- und Ausland, erheben sich Klagen wegen einer zu geringen Zahl öffentlicher Toiletten in der Stadt. Dabei ist die Lage in einigen Außenbezirken noch prekärer als in der City.

Stuttgart - Während des Weihnachtsmarktes, wenn die Stadt voll ist von Gästen aus dem In- und Ausland, ist der Druck am größten. Aber das ganze Jahr über gibt es Klagen, dass Stuttgart zu wenige öffentliche Toiletten biete. In manchen Bezirken ist die Lage besonders prekär, insbesondere in Stammheim. Bereits Ende des vorigen Jahres hat sich der Gemeinderat auf Vorschlag des Stadtseniorenrats dafür ausgeprochen, dass sich die Verwaltung das Konzept „Nette Toilette“ zu eigen macht, bei dem man insbesondere Gastronomen dafür gewinnt, dass sie ihre Klos für Bürger öffnen.

Wenige Monate vor Beginn der Beratungen zum neuen Doppelhaushalt gibt es eine Vorlage. Danach sollen in einer zwei Jahre dauernden Pilotphase in den Bezirken Vaihingen, Möhringen, Stammheim und Untertürkheim solche „netten Toiletten“ entstehen. Man hat dort auch schon Lokale und Geschäfte ins Auge gefasst, insgesamt 19: in Vaihingen sieben, in Möhringen ebenfalls sieben, in Stammheim vier und in Untertürkheim würde man mit einer „netten Toilette“ starten. Auch eine Kostenschätzung liegt vor. Die teilnehmenden Betriebe erhalten für den Service eine Monatspauschale, die je nach Lage und Aufwand meist zwischen 40 und 100 Euro liegt. Da man im Sozialamt für die Standorte aber mit einer „teils nur gering zu erwartenden Frequentierung“ rechnet, reichten wohl 35 bis 60 Euro monatlich aus. Dafür sind pro Jahr insgesamt 11 400 Euro angesetzt.

Teilnehmende Betriebe erhalten eine Monatspauschale

Dazu kommen Ausgaben für die Lizenz (einmalig 3000 Euro), welche die Aalener Agentur Studioo hält, sowie für Marketingartikel wie Aufkleber, Flyer und Plakate (3500 Euro). Damit liegt man bei Kosten von insgesamt 29 300 Euro.

Das ist vergleichsweise wenig. So stellt die Verwaltung auch fest, die „nette Toilette“ sei „die am schnellsten umsetzbare Möglichkeit, mit einem überschaubaren finanziellen Aufwand die Stuttgarter Bevölkerung mit mehr öffentlich zugänglichen Toiletten zu versorgen“. Die Ratsfraktionen werden das Pilotprojekt im Haushalt aller Voraussicht nach durchwinken.

Überaus günstige Lösung

Andere Lösungen jedenfalls kämen deutlich teurer, wie aus einer Stellungnahme des Abfallwirtschaftsbetriebs hervorgeht. So koste eine behindertengerechte Automatiksäule 300 000 Euro, wobei dieser Toilettentypus, wie der Stadtseniorenrat deutlich gemacht hat, zumindest bei Senioren ohnehin nicht beliebt sei. Die Kosten für ein WC in Fertigbauweise kommt auf 200 000 bis 300 000 Euro. Wobei die Unterhaltskosten noch gar nicht eingerechnet sind. Diese betragen zwischen 15 000 und 30 000 Euro, wenn kein Personal gebraucht wird. Wenn ein Klo aber ständig von jemandem betreut wird wie die WC-Anlage an der Stadtbahnhaltestelle Schlossplatz, dann kommt man auf Kosten von nochmals rund 200 000 Euro im Jahr, und davon sind die Einnahmen von rund 35 000 Euro schon abgezogen.

210 Städte machen schon mit

Die „nette Toilette“ gibt es inzwischen in 210 Städten, darunter auch in Düsseldorf, Duisburg und Nürnberg. Auch in der Region Stuttgart beteiligen sich schon einige Kommunen. So meldete Böblingen Ende des vergangenen Jahres 30 solcher offener Toiletten, Esslingen 38, Bietigheim-Bissingen 14 und Bad Boll 29, unter diesen sind aber auch einige öffentliche Einrichtungen.